21.09.2016

Wissenschaft Ballwahl

golftime
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Kernkompression? 2-Piece? Multilayer? Urethan? – was macht eigentlich so ein Golfball und was steckt hinter den ganzen Marketing-Slogans? Wir versuchen hier etwas Licht ins Dunkel zu bringen und einige Begriffe genauer zu erläutern.
Jedes Jahr wieder gibt es neue Marketingversprechen zum Thema Bälle, gleichzeitig immer wieder heiße Diskussionen über die Limitierung des Balles bezogen auf die absolute Schlaglänge, weil sonst zu viele Golfplätze vom Design her eher obsolet werden.
Kernkompression
In den letzten Jahren läuft ein regelrechter Wettbewerb zum Thema softester Ball auf dem Markt. Um den Härtegrad zu bestimmen, wird immer wieder mit Kompressionszahlen argumentiert. Doch was wird da überhaupt gemessen und welcher Spieler profitiert von einer weichen Kompression? 
Zuerst zur Frage „Was ist überhaupt Shore Härte?“ Hierbei handelt es sich um einen Elastizitätswert, der gerne für Elastomere als Kennzahl herangezogen wird. Das Messverfahren wurde von einem Herrn Albert Shore entwickelt und wird mit einem relativ einfachen Gerät durchgeführt. Vom Prinzip her drückt man mit einem Stift aus gehärtetem Stahl auf den Ball. Gemessen wird die Eindringtiefe, und diese wird übersetzt in Shore-Härtegrade. 2,5 mm Eindringtiefe entspricht einer Shorehärte von 0,0 mm Eindringtiefe, entspricht 100 Härtegradpunkten auf dieser Skala. Bei den Härtegraden im Golfballbereich schwanken die veröffentlichten Zahlen bei den weichsten Bällen derzeit zwischen 38 und 50. 
Was bewirkt eine geringe Kernkompression?
Im Wesentlichen haben weiche Bälle zwei Grundeigenschaften: Einerseits generieren sie im Normalfall einen höheren Ballflug, andererseits nimmt der Ball mehr Spin an als einer mit einer höheren Kompression. Wobei Spin natürlich auch abhängig von anderen Faktoren ist (Eintreffwinkel, Shaft Lean etc.). 
Für wen sind weiche Bälle sinnvoll?
Jeder Spieler, der mehr Flughöhe braucht und bei geringeren Schlägerkopfgeschwindigkeiten auf der Suche nach ein bisschen mehr Länge ist, sollte sich mit einem weichen Ball bewaffnen und auf dem Platz schauen, ob das nicht ein Teil der Lösung vorhandener Probleme darstellt. Man sollte auch nicht davor zurückschrecken, mal einen ausgewiesenen Damenball in die Tasche zu packen. Wenn es dem eigenen Spiel gut tut, sollte das Ego nicht im Weg stehen.
2 Piece, 3 Piece, Multilayer – was soll der Wirrwarr?
Das Schlagwort hierzu lautet Spin-Slope. Der perfekte Ball generiert viel Spin im kurzen Spiel und wenig Spin beim Driver. Dazwischen soll ein sinnvoller gradueller Zuwachs erreicht werden – ein spielbarer Spin-Slope also. Und, um diesem Ziel gerecht zu werden, arbeiten die meisten Hersteller inzwischen mit mehreren Lagen in unterschiedlichen Härten und mit unterschiedlichen elastischen Eigenschaften. Wenn man sich die Komplexität der Herangehensweise ansieht, wird den meisten Spielern sehr klar, dass es ernsthaft nur dann auf das eigene Spiel positive Auswirkungen hat, wenn man selbst einen sehr reproduzierbaren Ballkontakt hat und sich diesen Slope auch zunutze machen kann.
Schalenchemie – Surlyn, Urethan, Cellophan?
Was unterscheidet Surlyn-Cover von Urethan-Covers? Im Wesentlichen ist es so, dass die Urethanschalen im kurzen Spiel etwas mehr Gefühl vermitteln und etwas mehr Spin annehmen. Allerdings sind die Surlyn-Cover meist haltbarer und vertragen auch mal den Einschlag auf einem Schotterweg ganz gut. Aufgrund der speziellen Eigenschaften im kurzen Spiel kommen Urethan-Cover eher bei hochwertigen Bällen zum Einsatz. Die Surlyn-Schalen finden sich – auch aus Kostengründen – eher im mittleren und günstigeren Preissegment. Ausnahmen bestätigen natürlich auch hier die Regel. Es gibt ein paar Vertreter im Mittelpreissegment, die auch mit einer Urethanschale aufwarten können. Im High End Bereich befindet sich aber unserer Kenntnis nach kein Ball mit Surlyn-Schale.
Unserer Erfahrung nach kommt ein Großteil der Spieler mit einem guten 2-Piece-Ball klar. Wenn gewisse Vorlieben beim Spieler vorhanden sind, wird eine andere Ballkategorie interessant. Doch egal, was sich zukünftig in Ihrer Tasche befindet – es sollte immer der gleiche Ball sein. Das Golfspiel ist komplex genug – Sie müssen nicht noch mehr Variablen einbauen, um es interessanter – oder besser – komplizierter zu gestalten.
Johannes Herbig, Jahrgang: 1961, Inhaber der Fitting-Schmiede Clubmate Golf mit Stützpunkten in Pfungstadt und im Jordan Golfdom, Köln

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