06.04.2020

Marcel Siem und Corona: „Als Golfer keine Extrawurst“

Thomas Fischbacher
Thomas Fischbacher
Stimmen zur Corona-Krise: Marcel Siem. Marcel Siem spricht über die aktuelle Situation, wie er sich fit hält und auf was er sich nach der Krise am meisten freut.

Marcel Siem ist während der Corona-Krise wie die meisten Menschen vorwiegend zu Hause. Golf auf dem Platz ist auch für ihn als Profi schon länger nicht mehr möglich. Wie der viermalige Sieger auf die European Tour die Zeit nutzt, wie er sich die Rückkehr auf die Tour vorstellt und was ihm in dieser schwierigen Zeit besonders fehlt, verrät er im Interview.

GT: Herr Siem, der Spielbetrieb bei den Profis steht still und Sie als Profi können noch nicht einmal auf den Platz. Machen Sie sich in der jetzigen Situation Sorgen, was Ihre Zukunft als Golfprofi betrifft?

MS: Nicht wirklich. Natürlich ist die Situation für mich gerade nicht so einfach ohne Tour-Karte. Ich war gut in Form und habe mich auf einem guten Weg gefühlt – dann kam die Zwangspause. Jetzt hoffe ich, mit einer guten Form zurückkehren zu können. Dafür trainiere ich viel zuhause.

Wie arbeiten Sie am Schwung und an der Fitness? 

Ich verbringe natürlich auch zuhause viel Zeit mit Training auf meiner Putting Machine und habe auch einen Schwungkäfig mit Trackman und ein großes Huxley-Grün im Garten. Da habe ich den Vorteil, dass ich ja mit der Marcel Siem Golf Experience und meiner Frau Laura tolle Produkte im Angebot habe, die ich natürlich auch zuhause nutze. Ansonsten mache ich mit einem Coach gerade vermehrt MMA-Training (Mixed Martial Arts; ein Kampfsport). Das machen wir schön über Videokonferenz und es macht richtig fit. Dabei geht es viel um Kondition, Explosivität und Koordination – alles Dinge, die auch beim Golfsport helfen.

Wie sehr fehlt Ihnen der Golfsport in Zeiten von Corona?

Ich bin grundsätzlich jemand, der auch gut mal ohne Golf klarkommt. Aber natürlich würde ich lieber trainieren und Turniere spielen. Das ist mein Job.

Wa steht sonst noch an im Laufe des Tages?

Ich spiele viel Tischtennis, trainiere mein kurzes Spiel an meiner Marcel Siem Putting Machine und auf meinem Huxley Grün. Außerdem koche viel mit meiner Frau und unseren Kids. Wir schauen selbstverständlich auch ein paar Familienfilme auf Netflix und Co. Fußball und Spaziergänge mit der ganzen Familie steht auch an der Tagesordnung.

Für mich persönlich ist allerdings mein neues Fitnesstraining mit Trainer Paul am wichtigsten! Täglich 90 Minuten, damit ich topfit bin, wenn es wieder los geht. Und ich höre momentan ein Hörbuch mit dem Titel „Der Pfad des friedvollen Kriegers“. Das geht sich ganz gut an.

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Welche Konsequenzen könnte die Corona-Pandemie Ihrer Meinung nach auf die Entwicklung des Profi-Golfsports haben?

Ich denke, das hängt ein wenig von der Dauer ab. Es sind ja nicht nur die Touren, sondern eine ganze Industrie die da mit dranhängt. Hersteller, Sponsoren – wenn die Wirtschaft die Krise gut überstehen wird, wird sich auch der Profigolfsport dementsprechend gut oder schnell überstehen. Deshalb gilt es zu hoffen, dass man auch schnell wieder ins Turniergeschehen zurückkehren kann. Natürlich nur, wenn es die Situation zulässt, was ich nicht beurteilen möchte. Dafür gibt es bessere Experten als mich.

Wie stehen Sie zu Profi-Turnieren ohne Zuschauer? 

Toll ist das nicht. Aber ganz klar, wenn das ein sicheres Szenario darstellen könnte, um wieder Turniere veranstalten zu können, ist das doch voll ok. Auch im TV kommt Golf super rüber – da hat sich viel getan in den letzten Jahren.

Wenn ich ehrlich bin, fehlt es mir, mal wieder ein gepflegtes Bierchen mit meinen Jungs zu trinken.
Marcel Siem

Sind Sie der Meinung, dass die Golfplätze auf machen sollten? Und sollte für Profis eine Sondergenehmigung gefunden werden, um Golfen möglich machen?

Ich finde, man sollte sich da an die Empfehlungen der Experten halten. Und wenn es aus Expertensicht der Eindämmung der Pandemie hilfreich erscheint, nicht auf die Plätze zu gehen, sollte man sich auch daran halten und als Golfer keine Extrawurst wollen. Wir üben als Golfprofis jetzt ja nun wirklich keine systemrelevanten Jobs aus. Wenn der Zeitpunkt gekommen ist, dass man über Lockerungen nachdenkt, glaube ich, dass der Golfsport eine gute Chance haben wird, wieder früh den Spielbetrieb aufnehmen zu können. Da haben es zum Beispiel Hallensportarten nicht ganz so gut.

Auf was freuen Sie sich am meisten, wenn das Kontaktverbot aufgehoben wird?

Wenn ich ehrlich bin, mal wieder ein gepflegtes Bierchen mit meinen Jungs zu trinken. Man muss ja auch mal ein bisschen Mist erzählen und zusammen lachen. Ich bin schon ein Mensch mit vielen sozialen Kontakten, die mir gerade ganz schön abgehen. Natürlich kann ich es kaum erwarten, wieder unter Druck Golf zu spielen.

Können Sie der Situation auch etwas Gutes abgewinnen?

Ich sehe endlich mal meine Familie, also meine Frau und meine beiden Töchter, mehr als nur zwischen zwei Turnierreisen. Das ist schon toll. Aber wir haben es auch gut mit einem Haus und Garten. Dafür bin ich sehr dankbar und weiß, dass dieses Glück nicht viele Menschen haben.

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