15.07.2018

Lebenszeichen mit Frust

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Marcel Siem gelingt in einem starken Feld eine respektable Platzierung – dennoch zeigt sich der Deutsche verständlicherweise enttäuscht.


Marcel Siem kam nicht gerade mit Selbstbewusstsein nach Schottland. Ende April sammelte der Deutsche bei der Volvo China Open zuletzt Preisgeld und gelang es ihm, eine Runde unter 70 Schlägen zu absolvieren. Dazwischen: Sechs Turniere, sechs verpasste Cuts.

Siem hat hohe Ziele: Er liebäugelt noch immer mit der PGA Tour, strebt die Top 50 der Welt an. Und hat als viermaliger Sieger auf der European Tour bewiesen, dass er über das Spiel verfügt, diese Ziele zu erreichen.

Nicht aber in den vergangenen Jahren. Die Gründe sind vielschichtig: Verletzungen, die Schwungumstellungen, Experimente mit verschiedenen Trainern. 2017 gelang ihm der Klassenerhalt auf der European Tour gerade noch über eine Zusatzwertung. Die Saison 2018 läuft bisher katastrophal. Siem ist die Nummer 188 im Race to Dubai und muss im weiteren Verlauf eine Handvoll Top-Ergebnisse produzieren, um auch kommende Saison erstklassig abzuschlagen.

Siem und Linksgolf werden Freunde

Mit dieser Vorgeschichte kam Siem nach Schottland, um das vorerst letzte Turnier der lukrativen Rolex Series zu nutzen. Und nach drei Tagen sah es danach aus, als gelänge Siem ein richtiger Befreiungsschlag. Nur ein Schlag Rückstand auf den Führenden vor dem Finale. Und das auch noch auf einem Linksplatz, die Siems Spiel normalerweise eher nicht liegen. Doch bei ruhigen und milden Bedingungen freundeten sich der Deutsche und der aus zwei Plätzen zusammengeflickte Scottish-Open-Platz des Gullane Golf Clubs immer mehr an.

Es stand einiges auf dem Spiel: 1 Million Euro Siegprämie, Startberechtigungen für die Open Championship kommende Woche und die Möglichkeit, sich im Race to Dubai nach oben zu katapultieren. Ausgerechnet an Siems 38. Geburtstag wollte der ganz große Wurf allerdings nicht gelingen. Siem brachte zwar früh Birdies auf die Karte, musste im Verlauf der Runde aber auch doppelt so viele Schlagverluste hinnehmen, wie zuvor in allen drei Runden zusammen.

Klares Lebenszeichen, Stones Spaziergang

Siem sah frustriert aus, als er seinem Spielpartner am 18. Grün die Hand schüttelte. Die Finalrunde klang mit zwei Bogeys aus, unter dem Strich reichte es für ein Ergebnis von Even Par, was an diesem Sonntag einige Plätze kostete. Er trudelte bei zwölf unter Par ein – ein respektabler 14. Rang in einem prominent besetzten Feld, der eine deutliche Verbesserung im Race to Dubai zur Folge hat. Dennoch verständlicherweise Frust. Der Tag begann eben auf dem geteilten zweiten Rang.

Es war schlussendlich nicht der ganz große Befreiungsschlag. Kein Open-Ticket, keine Million, kein Top-Zehn-Ergebnis – aber dennoch ein klares Lebenszeichen des Deutschen. Es war schön, den selbsternannten Vulkankopf mal wieder vorne mitmischen zu sehen. Die Emotionen mitzuerleben, die sein Spiel im Positiven wie Negativen beeinflussen.

Den Sieg bei der Scottish Open holte sich am Ende überraschend Brandon Stone. Der Südafrikaner, der zuletzt vier von sieben Mal den Cut verpasst hatte und in der Saisonwertung den 144. Rang belegt, verpasste eine historische 59er Runde nur knapp, spazierte mit einer 60 (-10) am Feld vorbei und feiert seinen dritten Titel auf der European Tour. Ihm gelang der Befreiungsschlag, den sich Siem so gewünscht hätte.

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