02.03.2017

Missverstandener Eigenbrötler

golftime
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Bubba Watson wird ein schräger Charakter mit Hang zur Unnahbarkeit nachgesagt. Wenn da nicht noch eine andere, warmherzige, engagierte und verletzliche Seite wäre…

Als Gerry Lester Watson Jr. 2006 der Sprung von der Nationwide Tour (heute Web.com Tour; Anm. d. Red.) auf die PGA Tour gelang, machte er prompt durch gute Resultate, enorme Distanzen und Schlagvariationen auf sich aufmerksam. Spätestens seit seinen ersten Siegen, beginnend mit der Travelers Championship 2010, weiß die Welt auch um die emotionale Seite des „Bubba“ Watson. Die ihn zeigt, wenn er nach Siegen seinen Tränen freien Lauf lässt oder aber als liebevollen Familienvater. Bubba Watson über den Mann, der nach zehn Jahren auf der PGA Tour nun endlich zu wissen scheint, wo er
hingehört und wer er eigentlich ist…
Bubba über… die Anfänge
Mein Vater schenkte mir ein 9er-Eisen, als ich sechs Jahre alt war. Das war der einzige Schläger, den ich für Jahre haben sollte und, anstatt mit den üblichen Spielsachen zu spielen oder für die Schule zu lernen, spielte ich rund ums Haus Golf mit Plastikbällen. Als ich aufwuchs, drehte sich bei mir demnach alles nur ums Golfspielen oder – besser gesagt – das Schlagen von Bällen, denn von Golf hatte ich zu dem Zeitpunkt noch keine Ahnung. Alles, was ich wusste, war, dass ich mit dem Schläger den Ball treffen musste und der dann irgendetwas tat. Das hat schon früh meine Kreativität gefördert. Es gab keinen Golfplatz in der Nähe, daher nutzte ich unser Haus als Spielwiese. Ich malte einen Kreis in unsere Einfahrt als Loch und dann spielte ich einmal rechts ums Haus herum und anschließend links herum zurück. Über Bäume und darunter hindurch, über das Hausdach und um die Ecken. Dadurch entwickelte ich schon früh das Gefühl, wie man Schläge gezielt manövriert – und es machte mir sehr viel Spaß, denn es klappte mit der Zeit immer besser.
Bubba über… den Griff
Das Erste, was mich mein Vater lehrte, als er mir damals den Schläger schenkte, war der Griff. Obwohl er selbst kein besonders guter Golfer war, wusste er um die Bedeutung eines korrekten Griffs für den Treffmoment. Alle großen Namen des Golfsports mögen zwar einen unterschiedlichen Stil und eine unter- schiedliche Herangehensweise haben, was sie aber alle gemein haben, ist, den Ball immer sauber und konstant gut zu treffen. Mein Vater ließ mich also mit dem richtigen Griff zunächst einfach nur schwingen, damit ich selbst ein Gefühl dafür bekam, wie sich ein offenes oder geschlossenes Schlägerblatt anfühlte. Und was es jeweils bewirkte.
Bubba über… Golf und Zeit mit der Familie
Mein Vater war ein furchtbarer Golfer (lacht). Jetzt, da er nicht mehr bei uns ist, kann ich das ja sagen. Ich glaube, er hat es in seinem Leben nur eine Handvoll Mal geschafft, Runden in den 80ern zu spielen. Aber Golf ist natürlich mehr als nur das Spielen um Trophäen. Ich sehe es auch als die Möglichkeit, gemeinsame Zeit mit der Familie zu verbringen. Meine Mutter hat nie damit angefangen, aber mein Vater und auch meine Schwester spielten Golf. Da ich der Jüngste war, machte meine Mutter immer Caddie für mich und so verbrachten wir vier viel Zeit miteinander. Irgendwann stellte sich dann heraus, dass ich gut im Golfen war, aber dennoch bedeutet es für mich nach wie vor die Möglichkeit, Zeit mit meiner Familie zu verbringen.
Bubba über… Erfolg auf der Tour
Der Lernprozess stellte sich bei mir nur sehr langsam ein, als ich auf der Nationwide Tour anfing. Ich komme aus einem kleinen Ort und mag keine großen Menschenmengen. Ich musste also erst einmal lernen, mit den vielen Kameras vor meinem Gesicht umzugehen oder wie man Interviews gibt. Wenn man mir direkt nach der Runde ein Mikrofon vor die Nase hält, dann erzähle ich einfach los, so, wie es war. Ich wurde dazu erzogen, stets die Wahrheit zu sagen, und so halte ich nichts zurück. Mit der Zeit habe ich dann gelernt, mich etwas zurückzunehmen und mit Situationen besser umzugehen, die mich frustrierten. Für mich gab es während meiner ersten drei Jahre dort, und auch nach meinem ersten Jahr auf der PGA Tour, eine Menge Höhen und Tiefen. Ich war immer so nervös und aufgeregt, dass ich fünf Jahre brauchte, um meinen ersten Sieg (Travelers Championship 2010; Anm. d. Red.) zu holen. Ich mühte mich weiter, kämpfte und kam langsam dahinter, wie ich es anstellen musste. Ich fand dabei heraus, dass Golf letztlich nur ein Sport ist und keinerlei Einfluss auf mein privates Leben und meine Familie haben müsste.
Bubba über… Veränderung in seinem Leben
Im Jahr 2009 erkrankte mein Vater schwer und verstarb ein Jahr später. Das war auch das Jahr, in dem ich mein erstes Turnier auf der PGA Tour gewann. Damals habe ich mich zudem zum ersten Mal für den Ryder Cup qualifiziert, und von da an ging es steil bergauf. Als ich 2012 das Masters zum ersten Mal gewann, fühlte ich mich zurückversetzt in meine Rookie-Saison, denn auf einmal war dieses enorme Interesse an meiner Person wieder so hoch wie seitdem nicht mehr. Die Medien, die Sponsoren und natürlich auch die Fans möchten noch mehr von einem. Also zog ich mich wieder zurück und musste nach neun Jahren erneut lernen, damit in diesem Ausmaß umzugehen. Das war ein schwieriges Jahr für mich, vor allem, was meine Form auf dem Platz anging. Dann wurde ich 2012 auch noch zum ersten Mal Vater – Angie und ich hatten Caleb zwei Wochen vor dem Masters adoptiert. Dass ich dann auch noch das Green Jacket holte, stellte meine Welt zu dem Zeitpunkt komplett auf den Kopf.
Bubba über… seine selbst gesteckten Ziele
Natürlich möchten wir alle so erfolgreich sein wie Tiger, aber man muss sich realistische Ziele stecken. Ich habe einmal in einem Interview gesagt, dass ich zehn PGA Turniere gewinnen wollte. Ich finde, dass jeder, der es schafft, Turniere in zweistelliger Anzahl zu gewinnen, seiner Zeit und Ära durchaus seinen Stempel aufgedrückt hat.
Dies ist ein Auszug aus der Titelstory der aktuellen GOLF TIME-Ausgabe 1/2017. Darin lesen Sie das gesamte Interview mit Bubba Watson.

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