Bernhard Langer nutzt den dritten Tag bei der Open, um Boden gut zu machen. Es könnte die letzte Open für den 60-Jährigen sein.
Thomas Fischbacher aus Carnoustie
Ob er sich die deutschen Spiele bei der Fussball-Weltmeisterschaft angesehen hätte, wurde Bernhard Langer nach Runde drei der Open Championship gefragt. Das Interesse an seiner Person war hoch. Viele internationale Journalisten versammelten sich in der Mixed Zone, um zu hören, was der 60-Jährige zu sagen hatte nach seiner 69 (-3) in Runde drei der Open Championship. „Leider ja“, antwortete der Deutsche auf die Frage und lachte: „Seit 30 Jahren versuche ich erfolglos, die Deutschen davon zu überzeugen, dass sie mehr Golf als Fussball sehen sollen.
Nach dem kleinen Scherz zum Einstieg ging es dann aber um Golf. „Ich habe viel besser gespielt heute“, analysierte Langer seine dritte Runde. Noch vor ein paar Tagen telefonierte er mit seinem Langzeit-Trainer Willi Hofmann, der ein paar Schwungideen lieferte. Ideen, die Langer nun immer besser umsetzt. Vor allem mit den Eisenschlägen sei heute sehr zufrieden gewesen. Einzig das Putten verhinderte eine ganz tiefe Runde. Aus einem Drei-Putt resultierte eines von zwei Bogeys des Tages. Auf der anderen Seite hatte ein Eagle und drei Birdes ihren Anteil daran, dass Langer bei eins unter Par in das Finale startet und einen Satz nach oben im Tableau macht.
„43 Jahre Bälle schlagen, das merkt man meinem Körper an“
Es sind immer ähnliche Fragen, Langer beantworten muss. Zumeist geht es darum, wie er das anstelle, in hohem Profigolfer-Alter auf diesem Level zu spielen. Wie er es schafft, seinen Körper so jung zu halten. Langer muss über diese Fragen schmunzeln und ergänzt, dass er sich jeden Morgen alles andere als jung fühlt. Irgendwo zwicke es immer, und es werde auch nicht weniger. Immer wichtiger wird die tägliche Routine, die Bewegung, das Stretching und das ausgiebige Aufwärmen. Und immer wichtiger werde es auch, die Schläger in der turnierfreien Zeit zur Seite zu legen. „Ich bin auf der Tour seit ich 18 bin, das sind 43 Jahre Bälle schlagen, das merkt man meinem Körper an.“
Der Golfsport habe aber die Eigenheit, dass weniger durch Physis, sondern mentale Aspekte sowie Technik entscheidend ist, um gut zu spielen. Und in diesen Punkten ist der Dienstälteste im Feld seinen Kollegen um einiges voraus. An diesem Tag auch seinem Spielpartner Rafa Cabrera-Bello, der mit einer 76 vom Platz des Carnoustie Golf Links taumelte.
Lernprozess „Schläger weglegen“
Es sei ein Lernprozess gewesen, zu akzeptieren, dass es manchmal besser ist, die Schläger in die Ecke zu stellen. Denn Langer ist noch immer getrieben vom Ehrgeiz. Dabei gehe es nicht um 10.000 U.S.-Dollar hier oder da, sondern es gehe um Pokale und Auszeichnungen. „Sollte ich irgendwann nur noch auf Platz 40 landen, werdet ihr mich nicht mehr lang sehen.“
Es könnte die letzte Open Championship sein für Bernhard Langer, der betont, er würde nur teilnehmen, wenn er sich wie im vergangenen Jahr durch einen Sieg bei der Senior Open für das Major der Herren qualifizieren würde. Jenes Turnier steht kommende Woche in St. Andrews an. Wer dort als Favorit an den Start geht, dürfte jedem klar sein.
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