26.09.2019 | 11:46

Golf und die Plastik-Phobie

Oskar Brunnthaler
Oskar Brunnthaler

Golf und die Plastik-Phobie. Wie in einem deutschen Golfclub über verbotene Verbote, Plastik-Tees und Gummiabrieb diskutiert wird.


Es gibt schon sonderbare Entwicklungen: Nachdem über fast 30 Jahre Plastik-Tees im Golf-Club Schloss Breitenburg verboten waren, wurde diese Verordnung nunmehr aufgehoben. In Zeiten der weltweiten Plastik-Phobie.

„Seit etwa drei Monaten dürfen auf unserem schönen Golfplatz Plastik-Tees benutzt werden“, schreibt GC Schloss Breitenburg-Mitglied Burkhard Baye an den Club-Vorstand.

„Da ich nicht weiß, wer in der heutigen Zeit solch eine unsinnige Entscheidung trifft, wende ich mich an euch. Um kurzfristig wieder ein Verbot von Plastik-Tees auf unserem Platz zu erwirken. Oder, anders ausgedrückt: es dürfen nur Holz-Tees verwendet werden.“

Gegen die Verschmutzung der Umwelt durch Plastik sowie die Plastik-Vermüllung der Weltmeere wird weltweit gekämpft, argumentiert Burkhard Baye. Unter anderem durch ein Verbot von Plastik-Tüten.

Baye in seinem Weckruf weiter: „Müssen sich erst die politischen Parteien oder Umweltverbände dieses Themas annehmen? Wird demnächst die Freitags-Demonstration der Jugend vor dem Clubhaus enden?

Die aktuelle Entscheidung für Plastik-Tees erfüllt alle negativ besetzten Vorurteile der Allgemeinheit über Golfer. Die überwiegend alten Ärzte, Anwälte, Großgrundbesitzer, Manager und sonstigen Bonzen ignorieren die Notwendigkeit für Umweltschutz. Das ist in der heutigen Zeit nicht zu verstehen und nicht akzeptabel.“

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Plastik-Tees: Verbote verboten

Der Club-Vorstand hat bislang auf Bayes Notruf nicht reagiert. Aber beim Betreiber und Präsidenten des GC Schloss Breitenburg, Moritz Graf zu Rantzau, nachgefragt, gibt es folgende nicht uninteressante Antwort.

„Laut DGV dürfen keine Produkte verboten werden, seien es z. B. Golfschläger oder eben auch Tees. Um aber dem Umweltgedanken Rechnung zu tragen, führen wir im Pro-Shop keine Plastik-Tees und rechnen mit der Verantwortung der Golfer.“

Außerdem möchte der zweifache Schleswig-Holstein-Landesmeister (2009/2011) Probleme wie Plastik-Tees nicht über Verbote regulieren. Sondern er appelliert an die Vernunft der Golfer.

Und bringt den CO2-Fußabdruck ins Spiel. „Wenn wir schon das Thema Umweltschutz ansprechen, dann bezweifele ich, ob Holz-Tees, noch dazu gefärbte, nicht ebenso umweltschädlich sind. Vor allem, wenn fast bei jedem Abschlag die Holz-Tees brechen und dann weggeschmissen werden.“

Umweltbewusstsein hat sich duchgesetzt

Und noch weiter ausholend: „Haben Sie sich schon einmal Gedanken darüber gemacht, was der Gummi- Abrieb am Schlägergriff, an den Handschuhen, an der Schlägerhaube für die Umwelt bedeutet?“

Eines finde ich an der so banal scheinenden und doch wichtigen Diskussion – auch wenn es nur um Plastik-Tees geht – absolut gut. Nämlich, dass sich Umweltbewusstsein in den Köpfen durchgesetzt hat.

Egal, ob die Grünen mit ihrem Gedankengut Furore machen. Oder ob sich die Golfer auf den Grüns Gedanken darüber machen, wie sie ihren Golfclub noch umweltfreundlicher machen können.

Also doch wieder kleine Sandhäufchen als „Tees“ bauen. So wie es einst Old Tom Morris vor über hundert Jahren praktiziert hat …

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