18.03.2017

Es fühlt sich so leicht an

golftime
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Es ist kein Geheimnis: Wir müssen nur die physikalischen Effekte günstig einsetzen und auf die Anatomie unseres Körpers Rücksicht nehmen.
„Der Schwung fühlt sich so wunderbar leicht an.“ Das ist die häufigste Aussage, die ich von meinen Golfschülern höre. Sie verstehen nicht, weshalb sie sich bis jetzt so verbogen haben, wenn es doch so einfach sein kann. Irgendwann treffen wir die Entscheidung, wie wir weitermachen wollen: Soll der Golfschwung verklemmt und eingeschränkt sein, oder möchten wir uns frei und harmonisch bewegen? 
Dieser Unterschied ist nicht eine Frage der Beweglichkeit, sondern eine Frage der Schwungtechnik. Wir können selbst entscheiden – beide Schwungtechniken ermöglichen jedenfalls erstklassiges Golf.
Weshalb fühlt sich so mancher Golfschwung „schwer“ an? Was führt dazu, dass eine einfache, harmonische Bewegung mühsam wirkt und oft auch zu Rückenschmerzen führt? Wir wissen von vielen guten Golfern, dass sie unter Rückenschmerzen leiden. Ist das wirklich notwendig, oder ist das auf die Schwungtechnik einzelner Spieler zurückzuführen? Man kann jedenfalls beobachten, dass manche Spieler sich deutlich mehr krümmen als andere, dass man in manchen Fällen schon beim Zusehen Schmerzen mitfühlt.
Die Suche nach dem freien Schwung
Als Physiker und Biomechaniker habe ich mich auf die Suche nach ungünstigen Belastungen im Golfschwung gemacht. Die Konsequenz daraus war, einen Golfschwung so zu kreieren, dass möglichst wenige ungünstige Belastungen vorkommen. In der Folge war ich „hellhörig“, wenn ich belastende Bewegungen sah, konnte jedoch auch feststellen, dass eine ganze Reihe von Top-Spielern günstige Bewegungen verwenden. Somit war klar, welche Art von Golfschwung der erstrebenswerte war. Nämlich jener Schwung, bei dem man sich frei fühlt, die harmonische Bewegung spürt und Gelenke nach Möglichkeit nicht überlastet. 
Wir suchen daher nach einem Golfschwung, der sich leicht anfühlt. Das heißt, wir müssen physikalische Effekte günstig einsetzen und wir müssen auf die Anatomie unseres Körpers Rücksicht nehmen. Das Gefühl von Leichtigkeit steht oft in Zusammenhang mit geringem aktiven Krafteinsatz und der Vermeidung extremer Körperhaltungen. Wir möchten mit geringstmöglichem Krafteinsatz hohe Schlägerkopfgeschwindigkeiten erzeugen. Dazu müssen wir unsere Muskulatur optimiert einsetzen und eine günstige Körperhaltung einnehmen.
Je größer der Golfer, umso stärker nach vorne geneigt
Um diese Anforderungen zu erfüllen und dabei sehr gutes Golf zu ermöglichen, wurde im Rahmen von Healthy-Swing.at die Bewegung des Golfschwunges analysiert. Mein Unterricht basiert daher auf physikalischen und funktionell anatomischen Voraussetzungen. Es genügt nicht zu wissen, dass wir fünf Lendenwirbelkörper haben, es ist notwendig, die Funktion der Bandscheiben wirklich zu verstehen.
Üblicherweise stehen Golfer in der Ansprechposition deutlich nach vorne geneigt. Je größer der Golfer, umso stärker die Vorneigung des Oberkörpers. Das, obwohl die Schläger gefittet sind (da kommen bei einem Physiker schon einige Zweifel an den Fitting-Methoden auf, aber das ist jetzt nicht das Thema).
Bewegung durch große Muskeln
Ein vorgeneigter Oberkörper muss mit Hilfe der Muskulatur stabil gehalten werden, dank der Rückenmuskulatur und der Gesäßmuskulatur. In dieser Haltung wird der Schultergürtel gegenüber dem Beckengürtel verdreht. Die großen Muskeln müssen die Bewegung durchführen, während die kurze Rückenmuskulatur ständig die Stellung zwischen den Wirbelkörpern optimiert. Das ist jedenfalls eine Modellvorstellung.
Sorgen wir nun dafür, dass die Körpervorneigung nicht zu groß ist, dass die Verdrehung zwischen Becken- und Schultergürtel in einem vernünftigen Rahmen bleibt und wir die Physik optimal wirken lassen, dann wird der Golfschwung leicht und die Schlägerblattgeschwindigkeit groß.
So schaffen wir die ersten Schritte zu einem effizienten Golfschwung. Derartige Bewegungen lassen sich sehr leicht vorzeigen, sind jedoch schwer zu beschreiben. Ich werde mich bemühen, Sie auf diesem Weg „der Leichtigkeit“ zu begleiten.
Dr. Christian Haid, Biomechaniker, Universitätsklinik Innsbruck.

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