05.12.2016

Entlang des wilden Weges

golftime
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Zehn Prozent der irischen Bevölkerung spielen Golf. Kein Wunder angesichts der erstaunlichen Golfplätze des „Wild Atlantic Way“. Vergleichbare Linksgolf-Plätze wirken dagegen wie beschauliche Wiesen.
Der Regen beginnt genau in dem Moment, in dem ich das Flughafengebäude des Dublin Airport verlasse und ins Taxi steige. Es ist kurz vor Mitternacht und  der Taxifahrer, der mich zum Portmarnock Hotel bringen soll, manövriert seinen Wagen mit schlafwandlerischer Sicherheit durch eine Wand aus Wasser.
„Das hört gleich wieder auf“, verspricht er mir und wirklich, kaum sind seine Worte verhallt, stoppt das Hämmern der Regentropfen auf das Wagendach. „Willkommen in Irland“, sagt er lachend.
Das Wetter ist unberechenbar
Machen Sie sich keine Illusionen: Wenn Sie zum Golfspielen nach Irland fahren, müssen Sie Ihre Regenausrüstung einpacken. Das Wetter ist unberechenbarer als ein Labradorwelpe, doch bei Weitem nicht so schlimm wie sein Ruf. Während der Woche, in der ich die grüne Insel erkundet habe, sollte dieses feuchte Intermezzo der einzige nennenswerte Regenschauer bleiben.
Wenn man via Dublin zum Linksgolf nach Irland reist, muss man sich zwischen drei Optionen entscheiden. Entweder man erkundet die Region rund um die Hauptstadt, in der es Plätze wie Portmarnock oder The Island Links zu entdecken gibt. Oder man zieht gen Süden und macht die Stadt Cork zu seiner „Homebase“, wo in einem Radius von einer Autostunde Schönheiten wie der Cork Golf Club oder die Old Head Golf Links locken.
Der Wild Atlantic Way ist  für Linksgolf-Puristen das Äquivalent zu Disney World für Kinder. Man kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus und es ist egal, wenn man etwas nass wird, während man Spaß hat
Oder man wagt sich in den Norden auf den „Wild Atlantic Way“. 2.600 Kilometer misst diese längste ausgewiesene Küstenstraße der Welt. Sie schlängelt sich entlang der irischen Westküste von der Halbinsel Inishowen im Norden des County Donegals bis hinunter ins südliche Küstenstädtchen Kinsale. Wer sich die Zeit nimmt und die Muße mitbringt, diesen wilden Weg zu bereisen, wird mit einer einmaligen, von der Naturgewalt des Ozeans geschaffenen Küstenlandschaft belohnt.
Die Autofahrt an die Nordküste nimmt ca. drei Stunden in Anspruch. Möchte man nach dem Flug erst noch etwas Zeit in Dublin und mit Golf verbringen, sollte man bspw. den altehrwürdigen Portmarnock Golf Club besuchen, die Bühne unzähliger großer Profiturniere. Auf einer Halbinsel gelegen, ist die Anlage den Elementen, abgesehen von den Dünen, schutzlos ausgeliefert, was Linksgolf-Fetischisten besonders zu schätzen wissen.
Startpunkt
Ballyliffin ist der knapp 300 Kilometer nördlich von Dublin gelegene Startpunkt des Wild Atlantic Way. Der Golf Club bietet zwei großartige Golf-Hotspots. Bei den „Old Links“ handelt es sich, wie der Name vermuten lässt, um einen wirklich alten Dünenplatz, der ähnlich wie der Old Course in St. Andrews von den Elementen geformt wurde. Seit 1947 wird die Naturwiese offiziell als Club bezeichnet, doch Golf wurde hier schon seit Urzeiten gespielt. Nick Faldo entdeckte den Geheimtipp und modernisierte die 18 Bahnen zu „einem der schönsten Links-Plätze der Welt“. Damals wie heute fordern die Old Links den Spieler mit unvorhersehbaren Richtungswechseln sowie Schräglagen, Engstellen, natürlichen Grünbunkern und abgrundtiefen Pottbunkern heraus.
Obwohl die Glashedy Links direkt an die Old Links angrenzen, besitzt der teilweise deutlich erhöht angelegte Platz einen völlig anderen Charakter. Es gilt so manche Steigung zu überwinden, doch auf dem Dünenkamm angekommen, genießt man atemberaubende Ausblicke über die Küstenlandschaft und die gesamte Golfanlage. Deutlich länger, dafür etwas offener angelegt, jedoch mit ähnlich spektakulären Wegführungen wie die Old Links, ist dies ein Meisterwerk moderner Linksplatz-Architektur.
Pilgerstätte für Golfer
Weitere 90 Minuten mit dem Auto entlang des Wild Atlantic Way liegt das Rosapenna Golf Resort. Es verdankt seine Existenz als eines der ältesten Golfhotels der Welt Old Tom Morris, einer der berühmtesten Figuren der Golfgeschichte. 1891 besuchte der Schotte, der in St. Andrews u. a. den New Course oder Jubilee gebaut und Teile des Old Course überarbeitet hatte, den irischen Küstenstreifen. Völlig begeistert von der Landschaft, begann er umgehend einen Linksplatz abzustecken. Zurück in Schottland, berichtete Tom von seiner Entdeckung, woraufhin Rosapenna um die Jahrhundertwende zu einer Art Pilgerstätte für Golfer wurde. 2009 wurde der Neun-Loch-Platz auf 18 Bahnen aufgestockt. Der zweite Platz in Rosapenna wurde 2003 gebaut. Sandy Hills macht seinem Namen alle Ehre und wird seit seiner Eröffnung als einer der schönsten Linksplätze der Welt geführt – völlig zu Recht.
Während Old Tom Morris seinen Platz entlang der Dünen baute, führt diese Anlage den Golfer quer durchs Dünengelände, was den Schwierigkeitsgrad deutlich anhebt. Optisch wird dem Spieler durch die mitten im Fairway stehenden Erhebungen oft vorgegaukelt, er schlage auf eine mikroskopisch kleine Landezone, die sich später jedoch als deutlich breiter entpuppt. Die meisten Grüns sind erhöht angelegt, während die Bälle vom Abschlag oft in die vielen natürlichen „Auffangschüsseln“ rollen.  Sandy Hills ist einer jener raren Golfplätze, die kein ausgewiesenes Signature Hole benötigen, denn jede Bahn ist auf ihre ganz individuelle Art und Weise atemberaubend.
Mount Falcon Hotel
Bei der Fülle an Hotels, Resorts und anderen Unterkünften fällt es schwer, ein Haus hervorzuheben. Doch das Mount Falcon Hotel gehört zu den Orten, von denen man nach einem Besuch sofort mit geradezu kindlicher
Begeisterung berichten möchte. Ein ca. 40 Hektar großes Anwesen mit einem Lustschlösschen, romantischen Ferienappartements, einer eigenen Falknerei, einem Tontaubenschießstand und einem hauseigenen Gourmettempel, um nur einige der Highlights zu nennen.
Doch vor allem die außergewöhnlich familiäre und entspannende Atmosphäre haben dafür gesorgt, dass bspw. die Musiker von U2 oder U.S.-Vizepräsident Joe Biden hier gerne und regelmäßig absteigen, um die Seele baumeln zu lassen. Mount Falcon markiert geografisch zudem einen idealen Ausgangspunkt für Tagesgolfausflüge, bspw. nach Enniscrone und Carne. Diese beiden Linksplätze stellten gemeinsam die golferischen Höhepunkte meiner Fahrt auf dem Wild Atlantic Way dar.
Wunderbare Absurditäten
Durfte man die Dünenlandschaften in Ballyliffin oder Rosapenna schon als spektakulär bezeichnen, so wird  man auf diesen beiden Anlagen mit einem Gelände konfrontiert, das nicht mehr von dieser Welt zu sein scheint. Links und rechts der Fairways türmen sich teils gigantisch anmutende Sandwellen auf, durch die man schreitet wie durch die Häuserschluchten einer Großstadt. Die wunderbaren Absurditäten, die man auf manchen Löchern geboten bekommt, sind kaum in Worte zu fassen.
Ein schottischer Golflehrer fasste seinen Besuch so zusammen: „Wenn die Leute, die nach Schottland zum Golf reisen, davon wissen würden, wäre es in St. Andrews sehr viel ruhiger.“

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