Torrey Pines, San Diego – Die Lichtgestalt Tiger Woods hatte nach 17 Monaten Abwesenheit während seines Comebacks bei einem regulären PGA Tour-Event mit äußerst weltlichen Problemen zu kämpfen, die jeder Hobbygolfer zur Genüge kennt: dem Abschlag. Schon der erste Drive segelte nach rechts ins Rough und zog den ersten Schlagverlust für den 41jährigen Superstar nach sich. Und ehrlich gesagt, viel besser wurde es im Verlauf des Tages für Tiger auch nicht mehr.
Torrey Pines ist Tiger Woods absolute Wohlfühlwiese. Nirgendwo hat er mehr Erfolge und bessere Scores produziert als auf dem Süd- und dem Nordkurs vor den Toren San Diegos. 2008 gewann er gar das reguläre PGA Tour-Event sowie die U.S. Open auf den 36 Löchern. Die ideale Bühne für ein Comeback, möchte man meinen. Doch die Realität holte Tiger bei seiner Auftaktrunde schnell ein. Mit 76 Schlägen und einem geteilten 133. Platz droht erstmals in Woods Karriere ein verpasster Cut in Torrey Pines, Von einem möglichen Erfolg trennen ihn gar 11 Schläge. Zur Erinnerung: noch nie kam Tiger bei einem Start in Torrey Pines mit mehr als vier Schlägen Rückstand auf den Führenden ins Ziel.
Normalerweise schreibt man nicht so viele Zeilen über den 133. nach der ersten Turnierrunde, aber wenn es um eine lebende Legende geht, gelten andere Gesetze. Was den Menschen Tiger Woods angeht, musste dieser bald erkennen, dass Wille und Enthusiasmus durchaus Flügel verleihen können, doch wenn der Körper nicht willig ist, schwächelt irgendwann auch der Geist. Nach seinem Bogey zum Auftakt, spielte Woods routiniertes Par-Golf, zeigte ab und an großartige Rettungstaten wie bspw. seinen beliebten Flopshot aus kürzester Entfernung. Auf Loch 10 und 11 gelangen ihm sogar zwei Birdies in Folge, dann jedoch verlor er gleich sechs Schläge zwischen Bahn 13 und 17. Das Pflicht-Birdie auf dem abschließenden Par 5-Loch wirkte wie ein Trostpflaster. Tiger war mental geplättet, körperlich ausgelaugt und vor allem gehörig desillusioniert.
„Ich habe mir den Hintern abgekämpft“, berichtete Woods über seine Runde. Was seine wilden Abschläge angeht, sagte er: „Ich dachte mir immer wieder, lass uns dass nicht nochmal wiederholen. Unglücklicherweise lief es jedoch den ganzen Tag so weiter.“ Woods fand nie seinen Schwungrhythmus vom Abschlag. Mal flog der Ball nach links, meist jedoch weit nach rechts. Schon ab der achten Bahn traf er kein einziges Fairway mehr. Sogar mit dem defensiven Holz 3 schaffte er es, sich in Schwierigkeiten zu bringen. Dank seines Kampfgeistes und seinem exzellenten Kurzspiel blieb es letztlich bei „nur 76 Schlägen. Das lange Spiel jedoch ist und bleibt eine komplexe Baustelle, die an einen gewissen Pannenflughafen in Berlin erinnert.
An Woods Seite spielten Dustin Johnson und Jason Day, die aktuelle Weltspitze des Profigolf. Beide blieben für ihre Verhältnisse ebenfalls relativ blaß. Der Weltranglistenerste Day kam mit einer 73 ins Ziel, Dustin Johnson benötigte einen Schlag weniger.
Der englische Olympiasieger Justin Rose machte hingegen vor, wie man Torrey Pines bändigt. Er spielte auf den Front Nine zwei Eagles und drei Birdies und kam mit nur 30 Schlägen an den Turn. Die zweiten neun Bahnen waren mit 35 Schlägen nicht mehr ganz so imposant, jedoch führt Rose das Feld mit 65 Schlägen an, einen Schlag vor dem Kanadier Adam Hadwin bzw. zwei Zähler vor dem U.S.-Quartett Beau Hossler, Charles Howell III, Trey Mullinax und Gary Woodland.
Die beiden deutschen Vertreter Max Rotluff und Alex Cejka erlebten jeweils grausame Golftage. Der Düsseldorfer Rotluff spielte eine 78, während Alex Cejka mit seiner 82 den letzten Platz belegt. Den „Abschuss“ erlebte Alex mit einer 10 auf dem abschließenden Par 5. Nach zwei Standardschlägen verfehlte er aus 80 Metern das Grün und sein Ball landete im Wasser. Es folgte ein weiterer Wasserball. Der anschließende Pitch landete weniger als zwei Meter am Loch, doch Alex benötigte drei Putts, um den Ball zur 10 zu versenken.
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