Über 360 Golfplätze auf einer Fläche, etwas kleiner als Österreich. Sonnenverwöhnt und von Designs namhafter Architekten nur so gespickt: Der „Palmetto State“ weiß jedes Mal aufs Neue zu begeistern.
Auszeichnungen der nationalen und internationalen Golfpresse gibt es en masse und die Liste an wirklich außergewöhnlichen Golfplatz-Designs renommierter Architekten ist schier endlos. 1991 wurde hier zuletzt ein Ryder Cup ausgetragen, der wegen der Verbissenheit seiner Kontrahenten als „War by the Shore“ in die Annalen des Kontinentalvergleichs eingehen sollte. 2012 wurde hier zuletzt mit der PGA Championship ein Major bei den Herren ausgetragen – 2021 wird es auch wieder soweit sein. Die Rede ist vom U.S.-Bundesstaat South Carolina.
Über 360 Golfplätze sind es, die den „Palmetto State“ – so der Beiname des Bundesstaates im Südosten der USA in Anlehnung an die gleichnamige Palme, die es sogar auf das offizielle Logo South Carolinas geschafft hat. Flächentechnisch gesehen etwas kleiner als Österreich, ergibt sich somit im Schnitt ein Golfplatz alle 15 Kilometer, wobei die Dichte in den „Ballungszentren“, wenn man diese überhaupt so nennen kann, wesentlich höher ist: Angeführt von Myrtle Beach an der Nordostküste, der Region um das historische Charleston, inklusive Kiawah Island und – ganz im Süden Harbour Town. Nicht zu vergessen „Upstate SC“. Die Region im Hinterland also, rund um die Städte Greenville, Greenwood, Florence oder die Hauptstadt Columbia, um nur einige wenige zu nennen.
Selbstredend ist hier von Küsten-„Scenery“ nichts zu sehen, dafür wechselt der unvergleichliche Charme der Plätze in pittoreske Parkland-Kurse, durchzogen von zum Teil weitläufigen Fluss- und Seenlandschaften.
Große Namen
Die Liste der Namen, die South Carolina in Hinblick auf erfolgreiche Golfer, Marke Eigengewächs, vorzuweisen hat, ist nicht unbedingt die längste. Dafür aber mit einigen absoluten Hochkarätern besetzt, allen voran Dustin Johnson, Bill und Vater Jay Haas, DJ Trahan, Lucas Glover und bei den Damen Beth Daniel, um nur einige zu nennen. Wenn man sich hingegen die Liste der Auszeichnungen ansieht, mit denen die einschlägigen Golfplätze in der Vergangenheit bereits dekoriert wurden, so würde sich ein Anbau in der „Myrtle Beach Golf Hall of Fame“, 2008 im Pine Lakes Country Club ins Leben gerufen, durchaus empfehlen.
Und, von daher gesehen, sind es vor allem zwei Resorts, die sich immer wieder den Rang als die Nummer 1 in South Carolina streitig machen: Kiawah Island Golf Resort aus der Feder von Pete und Alice Dye, unweit von Charleston an der Küste gelegen, mit dem legendären Ocean Course im Gepäck und Austragungsort von besagtem Ryder Cup 1991 sowie der PGA Championship 2012 und 2021. Vergangenes Jahr erhielt der Ocean Course von Golf Digest die durchaus denkwürdige Auszeichnung „America’s Toughest Course“, gleichzeitig wurde er von den Kollegen als „Drittbester öffentlicher Golf Course in den USA“ geehrt.
Dem gegenüber stehen die Harbour Town Golf Links in Hilton Head Island – ebenfalls von Pete Dye designt. 2018 mit den „Travel & Leisure’s World’s Best Awards“ als „No. 1 Island“ Kontinental-Amerikas ausgezeichnet, ist Hilton Head Island bzw. der Harbour Town Golf Links – weltbekannt durch den rot-weiß-gestreiften Leuchtturm hinter dem 18. Grün – alljährlich Austragungsort des RBC Heritage auf der PGA Tour, direkt in der Woche nach dem Masters in Augusta, im
benachbarten Bundesstaat Georgia.
Wo wir gerade von Auszeichnungen sprechen: Drei weitere Plätze in South Carolina werden in den Top 100 von Golf Digest 2017 geführt: Auf Platz 39 ist dies mit dem May River Golf Club in Bluffton, unweit von Hilton Head Island, eines der Top-Designs, mit denen sich Golflegende Jack Nicklaus in South Carolina verewigt hat. Auf Rang 54 wird der The Dunes Golf & Beach Club in Myrtle Beach von Robert Trent Jones geführt. Last but not least rangiert der Caledonia Golf & Fish Club in Pawley‘s Island, in den südlichen Ausläufern von Myrtle Beach gelegen, auf Platz 85. Hier war es Mike Strantz, der als Designer verantwortlich zeichnete.
Capital of the Golf World
Über 100 Golfplätze, 218 Sonnentage im Jahr und ein Naturschauspiel, das seinesgleichen sucht: Es gibt unendlich viel zu entdecken in Myrtle Beach, der – wohlgemerkt selbsternannten – „Capital of the Golf World“. Dass der Name „Myrtle Beach“ von dem Myrten-Strauch herrührt, ist wohl kaum erklärungsbedürftig. Weniger bekannt ist jedoch, dass es einer gewissen F. E. Burroughs, Gattin eines erfolgreichen Unternehmers, Anfang des 20. Jahrhunderts in „New Town“, wie
Myrtle Beach damals noch inoffiziell genannt wurde, zu verdanken ist, dass eine der heute bedeutendsten Tourismusregionen der USA ihren Namen fand: Der „Horry Herald“, die Tageszeitung des gleichnamigen Countys, hatte damals zu einem Wettbewerb aufgerufen, bei dem es um die offizielle Benennung der Stadt ging. Burroughs’ Vorschlag, inspiriert durch die überall wild wuchernden Wachsmyrten, sollte sich letztlich durchsetzen.
Was folgte, war ein Bilderbuchaufstieg zu dem, was Myrtle Beach heute ist: eine der weltweit beliebtesten Urlaubs-Regionen mit jährlich rund 14 Millionen Besuchern. Und das nicht nur wegen des rund 100 Kilometer langen Küstenstreifens, dem „Grand Strand“, oder der 218 Sonnentage im Jahr. Myrtle Beach ist mit über 100 Golfplätzen zudem eine der beliebtesten Golfdestinationen, und daher lässt sich der Name „Capital of the Golf World“ durchaus argumentativ vertreten – vor allem in Anbetracht der rund drei Millionen absolvierten Golfrunden jedes Jahr, nur in diesem Teil South Carolinas.
Wobei aber Quantität ja bekanntlich nur selten über Qualität geht. Doch gerade da – bei näherer Betrachtung der Designs und Designer der Golfplätze – braucht sich Myrtle Beach nicht zu verstecken, im Gegenteil: Von Jack Nicklaus, Arnold Palmer und Tom Fazio über Rees Jones, Robert Trent Jones und Pete Dye bis hin zu Greg Norman und Davis Love III reicht die Riege der großen Namen, die sich hier über die Jahre verewigt haben. Dabei datiert die älteste Anlage, der bereits erwähnte „Pine Lakes Country Club“, auch „Granddaddy“ genannt, zurück bis ins Jahr 1927. Der Club beherbergt nicht nur die „Myrtle Beach Golf Hall of Fame“, er gilt auch als die Geburtsstätte der amerikanischen „Sports Illustrated“, deren Gründer dort im Jahr 1954 ihr erstes Marketing-Meeting abhielten.
Anreise
Den wohl schnellsten und auch beliebtesten Einstieg in das Golfabenteuer South Carolina vom europäischen Kontinent aus ermöglicht der Charlotte Douglas International Airport als einer der größten „Incoming-Hubs“ Amerikas. Wobei man sich hier noch nicht ganz in South Carolina befindet: Charlotte ist die Hauptstadt North Carolinas und liegt direkt an der Grenze zum südlichen Namensvetter. Über die Bundesgrenze sind es von hier etwas mehr als zehn Kilometer – und damit nur etwas weniger als bis zum nächsten Golfplatz:
Der Springfield GC liegt rund 20 Kilometer südlich des Stadtzentrums von Charlotte. Wer also nicht sofort per Anschlussflug mit einem Carrier beispielsweise nach Myrtle Beach, Charleston oder Savannah/Hilton Head Island aufbrechen muss, der sollte sich den sportlich-anspruchsvollen Parklandcourse mit klassischem „Southern Style“-Clubhaus nicht entgehen lassen. Doch wenn man so anfängt, dann kann es gut passieren, dass man gar nicht mehr aufhören möchte – die Gefahr, seinen Rückflug zu verpassen, ist durchaus gegeben. Und nach einigen Tagen und diversen Runden Golf vom Allerfeinsten ist eine Abreise mit großer Wahrscheinlichkeit auch gar nicht mehr gewünscht. Aber das ist eine andere Geschichte …
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