Die PGA of America hat allen Grund, den Termin der PGA Championship in den Mai vorzuverlegen. Aber: Für die European Tour ist es eine Katastrophe.
von Adrian Kramer
Die PGA Championship hatte unter den vier Majors stets eine Sonderrolle inne. Leider nicht die beste, vor allem aus Sicht der PGA of America. Sie hatte nie einen festen Austragungsort wie das Masters Tournament, keine feste Rota der in Frage kommenden Plätze wie eine Open Championship – einmal ganz zu schweigen von der reichen Historie – und fristete stets ein Schattendasein gegenüber der United States Open Championship (U.S. Open).
Die PGA Championship wechselte im Laufe der Geschichte nicht nur ihre Wettkampf-Form – bis 1957 wurde sie als Match Play ausgespielt – auch ihr Termin wurde über die Jahre munter hin und her geschoben. Zwischen 1916 und ’69 wurde die Meisterschaft in neun verschiedenen Monaten zwischen Februar und Dezember ausgetragen. Erst seit 1972 fand das Turnier stets im August statt.
Mit anderen Worten: die PGA Championship war stets das Waisenkind der Major-Familie. Daran änderte auch der Versuch der PGA of America nichts, dem vierten Major des Jahres den klangvollen Beinamen „Glory’s Last Shot“ (frei übersetzt: die letzte Chance auf Ruhm und Ehre) zu verpassen. Mit der Wiederaufnahme von Golf in die olympischen Sportarten hatte die PGA of America aber endlich einen weiten Hebel gegenüber der PGA Tour, um einen neuen Termin zu forcieren. Denn alle vier Jahre hätte ohnehin ein veränderter Turnierkalender auf den Tisch gebracht werden müssen, um eine Kollision mit der Austragung der Olympischen Spiele zu vermeiden.
PGA Championship: Neuer Termin, alles besser
Für 2019 hat die PGA Tour einen überarbeiteten Turnierkalender vorgestellt, der diverse Veränderungen beinhaltet. Darunter ein neuer Termin für die Players Championship im März sowie die Verlegung der PGA Championship vom August in den Mai und den Termin zwischen dem Masters Tournament und der U.S. Open. Das bringt mehrere Vorteile mit sich, nicht nur für die PGA Championship sondern auch für die PGA Tour und deren Spieler:
- Ganz im Gegenteil zum August, haben viele der populären amerikanischen Sportarten noch nicht Hochkonjunktur.
- Eine gleichmäßigere Verteilung der vier Major-Turniere im Monatsrhythmus zwischen April und Juli.
- Der FedExCup kann vor dem Labor Day in den USA beendet werden, was dem Beginn der NFL Saison (American Football) entspricht.
- Seitdem Golf wieder olympisch ist, kollidiert der Termin nicht mehr mit den Olympischen Spielen.
- Potenziell mehr Zuschauer im Fernsehen, mit im Schnitt 25 Prozent höheren Einschaltquoten.
„Wenn es August wird, schwindet die Aufregung immer ein bisschen“, sagte Phil Mickelson über den veränderten Turnierkalender der PGA Tour. „Es ist die Zeit des Jahres, in der Golf sich hinten anstellen muss.“ Mit dem Termin im Mai hofft Mickelson, dass „die PGA [Championship] einen Energieschub“ bekommt.
Des einen Freud ist des anderen Leid
Der Termin der PGA Championship im Mai sowie der überarbeitete Turnierkalender der PGA Tour bringt sowohl für die Tour als auch für ihre Spieler eigentlich nur Vorteile mit sich. Aber Opfer müssen bei jeder Veränderung gebracht werden. In diesem Fall heißt dieses Opfer European Tour.
Zwischen Februar und Juni braucht Keith Pelley, CEO der European Tour, auf keine starken Teilnehmerfelder hoffen. Zwischen der WGC-Mexico Championship (Februar) und U.S. Open (Juni) werden die besten Spieler der Welt einen Teufel tun und sich den Strapazen der Atlantik-Überquerung aussetzen. Vor allem nicht, wenn in den USA – auch abseits der Majors und WGCs – die höheren Preisgelder und mit den stärkeren Teilnehmerfeldern auch mehr Weltranglistenpunkte winken.
Kein Wunder, dass die European Tour auf die Veränderungen des Turnierkalenders der PGA Tour reagiert und mächtig umgestellt hat. Von den acht Rolex-Series-Events (Mindestpreisgeld sieben Millionen US-Dollar) finden sieben zwischen Anfang Juli (Dubai Duty Free Irish Open) und Ende November (DP World Tour Championship) statt.
So hoffen Pelley und die Tour, sowohl in der Vorbereitung auf die Open Championship im Juli als auch im Nachgang an die Major-Saison, die Stars nach Europa locken zu können. Im Juli und August klingeln in den USA allerdings erneut die Kassen mit dem WGC-FedEx St. Jude Invitational und den FedExCup Finals, sodass nur die Irish Open und Scottish Open im Vorfeld der British Open eine wirklich attraktive Alternative für die ganz großen Stars darstellen.
Es gibt keinen Sieger ohne einen Verlierer
Also bleibt der European Tour nur der Herbst mit den Rolex-Events BMW PGA Championship (Mitte September) und Italian Open (Mitte Oktober) sowie die Final Series mit ihren Turnieren in der Türkei (Turkish Airlines Open), Südafrika (Nedbank Golf Challenge) und dem Finale in Dubai. Aber in dieser Zeit hatte die Tour bereits in der Vergangenheit Probleme, die Stars anzulocken. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern. Gerade nach dem anstrengenden Major-Stretch zwischen April und Juli sowie der Players Championship im März und den FedExCup Finals im August freuen sich die besten Spieler der Welt nach sechs anstrengenden Monaten auf ein wenig Pause und stellen die Schläger gerne in die Ecke.
So positiv die Veränderungen des PGA Turnierkalenders und der neue Termin der PGA Championship für die Spieler in den USA sein mögen, so schlecht sind sie für die European Tour und ihre Spieler. Vor allem für solche, die sich als „globale Golfer“ verstehen und versuchen, auf beiden Touren aktiv zu sein. Für sie ist das Ziel zwangsläufig mit langen Reisen und jeder Menge aneinandergehängten Turnieren verbunden. Eine Lösung, die nicht jedem gefallen wird. Und so werden sich noch mehr Spieler zwischen der PGA Tour und der European Tour entscheiden müssen. Und gerade in Hinblick auf die bessere Vorbereitung auf die Majors und kürzeren Reiserouten wird die Wahl wohl meist auf Kosten der European Tour gehen.
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