22.10.2019

Ab auf die Insel

golftime
golftime
Tróia Golf soll der beste Platz Portugals werden. Die Konkurrenz ist groß, doch Chancen hat der spektakulär gelegene Kurs, entworfen von Robert Trent Jones Sr., durchaus.

Die 18 Löcher sind bereits seit 1980 auf Tróia, der bildhübschen Halbinsel südlich von Lissabon, zu finden. Doch irgendwie verschwand der Platz, eine Mischung aus Parkland und Links, nach der Eröffnung und der Austragung der Portuguese Open ein wenig in der Versenkung. Obwohl er eigentlich eine große Nummer ist. Lage und Design waren schon zu Beginn an erstklassig, allerdings kämpften die Verantwortlichen mit dem Pflegezustand. Außerdem ist die Anreise nicht ganz umbeschwerlich, denn von Lissabon geht es nach Setúbal und dann 15 Minuten mit der Fähre auf die Halbinsel. Das ist zwar durchaus eine schöne Abwechslung, aber beansprucht natürlich auch etwas Zeit.

1980 wurde der Platz eröffnet

Aber zurück zum Platz. Das Pflege-Manko wurde mittlerweile behoben. Der Grund dafür heißt Alexandre Barroso: Der sympathische Portugiese mit Single-Handicap und reichlich Verständnis für sportliche Plätze ist der neue Clubmanager in Tróia. Er kam aus West Cliffs bei Óbidos, ebenfalls eine große Nummer in Portugal. Seinen Greenkeeper nahm er gleich mit. Und der machte aus den zuvor nicht allzu schnellen Grüns wieder eine wirkliche Herausforderung. Als wir auf dem Platz unterwegs waren, lag die Geschwindigkeit bei knapp elf Fuß auf dem Stimpmeter – das ist wirklich schnell, macht aber auch richtig viel Spaß. Denn die Grüns sind sehr treu und nicht zu stark onduliert. Eine Ausnahme ist die 15, wo eine riesige Welle den zu kurz geputteten Ball auch gerne mal wieder zurück vor die Füße rollen lässt.

Ansonsten beeindruckt vor allem die Lage. Man spielt mit Blick auf den Atlantik durch Kiefernwälder mit sandigen Böden, drivt den Ball über wilde Dünen oder versucht, den Ball unter dem Wind auf ein kleines Topf-Grün zu schlagen. Ja, Kreativität ist gefordert – auch wenn sich das bei einem Golfplatz immer etwas merkwürdig anhört. Gemeint ist die Vielzahl von Schlägen, die man benötigt, um einen guten Score zu schießen.

Man spielt durch Kiefernwälder mit sandigen Böden

Denn die Aufgaben werden von der Natur und dem exzellenten Design des in 2000 verstorbenen Robert Trent Jones Sr. (der u.a. am Design von Augusta National mitgewirkt hat) vorgegeben. Die Grüns sind meist sehr schmal, variieren aber in der Form und passen zum geforderten Approach. Erschwerend kommen zahlreiche Grün- und Fairway-Bunker ins Spiel. Die Fairways sind meist von Kiefern eingerahmt, allerdings findet man eigentlich nahezu jeden verzogenen Ball. Aus dem sandigen Untergrund bleibt einem aber meistens nur der Recovery-Schlag zurück auf das Kurzgemähte. Und schließlich gibt es noch den Wind, der immer einberechnet werden will. In Summe benötigt man ein ganzes Areal an Schlägen, um den gar nicht mal so langen Kurs (5.776 Meter von Weiß bei Par 72) zu bewältigen.

Instagram

Mit dem Laden des Beitrags akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von Instagram.
Mehr erfahren

Beitrag laden

Modernste Trainings-Möglichkeiten

Wer neben dem Spiel auch ein wenig an anderen Aspekten seines Spiel arbeiten möchte, sollte sich an Steve Bainbridge wenden. Der Engländer war lange der Coach von European-Tour-Pro Robert Rock und trainiert aktuell den Großteil der portugiesischen Profis. Seine Golfschule (Hauptsitz in Lagos) nennt sich Elite Golf Academy – und der Name hält, was er verspricht. Steve setzt vor allem auf Technologie, und zwar in Form eines Trackman 4. Über diesen Launch-Monitor verfügt kaum ein Platz, denn er kostet mindestens 20.000 Euro. Angeboten werden Fittings, aber auch Training-Sessions mit Unterstützung durch Trackman. Sehr sinnvoll ist beispielsweise eine Vermessung der eigenen Schlaglängen. Oder wissen Sie wirklich genau, wie weit Ihr Eisen 7 carry fliegt? Die Kosten sind mit 60 Euro pro Stunde auch durchaus vernünftig.

Wer andere Plätze spielen möchte, bekommt von Clubmanager Alexandre folgende Empfehlungen: Quinta do Peru und Montado. Beide sind in der Nähe von Setúbal und am besten per Fähre und Auto zu erreichen. Oitavos Dunes, ein Kurs der in einer ähnlichen Liga wie Troia unterwegs ist, liegt 85 Kilometer entfernt. Allerdings muss man für den Trip nach Cascais mindestens eineinhalb Stunden Fahrtzeit einplanen.

Ausflugstipps

Deutlich leichter wird die Auswahl, wenn es im Anschluss um das Essen geht. Denn die Halbinsel hat es kulinarisch in sich, ohne den Fokus zu verlieren. Auf Tróia wird überwiegend Urlaub gemacht.Also kann man auch in legere Strandkleidung (oder mit Golf-Shorts und Kappe) zum Essen einlaufen. Im modernen Clubhaus gibt es eine überraschend vielfältige Küche mit überwiegend portugiesischen Spezialitäten. Einen Abstecher sollte man aber unbedingt auch einplanen, und zwar nach Comporta.

Das beschauliche Dorf mit rund 1.500 Einwohnern liegt eine 15 Minuten Fahrt vom Platz entfernt. Unsere Empfehlung ist das Gomes: Das gemütliche Restaurant in der Ortsmitte hat ein paar Plätze im Garten und eine tolle Inneneinrichtung. Außerdem sind Essen und Weine einfach nur großes Kino.

In Troia selber, das am Westende der Halbinsel liegt, ist das Monte Mar zu empfehlen. Es gibt von den Betreibern sowohl ein Restaurant im Hafen als auch eine kleinere „Strandbude“ an der Praia.

Wer neben dem Genuss von gegrilltem Fisch und Weinen aus dem Alentejo noch etwas Abwechslung sucht, kann sich schließlich der Erkundung von römischen Ausgrabungen widmen. Unweit des Golfplatzes sind mehrere Archäologen damit beschäftigt, unter den Sanddünen das Leben unserer römischen Vorfahren zu analysieren. In den „Ruínas Romanas“ sind überwiegend die Produktionsmethoden der Fischverarbeitung zu erkennen.

Außerdem gibt es Überreste der Bäder, die für die damalige Zeit (3. Jahrhundert v. Chr.) äußerst fortschrittlich waren. Und wer Genuss und Lokalkolorit kombinieren möchte, ist im Mercado do Livramento in Setúbal richtig. Die Markthalle mit viel Fisch, Gemüse und Käse gehört zu den schönsten in Portugal.

Hotelempfehlungen

Unser Tipp ist das 5-Sterne-Troia Design Hotel, das über 236 Zimmer und Suiten verfügt. Eher für Familien geeignet ist das gleich nebenan gelegen Aqualuz (4 Sterne). Außerdem gibt es in der Nähe des Platzes einige Villen und Appartements, die über den Club vermietet werden. Außerdem gibt es verschiedene Package-Deals mit Übernachtung und Greenfee. Angenehm: Das Preisniveau liegt deutlich unter dem der Algarve.

Info: www.troiaresort.pt

von Timo Schlitz

Weitere Artikel

More Info

0 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert