Beim Driver dreht sich alles um das Thema Längenoptimierung. Was verbirgt sich dahinter und gibt es für uns Spieler einen Performancevorteil?
Unser Thema ist das Material und die Aufgabe, das jeweils passende für den individuellen Spieler zu finden. Das Jahr 2019 wird in Bezug auf den Drivermarkt von Marketingaussagen zum Thema Schlagfläche dominiert. Die Storys reichen vom Präzisionsfräsen auf der CNC-Maschine über Schlagflächenoptimierung mithilfe von AI-Supercomputern bis hin zur Unterspritzung mit EVA-Material, um eine eigentlich illegal schnelle Schlagfläche individuell möglichst nahe an die zulässige Maximalgeschwindigkeit des Ballabpralls zu modifizieren. Kurzum – es dreht sich alles um das Thema Längenoptimierung.
Doch was verbirgt sich hinter all dem und – natürlich viel wichtiger –, hat es für den jeweiligen Spieler einen Performancevorteil? Ein Blick in die Golfregeln, in denen auch die Frage nach der Zulässigkeit des jeweiligen Materials geklärt wird, verrät einem sachkundigen Leser schnell, dass schon vor vielen Jahren eine Obergrenze für eben diese Abprall-Geschwindigkeit festgelegt wurde. Die erfahreneren Spieler unter uns können sich wahrscheinlich noch an die Plus-Modelle verschiedener Hersteller erinnern, die etwas höhere Ballgeschwindigkeiten ermöglichten.
Wie kann es zu einem theoretischen Längengewinn bei einem neueren Drivermodell kommen?
Diese sind inzwischen von den meisten Märkten verschwunden und fristen ein Nischendasein. Wenn es aber ein Limit bei der Ballgeschwindigkeit gibt und Hersteller schon lange das Wissen darüber haben, dass man dieses Limit bautechnisch ausreizen kann – wie kann es dann noch zu einem theoretischen Längengewinn bei einem neueren Drivermodell kommen? Nimmt man sich an dieser Stelle die Zeit, ältere Drivermodelle mit neueren zu vergleichen, so wird klar, dass die Unterschiede bei sehr guten Treffern oft nur minimal sind. Vor allem, wenn es gelingt, die jeweils getesteten Modelle so ähnlich, wie handwerklich machbar, zu bauen.
Wenn das ältere Modell bei einem Sweetspottreffer das Regelwerk schon damals ausgereizt hat, dann wird die reine Ballgeschwindigkeit nicht signifikant unterschiedlich sein. Im Rahmen unserer täglichen Arbeit im Fitting stellen wir genau das auch immer wieder fest. Es gibt manche ältere Produkte, die einfach hervorragend funktioniert haben, und auch ein aktuelles Modell schafft es dann nicht, einen messbaren Vorteil zu erzeugen. Interessant wird allerdings im zweiten Schritt oft der Vergleich von nicht optimalen Treffern. Hier stellt man fest, dass Driver jüngeren Baujahrs oft einen messbaren und teilweise signifikanten Performancevorteil haben.
Weniger Schwankungen
Der Verlust an Ballgeschwindigkeit bei einem außermittigen Treffer ist im direkten Vergleich zum älteren Driver in vielen Fällen geringer. Dies führt dazu, dass der Unterschied der erzielten Längen nicht so stark schwankt, was uns Golfern das Leben leichter macht. Wenn der gute und der schlechte Schlag keine 50 Meter auseinanderliegen, sondern nur noch 15 Meter, wird Golf ein gutes Stück berechenbarer.
Leider kann man auch mit einem aktuellen Topmodell noch richtig schlechte Schläge machen. Aber Golf ist nun mal kein Hallen-Halma, was für die meisten auch den Reiz dieser Sportart ausmacht. Der größte Vorteil der neuen Fertigungsmethoden wird folgender sein: Die Unterschiede zwischen einzelnen Drivern aus der gleichen Produktions-Charge werden nicht mehr so groß sein. So wird gewährleistet, dass der nach dem Fitting ausgelieferte Schläger sich auch wirklich verhält wie das Modell aus dem Fittingcart. Das war vor Jahren nicht immer der Fall. Insofern können wir als Fitter jede Innovation, die zu einer konstanteren Produktionsqualität bei der Serienfertigung führt, nur begrüßen.
Egal, ob CNC gefräst, Computer unterstützt berechnet, mit Speedfoam hinterspritzt oder im Präzisions-Schmiedeverfahren gefertigt – die ersten Eindrücke der Drivergeneration 2019 sind positiv. Die Anzahl sehr guter Produkte nimmt konstant zu und die Auswahl wird von Jahr zu Jahr größer.
Michael Welwarsky,
Clubmate Golf by Fitting Factory
ANMERKUNG: Kurz ein Wort in eigener Sache. Das Jahr 2018 endete für das Unternehmen Clubmate Golf GmbH mit einem kleinen Paukenschlag. Nach über zehn Jahren hat sich Johannes Herbig entschieden, das Unternehmen zu verkaufen. Es freut uns sehr, dass ein bekanntes Gesicht der Golfbranche – Arnd Welling von der Fitting Factory aus Mühlheim – die Firma übernommen hat und wir Ihnen weiterhin mit aktuellen Informationen zu den Themengebieten Golfschläger und Fitting zur Verfügung stehen. Die Beiträge werden zukünftig von Michael Welwarsky verfasst, der auch schon in den vergangenen Jahren im Hintergrund tätig war.
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