Es kam, wie es kaum einer erwartet hatte. Brooks Koepka wankt im Finale der PGA Championship. Sein Vorsprung schmilzt, doch am Ende behält er die Nerven.
Was war vorstellbar an diesem Sonntag der PGA Championship im Bethpage State Park nahe New York? Grundsätzliches vieles. Major-Sonntag eben. Aber ein anderer Sieger als Brooks Koepka? Der bisher so staubtrocken und souverän agierte? Der das restliche Feld so deutlich distanzierte? Bis zum Finale sein eigenes Turnier bestritt? Eher nicht. Zu eiskalt, zu genial, zu überlegen präsentierte sich der dreimalige Major-Sieger an den ersten drei Tagen.
Auch die Bedingungen würden Koepka in die Karten spielen, wie Rory McIlroy nach seiner Finalrunde konstatierte. Der Nordire hatte sich mit 69 Schlägen (-1) durch das Finale gekämpft und verbesserte sich auf den achten Rang. Es wurde windig auf dem Black Course mit seinem knöchelhohen Rough, das die verzogenen Schläge verschluckte. Insofern wäre es kaum möglich, dass ein Verfolger eine so tiefe Runde fabrizierte, um den kräftigen Amerikaner ins Wanken zu bringen. So die Theorie.
McIlroy liegt falsch
Doch einer hielt sich nicht an die McIlroysche Prognose: Dustin Johnson. Der Amerikaner, gleichzeitig bester Kumpel des scheinbar Unbezwingbaren an der Spitze des Feldes, schoss verhältnismäßig tief. Und Koepka? Schoss verhältnismäßig hoch. Die Konsequenz? Eine dramatische Finalrunde, die kaum einer erwartet hatte. Sieben Schläge betrug der Vorsprung vor dem Finale, bis auf einen schmolz er zwischenzeitlich zusammen. Das New Yorker Publikum unterstützte Johnson, skandierte „DJ, DJ, DJ“, es hatte keine Lust auf einen souveränen Durchmarsch; sondern auf Drama.
Das ganz große Drama blieb allerdings aus. Koepka erholte sich von vier Bogeys in Folge auf den hinteren Neun, Johnson kassierte späte Schlagverluste. Und so reichte dem Amerikaner sein Polster am Ende doch. Die abschließenden vier Bahnen absolvierte er mit 1 über Par, ein Par auf der 18 besiegelte den vierten Major-Titel seit der U.S. Open 2017. Es war kein schönes Finale für Koepka, der mit einer 74 (+4) abschloss, aber es reichte eben, um erneut einen Major-Pokal gen Himmel strecken zu können.
„OK, alles klar, ich habe alle gegen mich“
„Die DJ-Rufe waren das Beste, was passieren konnte“, erklärte Koepka. „Ich denke, ich habe es irgendwie verdient. Es sah so aus, als würde ich es verlieren; ich war schon bei Sportveranstaltungen in New York. Ich weiß, wie es läuft. Ich denke, es hat wirklich geholfen. Es war ein perfekter Zeitpunkt, weil ich dachte: ‚OK, alles klar, ich habe alle gegen mich. Los geht’s.'“
„Heute war der schönste meiner bisherigen Major-Sieg, weil diese Runde einfach so nervenaufreibend war“, so Koepka weiter. „Ich glaube, ich war noch nie in meinem Leben enthusiastischer als heute auf der 18.“
Vize-Grand-Slam
Dustin Johnson, der am Ende zwei Schläge hinter Kumpel Koepka auf dem zweiten Rang abschloss, war wie so viele Male zuvor nah dran. Seine Uhr steht weiter bei „nur“ einem der ganz großen Titel. Dafür hat er einen Meilenstein vollbracht. Er beendete jedes Major-Turnier bereits auf dem zweiten Rang. Der Vize-Career-Grand-Slam.
Freuen konnte sich der Amerikaner darüber natürlich nicht. Er war einerseits stolz, dieses Turnier noch einmal spannend gemacht zu haben, andererseits enttäuscht, erneut seinen Kumpel Brooks beim Feiern zuzusehen. Und dann noch ganz nebenbei die Spitze der Weltrangliste an den Best Buddy zu verlieren.
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