20.07.2017 | 11:13

Dem Slice auf der Spur

Peter Karz
Peter Karz

Dem Slice auf der Spur. Dieser Fehler kommt zwar auf der Tour so gut wie nicht mehr vor, ich wollte ihn aber hier ansprechen, weil er der wahrscheinlich meist gehasste Ballflug bei Amateuren ist


Sie haben bestimmt schon viel darüber gelesen, und vielleicht hilft Ihnen mein Tipp weiter. Es geht um den Slice, ein hoher Ballflug, der sich in Spielrichtung nach rechts dreht und uns so auch noch die Länge klaut.

Als ob ein Slice nicht schon schlimm genug wäre, haben Golfplatz-Architekten die meisten Bunker, Wasserhindernisse und Ausgrenzen auch noch auf der rechten Spielbahnseite platziert.

Wenn dann links ein Baum oder eine Ausgrenze ins Spiel kommt, was uns das links Vorhalten erschwert, wird der Abschlag schon zu einer Mutprobe.

+++ Zum Thema: Was wir von Tiger Woods lernen können +++

Richtig: Hier kommt Alex von innen an den Ball; damit produziert er einen geraden, penetrierenden Ballflug
Richtig gegen den Slice: Hier kommt Alex von innen an den Ball; damit produziert er einen geraden, penetrierenden Ballflug

Dem Slice auf der Spur: Woher kommt der Slice?

Die Ursache für den Slice ist eigentlich sehr schnell erklärt: Ihr Schläger bewegt sich im Abschwung auf einer zu steilen Ebene, dadurch „schneiden“ Sie den Ball nur an. Das bedeutet, dass die Energie im Treffmoment nicht optimal übertragen wird.

Zudem produzieren Sie mehr Loft als der Schläger von sich aus hat, was auch den hohen Ballflug erklärt.

Zum Dritten können die Hände nicht überrollen und so verliert der Schlägerkopf Geschwindigkeit. Diese drei Punkte machen den „Slicer“ immer zum kürzesten Spieler in einem Flight, dessen Ball mit viel Glück noch vor dem rechten Bunker landet und nicht darin.

Meist liegt das Problem zwischen Hüfte und Schultern. Um den Grund dafür zu finden, warum der Schläger das macht, prüfe ich bei meinen Schülern immer zuerst, ob der Körper ein Teil des Problems ist. Und, um das schon vorweg zu nehmen, meistens ist es leider tatsächlich so.

Dafür habe ich zwei kleine Tests:

Ich beginne immer mit der Schulter-Drehung, die sehr wichtig ist für die richtige Schwungebene. Wie bekannt ist, brauchen wir im Rückschwung eine Schulter-Drehung um 90 Grad. Ob dies körperlich überhaupt möglich ist, prüfe ich ganz einfach: Mein Schüler setzt sich auf einen Stuhl, sodass die Lehne nicht stört.

Mit geschlossenen Beinen und geradeaus blickend soll der Schüler nun seine Schultern nach links und rechts drehen. Meistens spürt jeder Golfer dann selber, zu welcher Seite hin es bei ihm besser geht. Ziel wäre, die Schultern um 45 Grad in jede Richtung zu drehen.

Im zweiten Test prüfe ich, wie gut ein Golfer den Oberkörper vom Unterkörper trennen kann. Das heißt: Kann er seine Schultern drehen, ohne die Hüfte dabei mitzunehmen? Und andersherum: Kann er die Hüfte drehen, ohne dass sich die Schultern bewegen?

+++ Passend zum Thema: Alex Cejka – der Slice-Check +++

Dazu stellt sich der Schüler in einer Eisen-5-Ansprechposition vor mich hin. Jetzt soll er die Arme gekreuzt an die Schultern nehmen und die Schultern nach links und nach rechts drehen, ohne dass sich dabei die Hüfte mitdreht.

Das Gleiche machen wir danach mit der Hüfte, also die Hüfte drehen, ohne dass sich die Schultern bewegen. Diese Übung zeigt, ob man den Abschwung auch wirklich mit der Hüfte beginnen kann oder bei dem Versuch, die Hüfte einzusetzen, auch die Schultern mitbewegt. Und wir alle wissen: Ein sauberer Start des Abschwunges ist sehr wichtig für die richtige Bahn des Schlägers auf dem Weg zum Ball.

Die meisten Spieler, die mit dem Slice kämpfen, haben bei einer der beiden Übungen Probleme. Haben Sie es schon ausprobiert? Und Defizite festgestellt? Also drehen Sie sich zu wenig oder Sie starten den Abschwung eben zu sehr mit Ihren Schultern.

Für eine schnelle Abhilfe gebe ich Ihnen eine Übung mit auf dem Weg:

Beim Abschlag legen Sie sich einen Ball zurecht, den Sie schlagen möchten. Dahinter, etwas nach rechts versetzt, legen Sie sich einen zweiten Ball (oder eine Schlägerhaube, evtl. auch einen Schuhkarton).

Warum? Damit Sie schon optisch ein Hindernis vor sich haben, um den Ball nicht zu weit rechts, also auf der Außenbahn zu treffen. Oft hilft diese optische Stütze schon viel.

Langfristig müssen Sie allerdings das Übel an der Wurzel packen: Die zu geringe Schulterdrehung oder die Schwierigkeit, Schultern und Hüfte separat zu bewegen, sind beides muskuläre Dysbalancen.

Diese können Sie mit einigen Übungen zu Hause oder im Fitnessstudio schnell beheben. Und immer daran denken: Hauptsache, dem Slice auf der Spur …

Peter Karz, Jahrgang ’68, Fully Qualified PGA Professional mit Stützpunkt im Golfpark München-Aschheim. Seit 1996 Trainer von Alex Cejka.

Info: www-peter-karz.de

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