Xander Schauffele sichert sich in Tokio Gold. Er erfüllt sich den olympischen Traum, der für seinen deutschen Vater einst tragisch zerplatzte.
Eine Geschichte wurde an diesem Wochenende immer wieder erzählt. Die von Xander Schauffeles in Deutschland geborenem Vater Stefan, der einst selbst als talentierter Zehnkämpfer die Hoffnung hatte, irgendwann bei den Olympischen Spielen antreten zu können. Ein Autounfall – ein betrunkner LKW-Fahrer rammte sein Auto, Schauffele wurde schwer verletzt, verlor das linke Augenlicht – ließ den Traum zerplatzen.
In der Woche des Olympischen Golf-Turniers der Herren begleitete Stefan Schauffele wie so oft seinen Sohn. Nach seinem zerplatzten Traum von Olympia wanderte Schauffele in die USA aus, verdiente sein Geld als Golflehrer an der Westküste. Auch seinen Sohn Xander, der 1993 zur Welt kam, brachte er zum Golf. Xander vertraut seinem Vater bis heute, was die Arbeit am Golfspiel betrifft.
Xander Schauffele in Tokio: Start lange unklar
Dass Schauffele, dessen Mutter in Japan aufwuchs, den Weg zu den Olympischen Spielen in Tokio antreten würde, stand lange nicht fest. Das Problem der Logistik bei diesen Pandemie-Spielen stellte sich als erheblich heraus, und das alles in einer wichtigen Saisonphase auf der PGA Tour. Das Team um den 27-Jährigen überlegte hin und her, doch Schauffele schaffte es nach Tokio, spielte ganz groß auf und fährt nun als Olympiasieger wieder zurück in die kalifornische Heimat.
+++ Der Finalbericht zum Olympischen Golf-Turnier der Herren +++
Nach zwei soliden sowie einer sensationellen Runden führte er das Olympische Feld vor dem Finale an. Es war nicht nur eindrucksvoll zu sehen, was Schauffele gelang, als er auf dem Höhepunkt seiner Form unterwegs war, wie zum Beispiel bei seiner 63 am Freitag. Sondern auch mit welcher Nervenstärke er aus missglückten Schlägen immer wieder noch akzeptable Ergebnisse auf die Karte brachte, faszinierte die Golfwelt an diesen vier Tagen olympischen Herren-Golfs.
So auch auf dem 14. Loch. Schauffele verzog seinen Abschlag auf dem Par 5 weit rechts vom Fairway ins Buschwerk. Er musste einen Strafschlag hinnehmen, um wieder herauszukommen, brauchte drei weitere Schläge, um das Grün zu erreichen, schaffte es dann aber mit einem 1,5-Meter-Putt, den Schaden auf ein Bogey zu begrenzen.
Nach einem wichtigen Birdie auf dem kurzen Par 4 der 17, war ein Par auf der 18 nötig, um die Führung ins Ziel zu verteidigen. Erneut wurde es kein Spaziergang zur Vier auf der Karte. Ein verzogener Drive, ein Lay-Up zurück auf die Bahn, ein sensationelles Wedge und ein kurzer verwandelter Putt – so die Stationen des letzten Kapitels von Schauffeles goldenem Gesamtwerk im Kasumigaseki Country Club.
Xander über Vater Stefan: „Ich weiß, dass es ihm sehr viel bedeutet…“
„Ich stehe einfach nur unter Schock“, bilanzierte Schauffele seine finale 67, die ihm einen Schlag Vorsprung auf Rory Sabbatini bescherte. „Ich habe so sehr versucht, ruhig zu bleiben. Aber es war einfach nur anstrengend. Und dann habe ich diesen Putt gemacht und das hat eine große Last von meinen Schultern genommen. Ich war sehr erleichtert und glücklich.“
„Dass mein Vater hier ist, ist etwas ganz Besonderes“, erklärte der Olympiasieger weiter. „Ich habe ihn auf der Rückseite des Grüns umarmt. Ich weiß, dass ihm das sehr viel bedeutet, also bin ich einfach glücklich, dass ich das hier abliefern konnte.“
Xander und Stefan Schauffele haben sich in Tokio ihren Olympischen Traum erfüllt.
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