17.08.2018 | 09:11

Frustbewältigung im Golf – nie mehr ärgern …

Dr. Christian Haid
Dr. Christian Haid

Frustbewältigung im Golf. Beobachten wir Top-Spieler, dann schwingen diese auch häufig nach einem dürftigen Schlag nochmals. Das ist kein Üben des Golfschwunges, sondern die Suche nach Harmonie.


Golf bietet viele Möglichkeiten, sich über etwas zu freuen, und hat auch einiges bereit, worüber man sich ärgern kann.

Deshalb ist es eine Sportart, die Glückshormone ausschüttet und gleichzeitig dafür sorgt, dass wir in keine Abhängigkeit von den entstehenden Endorphinen, die ja in Wirklichkeit endogene Morphine sind, kommen.

Diese ständige Beschränkung unserer Glücksgefühle kann sehr schmerzhaft sein und zu unangenehmen Nebeneffekten führen. Den Schläger im Boden zu versenken und laut zu fluchen sind nur einige Beispiele dafür.

Grundsätzlich muss man aber jedem Golfer, der dieses Spiel durchsteht, zugestehen, dass er sich dem ständigen Wechselbad aus Glücksgefühlen und kleinen Niederlagen stellt. Somit sind Golfer leidensbereite Menschen, die hart an der Verbesserung ihrer Persönlichkeit arbeiten.

Es gibt nun unterschiedliche Möglichkeiten, mit dem nahezu zwingend auftretenden Leidensdruck umzugehen. Man betrachtet die 18 Löcher nur als den notwendigen Weg, um zum 19. Loch zu gelangen.

Man schiebt die Schuld am Versagen auf andere, man übersieht seine Fehler oder man findet so intensive Freude an der Bewegung, dass der nicht getroffene Ball an Bedeutung verliert.

Auf die letzte genannte Möglichkeit als positivem Beitrag zum Erlernen des Golfschwunges möchte ich genauer eingehen.

+++ Zum Thema: Dr. Christian Haid – Golf als Therapie +++

Frustbewältigung im Golf: Negative Gefühle im Zaum halten

Von allen Leistungssportlern hören wir, dass sich ihre beste Leistung leicht angefühlt hat. Daher gilt das auch mit Sicherheit für unseren Golfschwung.

Im Probeschwung gelingt uns das auch häufig, nur kaum ist der Ball im Spiel, sieht die Welt anders aus. In dieser Tatsache liegt aber auch eine Chance, negative Gefühle beim Golf im Zaum zu halten.

Dazu müssen wir eine wichtige Voraussetzung schaffen. Wir müssen lernen, uns beim Schwingen so sehr auf die Harmonie der Bewegung zu konzentrieren, dass wir die Schönheit dieser Bewegung auch tatsächlich wahrnehmen.

Somit können wir nach Fehlschlägen sofort wieder einen Schwung machen, der uns das Gefühl von Harmonie wiedergibt. Der Ärger hält sich in Grenzen.

Beobachten wir Top-Spieler der PGA Tour oder DP World Tour, dann schwingen diese auch häufig nach einem dürftigen Schlag nochmals. Das ist kein Üben des Golfschwunges, das ist genau das oben Beschriebene.

Sofort nach dem unangenehmen Gefühl wieder die Harmonie der Bewegung, des Golfschwunges, suchen. Das ist eine gute Übung und gleichzeitig wirkt es beruhigend.

Harmonie suchen

Aber funktionieren kann dieser Mechanismus nur, wenn wir davor lernen, unsere Bewegung zu spüren. Somit wird einmal mehr deutlich: Golf spielen heißt nicht einfach nur Bälle schlagen, im Kurzspiel Geschicklichkeit entwickeln, sondern auch die Leichtigkeit und die Harmonie des Golfschwunges entdecken.

Diese Formulierung kommt in fast allen meinen Artikeln vor. Das hat seinen Grund. Ich sehe keine Golfstunden, in denen auf das geachtet wird, beim Üben wird immer auf Weite oder auf Präzision geachtet, nie höre ich die Anweisung: „Spüre den Schläger schwingen.“

Die Schwungbewegungen werden ständig eingeschränkt, nie höre ich: „Bewege dich so, dass es sich frei anfühlt.“

Ich wünsche mir, dass mit diesem Gefühl der Bewegungsharmonie im Schwung der Frust bei Fehlschlägen sinkt und sich das Golf mit der Zeit insgesamt verbessert.

Dann ist es leichter, mit Freude Golf zu spielen und die für uns notwendigen „kleinen Niederlagen“ zu verkraften. Frustbewältigung im Golf eben …

Dr. Christain Haid, Biomechaniker an der Universitätsklinik Innsbruck.

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