05.03.2019

Bunte Vielfalt

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Die drittgrößte Insel der Kanaren mausert sich vom Geheimtipp zur Top-Golfadresse im Archipel.


Gran Canaria, Spanien 

Von Götz Schmiedehausen © GOLF TIME Verlag GmbH

Götz Schmiedehausen, stellvertretender Chefredakteur von GOLF TIME, hat sich vor Ort einen Eindruck von den teils traumhaft gepflegten Golfanlagen des Eilands verschafft. „Rotkraut?“, wundere ich mich. Man rechnet mit vielen Dingen, die einem während eines Gran Canaria-Aufenthalts begegnen könnten. Doch Rotkraut? Im Seaside Palm Beach Hotel jedoch gehören deutsche Spezialitäten wie eben auch Rotkraut neben einheimischer Küche zum Standard. Ebenso eine teutonische Backwarenvielfalt zum Frühstück oder Omas selbstgemachter Apfelkuchen zum Kaffee. Eigentümer Theo Gerlach, ein Hamburger Unternehmer, der schon seit den 70er-Jahren Hotelanlagen auf Gran Canaria betreibt, legt Wert auf höchste Qualität und ein stimmiges Gesamtkonzept. Das Seaside Palm Beach Hotel und das nur unweit liegende Seaside Grand Hotel Residencia in Maspalomas sind nicht nur zwei großartige Konzeptangebote an anspruchsvolle Gran Canaria-Urlauber, sie sind zudem perfekt gelegene Basislager für eine gehaltvolle Golfwoche auf der drittgrößten Insel der Kanaren. Der Ferienort Maspalomas liegt an der Südspitze von Gran Canaria. Hier findet man Luxus-Resorts, Mittelklassehotels und einfache Pensionen, also für so ziemlich jeden Geldbeutel die passende Unterkunft. Auf dem öffentlichen Strand, der sich entlang der berühmten Dünen von Maspalomas erstreckt, sind alle Menschen gleich (vor allem im ausgedehnten FKK-Bereich), denn es gibt auf dem sechs Kilometer langen Sandstreifen keine abgetrennten Privatbereiche für Hotelgäste. An einem Ende des Strandes hat man einen guten Blick auf den Campo de Golf de Maspalomas. 
Der großzügig angelegte Par-73-Platz grenzt zwar an das Gebiet der Dünenlandschaft, weist aber keinerlei erkennbaren Linksgolf-Charakter auf. Es ist viel mehr ein überraschend flacher Resortplatz, der mit seinen breiten Fairways und den großen Grüns alle Charaktereigenschaften hat, um Touristen glücklich zu machen. Trotz der hohen Besucherfrequenz ist der Pflegezustand ausgezeichnet, vor allem die Grüns sind (wie fast überall auf Gran Canaria) schnell und treu.

Für den zweiten Tag

habe ich mir den Old Course und den New Course des Salobre Golf Resort vorgenommen – auch bekannt als „The Beauty & The Beast“. Die Fairways und Grüns des 1999 eröffneten Old Course wurden mit großem Aufwand in der kargen Wüste kultiviert. Unzählige Palmen und eine reiche Vielfalt an Wüstenbotanik säumen die nicht allzu breiten Fairways und bestrafen ungenaue Schläge. Der Pflegezustand war leider ziemlich schlecht, was jedoch in der Hauptsaison größtenteils behoben sein soll. Der New Course hingegen ist ein ganz anderes Kaliber. Als „The Beast“ 2008 eröffnet wurde, hagelte es harsche Kritik, dass die 18-Loch-Anlage im Grunde unspielbar sei. Trotz diverser Nachbesserungsarbeiten beschleicht mich trotzdem noch das Gefühl, dass die Erbauer ordentlich einen an der Waffel gehabt haben müssen. Welcher geistig voll zurechnungsfähige Mensch baut superschmale Fairways zwischen Steilhängen und Mini-Canyons, die zudem auch noch in Richtung eines Abgrunds hängen? Und krönt dies mit einem blinden Abschlag? Dank dieser üppig belegten Lachplatte beginnt mein Golfabenteuer mit fünf verlorenen Bällen nach nur drei Bahnen. Anschließend folgen erstaunlich viele Möglichkeiten, weitere Golfbälle zu verlieren und mit dem Golfcart auf den abenteuerlichen Wegen ums Leben zu kommen. Nach den ersten sechs Bahnen allerdings beruhigt sich das Design etwas und die Chancen auf Erfolgserlebnisse nehmen zu (sofern man noch genügend Bälle hat). 

Fazit:

Was Designer Ron Kirby hier aus dem Vulkangestein gefräst hat, ist einer der kuriosesten Slapstick-Plätze, die ich je gesehen habe. Aber definitiv auch ein Riesenspaß!

Für den dritten Tag 

steht mit Anfi Tauro das golferische Sahnestück der Kanaren auf der Speisekarte. 30 Millionen Euro wurden in den Bau der 18 Loch sowie einen Neun-Loch-Kurzplatz investiert. Gigantische Bagger und eine Menge Sprengstoff kamen zum Einsatz, um diese spektakuläre Wüsten-Wiese zum Leben zu erwecken. Perfekt manikürte Fairways, Grüns auf Tour-Niveau und unzählige Postertapeten-Fotomotive sind nur einige der Highlights des kanarischen Platzhirschen. Hinzu kommt das abwechslungsreiche, aber auch durchweg faire Layout der Bahnen. Mit sechs Abschlagsoptionen fordert Anfi Tauro Top-Golfer und schenkt Otto-Normal-Hackern gleichsam einen stressfreien Golftag. Eine Fahrt nach Las Palmas, die Hauptstadt von Gran Canaria, lohnt sich für Golfer nur bedingt. Annähernd 400.000 Menschen leben in der größten Stadt der kanarischen Inselgruppe, die maßgeblich vom flächenreichsten Hafen des Atlantiks geprägt wird. Anders als im Süden der Insel ist das Wetter in Las Palmas etwas unstet (der Süden weist über 330 Sonnentage auf) und es regnet häufig. Ich habe jedoch Glück, der große Schauer ging schon am frühen Morgen runter. 
Station Nr. 1 heißt El Cortijo und befindet sich etwas außerhalb des Stadtzentrums. Touristen verirren sich nur selten auf die leicht heruntergekommene Anlage, die gerne von Einheimischen frequentiert wird. Die ersten 12 Bahnen sind relativ langweilig, zudem beleidigen die Hochhäuser am Rande des Golfplatzes das Auge. Das Abschlussdrittel jedoch entschädigt wieder etwas. Aufgrund des modernen Golfplatz-Designs mit üppigen Wasserhindernisse und zwei schön angelegten Par-3- Löchern hat man das Gefühl, nun auf einem völlig anderen Platz zu spielen. Wenn man nur Zeit für eine Golfrunde in Las Palmas hat, ist der Real Club de Golf jedoch die bessere Wahl. 

Der älteste Golfplatz Spaniens 

wurde direkt neben einem Vulkankrater angelegt und bietet dem Spieler beeindruckende Ausblicke, aber auch einiges an Überraschungen. Der Parkland-Platz ist sehr hügelig, relativ kurz und höllisch eng. Besonders auffällig wird der akute Platzmangel in einer Art Bermudadreieck zwischen den Löchern 12, 13 und 17, die eigentlich eine große Bahn mit drei dünnen Baumstreifen als Trennlinien sind. Hier flogen mir während meiner Runde rund ein halbes Dutzend Bälle um die Ohren, einer traf meine Golftasche, ein anderer einen Baum direkt vor mir. Das zweite Ron Kirby-Design der Insel heißt Lopesan Meloneras. Dieses Werk ist, anders als „The Beast“, ein wirklich gelungener Championship-Course, der jedoch auf einigen Bahnen ein wenig mehr Wiedererkennungswert hätte bieten dürfen. Aufgeteilt ist die Par-71-Anlage in neun Löcher mit Bergpanorama und neun Bahnen mit Meerblick. Drei Löcher grenzen auch direkt an die Küste. Der Schwierigkeitsgrad ist auch von den hinteren Abschlägen leicht bis moderat, in der zweiten Hälfte steigert sich der Anspruch etwas, jedoch nicht unmäßig. Auf der Anlage findet man zudem eine Leadbetter-Golf Academy, in der man kompetent an seinem Schwung feilen lassen kann. Nach Anfi Tauro ist Salobre klar die Nummer 2 der Insel. 

Fazit: 

Im Frühling und Sommer lohnt sich Gran Canaria für den Golfurlauber aufgrund der fast menschenleeren Plätze, im Herbst und Winter aufgrund der Sonnengarantie. Anfi Tauro allein ist den Besuch der Insel wert, jedoch können sich (fast) alle Plätze im Süden sehen lassen und es bleiben keine Wünsche offen.

Noch mehr Destinationen, auf denen passionierte Golfer ihr Hobby mit ihrem Urlaub verbinden können, finden Sie auf unserer Homepage.

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