In den vergangenen Jahren beschäftigten wir uns mit unterschiedlichen Balltypen und deren Eignungszweck für Golfer. In dieser Ausgabe stellen wir den Zusammenhang zwischen der Entwicklung im Ballbereich und den Reaktionen der Schläger- und Schafthersteller her.
von Johannes Herbig, Inhaber der Fitting-Schmiede Clubmate Golf
In den frühen Tagen des Golfspiels waren Bälle Einzelanfertigungen aus einer Lederhülle, die fest mit Hühner- oder Gänsefedern gestopft und abschließend meist weiß angemalt wurden. Die Fertigung dieser Bälle erfolgte in kleinen Manufakturen und natürlich wurden sie von den Golfern wie kleine Schätze gehütet. Allerdings hatten die Bälle aufgrund der Fertigungsweise einige Nachteile. Es war schwer, sie perfekt rund zu bekommen, und natürlich reagierten sie auch mit Längenverlust auf Regennässe.
Der Gutta-Percha
Trotz allem dauerte es bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts, bis sich eine bessere Alternative auf dem Markt etablieren konnte. Der sogenannte Gutta-Percha oder auch Guttie wurde aus dem Harz/Baumsaft einer tropischen Pflanze gewonnen. Die Vorteile lagen auf der Hand: einfachere Produktion und die Möglichkeit, den Ball wieder rund zu pressen, wenn er sich beim Spiel verformt hatte. Per Zufall stellten die Spieler fest, dass sich kleine Scharten und Schrammen positiv auf die Aerodynamik auswirkten, sodass in der Folge die Bälle per Hand mit diversen Schnittmustern versehen wurden, um diesen Effekt auszunutzen.
Bälle aus Balata
Die nächste Stufe der Golfballentwicklung waren dann gewickelte Gummibälle, die entweder einen soliden Kern oder eine Flüssigkeitsfüllung hatten. Diese Bälle wurden mit einer Hülle aus Balata versehen – wieder ein Naturprodukt. Sie spielten sich sehr weich, vertrugen sich noch gut mit den klassischen Vollholz-Hölzern, waren sehr Spin-freudig, aber nicht sehr haltbar. Mit einem leicht dünn getroffenen Wedge war das Lebensende eines klassischen Balata-Balles meist besiegelt. Insofern war schnell klar, dass auch diese Entwicklungsstufe noch Optimierungsbedarf hat.
Erste Bälle mit solidem Kern
Auch aufgrund mehrerer Probleme mit den flüssigkeitsgefüllten Spielgeräten wurde die Entwicklung von Bällen mit einem soliden Kern vorangetrieben und Mitte der 1960er-Jahre kamen von der Fa. Spalding die ersten relevanten Modelle auf den Markt. Diese waren allerdings nicht perfekt für klassische Hölzer geeignet, was sich wiederum auf die Schlägerentwicklung auswirkte. Anfang der 1970er-Jahre kamen die ersten Metall-Hölzer auf den Markt und sind heutzutage die dominante Konstruktionsform. Während hier anfangs Aluminiumlegierungen eine Rolle spielten, wurde bald darauf der Fokus auf Titan, Edelstahl und Carbon gerichtet.
Vergleicht man aktuelle Golfbälle mit historischen, stellt man fest, dass diese sich komplett unterschiedlich verhalten. Frühere Bälle nahmen viel Spin an, was dazu führte, dass vor allem beim Driver sehr wenig Loft verwendet werden musste, um sinnvolle Längen zu erzielen. Die klassisch erwünschte Driverflugkurve von früher (flacher Ballstart, Höhengewinn durch Spin und möglichst gute Carrylängen) ist im heutigen Fitting der absolute Albtraum.
Einfluss auf die Hardware
Die modernen Bälle fordern einen höheren Ballstart, nehmen weniger Spin an und sollen genau dieses Hochschrauben vermeiden, da eine solche Flugkurve aufgrund des steilen Landewinkels kaum noch Roll generiert. Während früher Driver mit 7° bis 8° Loft auf den Profitouren normal waren, greifen selbst Longhitter auf den Profitouren zu Drivern mit 10.5° Loft und mehr, um einen möglichst optimalen Ballflug zu erzeugen.
Auch im Schaftbereich haben sich durch die Bälle Änderungen ergeben. Es gibt heute mehr Schäfte, die einen aktiven Tipbereich haben, um Höhe und Spin zu generieren, als das früher der Fall gewesen ist. Auch hierbei handelt es sich um eine Reaktion auf den teilweise sehr geringen Spin, den moderne Golfbälle erzeugen. Trotz allem sind diese Schäfte – zumindest die hochwertig produzierten – aufgrund der zur Verfügung stehenden Materialien so stabil, dass sie auch von Spielern mit sehr hohen Schlägerkopfgeschwindigkeiten nicht aus der Ruhe zu bringen sind.
Bei der Auswahl Ihres Balles und des passenden Materials sollten Sie sich immer Zeit nehmen. Einiges vergleichen und den unserer Meinung nach sinnvollsten Weg vom Grün zurück zum Abschlag nehmen. Testen Sie Ihre möglichen Kandidaten also erst beim Putten, dann mit den Wedges und erst ganz am Ende des Auswahlprozesses auf dem Platz mit Eisen und dem Driver. So entspricht Ihr Lieblingsball Ihren Vorstellungen am ehesten.
INFO www.clubmategolf.com
0 Kommentare