18.08.2016

Liebe kommt, Liebe geht

golftime
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»Die nächste Generation kann Golf spielen oder es sein lassen. Das wird mich nicht mehr oder weniger glücklich machen.«
Rory McIlroy
Ich gebe offen zu, Cristiano Ronaldo konnte ich noch nie leiden. Er ist ein eitler Selbstdarsteller, der keine Gelegenheit auslässt, beim Jubeln seinen Astralkörper zu präsentieren. Sein makelloses Sixpack schreit mich dabei lautstark an, sofort alles stehen und liegen zu lassen und ins nächste Fitnessstudio  zu rennen.
Doch im Verlauf des EM-Finales erwischte ich mich dabei, dass mir dieser CR7 plötzlich richtig sympathisch wurde. Schuld daran war die unsportliche Aktion von Dimitri Payet, der einzig darauf abzielte, den portugiesischen Superstar zu verletzen. Trotz starker Schmerzen versuchte Ronaldo immer wieder, mit Bandagen und stark humpelnd weiterzumachen. Schließlich musste er sich unter Tränen auswechseln lassen. An der Außenlinie versuchte Cristiano dann, sein Team zumindest als Motivator zu unterstützen – mit Erfolg. Portugal gewann die Europameisterschaft und alle liebten Ronaldo – sogar ich. 
Richtig gutes Herz
Später erfuhr ich, dass in Cristianos Oberkörper Marke „Photoshop“ sogar ein richtig gutes Herz schlägt. So lässt er sich bspw. nicht tätowieren, um Blut spenden zu können, und er teilt seinen Reichtum gerne und reichlich mit weniger privilegierten Mitmenschen, jedoch ohne dies immer an die große Glocke hängen zu müssen.
Dass es in puncto „kleine Ursache, große Wirkung“ auch ganz fix in die entgegengesetzte Richtung gehen kann, zeigt das Beispiel Rory McIlroy. Während einer Pressekonferenz erklärte der Nord­ire, dass er Golf spiele, um Majors zu gewinnen, nicht um die Entwicklung des Spiels zu fördern.

Neues Zugpferd
Zwar muss man die ungefilterte Ehrlichkeit des jungen Mannes anerkennen, doch in seiner Position als Aushängeschild des Golfsports, Werbe-Ikone und Publikumsmagnet hätte er sich kaum ungeschickter ausdrücken können. Bei einem Versuch, seine Worte einige Tage später mit etwas Abstand zu relativieren, sprang er nochmals beidfüßig ins gleiche Fettnäpfchen: „Die nächste Generation kann Golf spielen oder es sein lassen. Das wird mich nicht mehr oder weniger glücklich machen.“
Offenbar hat McIlroy überhaupt nicht begriffen, worum es im Profigolf geht, einer Sportart, für die sich – anders als bspw. beim Fußball, Boxen oder Skifliegen – fast ausschließlich Menschen begeistern, die diesen Sport auch selbst aktiv ausüben. Als Tiger Woods sukzessive von der Golfbühne verschwand, sanken die Einschaltquoten, es gab weniger Preisgeld zu gewinnen und diverse Events mussten komplett aus dem Turnierkalender gestrichen werden. Damals glaubte man, mit dem „Celtic Tiger“ ein neues Zugpferd entdeckt zu haben, das die Menschen ähnlich wie Woods für Golf und damit auch für die Übertragungen der Turniere begeistern könne. Umso erstaunlicher ist es, dass ausgerechnet der Nordire heute glaubt, sich aus dem „Circle of Life“ im Golfsport einfach so herausnehmen zu können. 

Vergraulte Fans
Besucht man heute Golfanlagen in Nordirland, findet man in jedem Clubhaus gerahmte Fotografien und Pappaufsteller des berühmten Landsmannes. Für die Betreiber ist er schlicht Synonym für die positive Entwicklung des Spiels, von der nicht weniger als ihre gesamte Existenz abhängt. Viel Applaus wird Rory dort für seine Meinung wohl kaum ernten. Zudem scheint McIlroy vergessen zu haben, dass jeder neue Golfer natürlich auch ein potenzieller Kunde ist, der sich für die von McIlroy beworbenen Produkte entscheidet. Insofern war Rorys Aussage nicht nur enorm egoistisch, sie war zudem auch selbstschädigend.
Es wird nicht leicht werden für den nordirischen Weltstar, die vergraulten Fans wieder zurückzugewinnen. Dazu gibt es zu viele echte Sympathieträger im Sport, deren wahres Gesicht manchmal viel schöner ist als ihr Image.
Götz Schmiedehausen, Autor des essenziellen Leitfadens durch die Welt des Golfwahnsinns in Buchform: „Golf oder gar nichts!“ Traf Rory McIlroy erstmals 2004 während eines Jugend-Turniers. Damals war Rory ein kleiner, pummeliger Junge mit einer surrealen Frisur. Auf die Frage: „Wo siehst du dich in zehn Jahren“, antwortete der 15-jährige Knabe: „Als Nummer 1 der Welt“. Heute ist McIlroy an der Weltspitze angekommen, hat nun aber mindestens einen Fan der ersten Stunde weniger.
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