10.10.2017

Was ist so schlimm an Birdies, Herr Player?

golftime
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Schlimm, wie der Old Course am Wochenende von den Profis in die Knie gezwungen wurde, findet Gary Player. Stellt sich die Frage: Verliert der Golfsport durch die vielen Birdies an Attraktivität? Brauchen wir eine Veränderung? – Ein Kommentar von Thomas Fischbacher
Der Old Course sei in die Knie gezwungen worden. So formulierte es Gary Player bei Twitter. Das moderne Equipment sei schuld, so der Südafrikaner, den es offenbar schmerzt, dass der legendären Platz an der schottischen Nordseeküste schwindlig gespielt wurde. Player hat in einer Sache recht: Einer der populärsten Kurse weltweit wurde am Sonntag zur Birdie-Spielwiese degradiert. Kaum Wind, kein hohes Rough, weiche Grüns und Fahnenpositionen, die auch für die Amateure, die im Pro-Am Format die Profis begleiteten, zu bewältigen waren. Bedingungen also, die zwangsläufig und gewollt niedrige Runden zur Folge hatten. Wie die 61 von Ross Fisher. Neuer Platzrekord! Der alte hatte mehr als 13.000 Profi-Runden Bestand. 19 Spieler benötigten weniger als 67 Schläge. Martin Kaymer verlor trotz einer 70 (-2) am Sonntag neun Plätze auf dem Tableau. Überhaupt gingen bei den 68 Spielern nach dem Cut nur drei Runden über Par in die Statistik ein.
Fest steht: Ein Old Course in dieser Verfassung stellt die besten Spieler der Welt nicht vor große Probleme. Aber hatte deshalb auch nur ein Spieler oder Zuschauer weniger Spaß? Verlor der Golfsport durch die vielen Birdies an Attraktivität?

Player hat in einem weiteren Punkt recht: Die Bälle fliegen weit wie nie. Bernhard Langer schlägt seine Abschläge heute länger als in seinen jungen Jahren. Aber wirkt es sich auch so drastisch auf die Ergebnisse aus? Bleiben wir beim Linksgolf: Auf durchschnittlich 10.8 unter Par kamen die Sieger der Open Championship der Jahre 2010 bis 2017. In den zehn Jahren von 1968 bis 1977, jener Zeit in der Player noch mit Schlägerköpfen aus Holz zwei seiner drei Claret Jugs holte, lag er im Schnitt bei 8,1 unter Par. Ein Unterschied, aber kein himmelweiter.
Wäre ein Golfball, der nicht mehr so weit fliegt, die Lösung? Kleinere Schlägerköpfe vielleicht? Damit die Elite wieder um viele Pars kämpfen muss? Tour-Golf aus der Vergangenheit? Bitte nicht! Die Profis von heute schlagen den Ball länger, weil sie athletischer sind, besser sowie härter trainieren und weil ihnen dabei perfekt abgestimmtes Werkzeug zur Verfügung gestellt wird. So ist eben der Lauf der Dinge. In jeder Sportart steigt das Niveau.
Nicht das Niveau künstlich senken
Es ist nicht notwendig, dieses Niveau durch Einschränkungen des Equipments künstlich zu senken. Und es ist auch nicht notwendig, 10.000 Meter lange Plätze zu bauen, die einen Mehraufwand an Pflege und enorme Kosten zur Folge haben. Golfplätze haben – falls gewünscht – andere Möglichkeiten, sich gegen die enorme Qualität der Tour-Profis zu wehren. Intelligente Maßnahmen der Turnierveranstalter sind gefragt. Engere Fairways, strafenderes Rough, clever platzierte Hindernisse, harte Grüns oder tückische Fahnen-Positionen.
Überhaupt ist die Ambition, das Ergebnis zu Par auf dem gleichbleibendem Niveau zu halten, ein Irrweg. Was ist so schlimm daran, wenn sich die Ergebnisse im Laufe der Zeit verbessern? Wenn die Dustin Johnsons dieser Welt in der Lage sind, den Ball über 300 Meter lang und gleichzeitig in einem 30 Meter breiten Korridor landen zu lassen, dann verliert eben auch ein einst gefürchteter Golfplatz an Schrecken.
Auch Augusta muss eventuell sich neu erfinden
„Irgendwann werden sie Wedges auf der zweiten Bahn (Par 5) in Augusta ins Grün schlagen“, fürchtete Player vor ein paar Jahren. Dem sollte durch kürzer fliegende Bälle ein Riegel vorgeschoben werden. Aber wenden sich die Zuschauer angewidert vom Golfsport ab, weil es auf dem Par 5 nun häufiger Eagles zu bestaunen gibt? Wohl nicht. Auch ein Klassiker wie Augusta muss sich irgendwann wieder neu erfinden, sollten die Herren in den grünen Jacketts Sieger-Ergebnisse von 25 unter Par unbedingt vermeiden wollen. Er sollte dies jedoch nicht durch neue Abschlag-Boxen und zusätzliche Länge bewerkstelligen.
Die letzte Austragung der Open Championship in St. Andrews gewann im übrigen Zach Johnson nicht durch brachiale Länge vom Tee, sondern mit unglaublich präzisen (nicht langen) Abschlägen und einem sensationellen Kurzspiel. Er war in dieser Woche der beste Golfer, nicht der längste. In dieser Hinsicht unterscheiden sich die Major-Sieger von heute nicht von ihren Vorgängern.
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