30.09.2018

Und Bjørn muss zum Tätowierer

golftime
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Sergio Garcia wird zum besten aller Zeiten, auch Francesco Molinari schreibt Geschichte. Der Kapitän hat einen unangenehmen Besuch vor sich.


Francesco Molinari:

Holte als erster Europäer in der Geschichte fünf von fünf möglichen Punkten für sein Team, dem Italiener wurden folgerichtig die meisten Fragen auf der anschließenden Pressekonferenz gestellt. Beantwortete diese mit der gleichen Bierruhe, die er zuvor über drei Tage und fünf Partien auf dem Golfplatz gezeigt hatte. Hatte am Sonntag das Glück auf Phil Mickelson, einen der formschwächsten Spieler des U.S.-Teams, zu treffen und fertigte den Amerikaner nach 16 Löchern ab. Hat in fünf Partien nicht einmal die knackigen Schlusslöcher des Le Golf National kennengelernt, war auch mit seinem kongenialen Partner Tommy Fleetwood immer früher fertig. Erlebte seinen dritten Sieg im dritten Cup, dieses Mal allerdings als absoluter Leistungsträger.

Tommy Fleetwood:

Der zweite Teil des kongenialen Duos, das „Moliwood“ getauft wurde. Wurde bereits im Vorfeld aufgrund seiner wallenden Haarpracht zum Protagonisten. Erlebte als Rookie einen Einstand, der seines gleichen sucht. Vier Partien, vier mehr oder weniger deutliche Siege, drei davon über Tiger Woods. Kam im Einzel dann allerdings gegen Tony Finau, einen Rookie auf der amerikanischen Seite, ordentlich unter die Räder Ein kleiner Makel eines Ryder Cup-Debüts, das der Engländer so schnell wohl nicht vergessen wird.

Ian Poulter:

Was war da denn los? Ian Poulter durfte am Samstag zwei Mal ran, und verlor beide Partien. Gab es so auch nicht vom normalerweise so zuverlässig punktenden Engländer. Erwischte dann im Einzel auch noch die Dustin Johnson, die Nummer eins der Welt, der bisweilen auch unmögliche Putts lochte. Half alles nichts gegen die lebende Ryder-Cup-Legende. Ian Poulter machte ernst und löste diese Aufgabe mit maximaler Schwierigkeitsstufe souverän. 

Rory McIlroy:

Durfte nach nicht immer überzeugende Leistung in den Vierer-Begegnungen als Erster ran und traf auf Justin Thomas, einem der formstärksten des Teams von Kapitän Jim Furyk. Es entwickelte sich eine hochklassige Partie, die für McIlroy leider unglücklich und ertragslos mit einem Steckschuss im Bunker der 18 endete. Überzeugte im Anschluss als treibende Motivationskraft für die Kollegen.

Henrik Stenson:

Kam mit Ellbogen-Wehwehchen nach Paris und wurde in den Vierern etwas geschont. Durfte zwei Mal am Nachmittag ran, wo er nur bei jedem zweiten Schlag gefragt war und bekam seinen Lieblingspartner Justin Rose an die Seite, mit dem er zwei Punkte die in Bilanz brachte. Im Einzel war dann wieder Verlass auf den kühlen und humorvollen Schweden, der seinem Gegner Bubba Watson wenig Grund zum Lachen gab. Drei Partien, drei Punkte – maximaler Ertrag.

Sergio Garcia:

Was wurde diskutiert über die Entscheidung von Thomas Bjørn, diesen Sergio Garcia nach mauer Spielzeit zu nominieren. Es hätte doch so viele Alternativen gegeben, die den Ball momentan deutlich näher am Sweetspot treffen als der Spanier. Doch der Ryder Cup hat den erfahrenen Masters-Gewinner schon immer zur Höchstform getrieben. So auch in Paris, wo er seinem Kapitän sein Vertrauen zurückzahlen konnte. Ist nun Europas erfolgreichster Ryder-Cup-Spieler. 

Justin Rose:

Als Nummer zwei der Welt einer der Führungsspieler des Teams. Zeigte solide, wenn auch keine überragenden Leistungen. Holte nur mit Lieblingspartner Stenson seine Punkte. Verlor sein Einzel deutlich gegen einen gut aufgelegten Webb Simpson.

Paul Casey:

Ist mittlerweile 41 und spielte nach zehn Jahren auch mal wieder im Ryder Cup mit. Startete stark in die Saison, konnte in den vergangenen Monaten allerdings nicht mehr wirklich glänzen. Deshalb wurde auch sein Name kontrovers diskutiert, als ihm Bjørn seine Vertrauen per Wild Card zusicherte. Der Routinier bekam mit Tyrrell Hatton einen Jungspund an die Seite gestellt, mit dem er je einen Sieg und eine Niederlage verbuchte. Sicherte im Einzel einen enorm wichtigen halben Punkt gegen Brooks Koepka, der im Vergleich ja bekanntermaßen einen golferisch einigermaßen ertragreichen Sommer erlebt hatte. Rechtfertigte so seine Nominierung.

Tyrrell Hatton:

Qualifizierte sich als Rookie für das Team und kam erstmal verspätet zu einem der Meetings. Schöne Bescherung. Durfte gleich in der ersten Session ran und fabrizierte einige nervöse Schläge. Stabilisierte sich und sorgte am Samstag beim Sieg in den Fourballs für einige Glanzpunkte. Verlor dann sein Einzel gegen Patrick Reed, seinesgleichen Captain America, der bei dieser Austragung allerdings seine Superkräfte wohl auf der anderen Seite des Atlantiks vergessen hatte. War bei diesem Sieg eher der Typ Mitläufer. 

Thorbjørn Olesen:

Durfte am Freitag gleich an der Seite von Rory McIlroy ran, und bolzte eingeschüchtert von der unwirklichen Kulisse seinen Abschlag gleich mal ins Wasser. Thomas Bjørn hatte wohl gehofft, dass der Däne an der Seite des nordirischen Ausnahmekönners ähnlich über sich hinaus wachsen würde, wie ein gewisser Thomas Pieters vor zwei Jahren in Hazeltine. Olesen spielte ok, aber nicht pieteresk und kam im Anschluss  nicht mehr zum Einsatz. Bis zum Einzel natürlich, in dem er einen gewissen Jordan Spieth in Grund und Boden spielte. Zeigte so seinem alten, dänischen Freund und Kapitän, dass auch er am Samstag eine gute Wahl gewesen wäre.

Jon Rahm:

Wird seinen ersten Ryder Cup so schnell nicht vergessen. Mit 23 Jahren als Rookie und dann gleich in der ersten Partie dabei. Konnte während der beiden Gruppenbegegnungen sein unglaubliches Potential nicht immer auf den Platz bringen und stand am Sonntag noch ohne Punkte da. Holte dann aber gegen einen mürrisch wirkenden Tiger Woods den ersten europäischen Punkt am Sonntag und leitete damit die Wende ein. Erlebte einen Tag, von dem er sicherlich auch seinen Enkelkindern noch erzählen wird.

Alex Norén:

Wurde aufgrund seines stabilen Spiels von Kapitän Bjørn in die Kategorie Foursome-Spezialist eingeordnet und überzeugte am Freitagnachmittag an der Seite von Sergio Garcia mit einem Kantersieg über die hilflosen Bryson DeChambeau und Phil Mickelson. Musste gegen Simpson/Watson allerdings am Samstag seine erste Ryder-Cup-Niederlage einstecken. Ging als letzter in die Einzel und sah seine Kollegen in der Ferne feiern, als Molinari den Sieg perfekt machte. Blieb aber konzentriert und holte auf der 18 per spektakulärem Putt den Sieg über DeChambeau. Ihm gebührte der finale Schlag eines Ryder Cup, der für Europa kaum hätte besser laufen können.

Kapitän Thomas Bjørn:

Beim Golf ist es nicht anders als beim Fußball: Ein Kapitän ist dann gut, wenn er am Ende siegreich ist und einen Pokal gen Himmel streckt. Auch wenn er seine Spieler die ganze Woche per Zufallsgenerator aufstellen würde. Solange sie gut Golf spielen, alles bestens. Holte sich mit Stenson, Poulter, Casey und Garcia viel Erfahrung in ein Team mit vielen Rookies. Und die lieferten. Machte so alles richtig. Versprach seinem Team, sich bei einem Sieg ein Erinnerungs-Tattoo stechen zu lassen und sorgte so für die nötigte Zusatzmotivation. Muss nun zum Tätowierer, die Körperstelle wollte er nicht verraten.
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