Unter welchen Umständen können demolierte Schläger während eines Golf-Turniers ausgetauscht werden? Dr. Ulrike Gartz und Holger Gartz analysieren diese nicht ganz unkniffelige Situation.
Es war ein wunderschöner Sommertag, ein Hauch von Wind auf der Anlage – einer von den Tagen, die man sich als Golfer immer wünscht.
3. Turniertag – Don Jaly war in Hochform, er hatte noch nie zuvor so hart gearbeitet vor einem Turnier. Den Muskelzuwachs konnte man deutlich sehen. Er bewegte den Schlägerkopf mit einer so unglaublichen Wucht, dass man jedesmal das Gefühl hatte, der Schläger würde brechen. Und es klang auch so. Und dann geschah es wirklich – der Schaft brach.
Was war geschehen? Beim Abschlag war schon wieder dieser komische Klang zu hören und als sich Don Jaly nach dem Tee bückte und sich dabei auf den Driver stützte, brach der Schaft.
Jetzt war guter Rat teuer, denn nach Regel 4.1b (3) gibt es keinen Ersatz für Schläger, die während der Runde durch den Spieler zerbrochen werden, gleich wie, nach Regel 4.1a müssten für ein Instandsetzen die ursprünglichen Teile benutzt werden und die Runde darf dadurch nicht unangemessen verzögert werden.
Unter normalen Umständen wären ein Ersatz oder eine Reparatur also ausgeschlossen gewesen.
Was sollte er nun tun? Glücklicherweise war der Chief-Referee in der Nähe. Der Engländer mit dem hochroten Kopf, den die Spieler lieben, weil seine Entscheidungen immer fair und regelkonform sind.
Er machte sich erst mal ein Bild von der Szenerie, befragte den Spieler und dann auch noch sehr gewissenhaft die Mitspieler. Schaute noch mal in sein Regelbuch und dann auf die Platzregeln, denn er wollte es den Spielern auch schwarz auf weiß zeigen. Und dann hatte er es gefunden.
Profiregeln
Auf der Profi Tour gelten auch Platzregeln, und eine davon erlaubt das Ersetzen von Schlägern bei signifikanter Beschädigung, wenn sie im Spielverlauf – und nicht z. B. durch einen Wutausbruch des Spielers – erfolgte.
Da dies ja offensichtlich nicht der Fall war, erlaubte er Don Jaly, seinen Caddie zum Tourtruck zu schicken, um einen neuen Schaft zu holen und den alten Schaft zu ersetzen.
Don Jaly schulterte nun sein Bag für die nächsten Löcher. Drei Bahnen weiter konnte es dann wieder kraftvoll driven und der Caddie seiner eigentlichen Arbeit nachgehen.
Dr. Ulrike Gartz und Holger Gartz haben seit 1997 über 250 Turniere und Turnierserien im Profi- und Amateurbereich veranstaltet und organisiert. Als Spielleiter sind beide seit 2005 im Golfverband Niedersachsen-Bremen tätig. Dr. Ulrike Gartz hat zudem die Prüfung zum R&A Referee 2011 mit Erfolg bestanden
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