02.04.2017

Die Dämonen an der Zwölf ertränkt

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Nachdem Jordan Spieth 2015 das Masters schon im zweiten Anlauf gewinnen konnte, versenkte er seine Siegchancen letztes Jahr im Wasserhindernis an Loch 12. Doch heute hat der 23-jährige Spieth seinen Frieden mit dem weltberühmten Par 3 geschlossen und kann es kaum erwarten, dass das Masters 2017 endlich losgeht.


GOLF TIME: Im Jahr 2015 hast du das Masters und die U.S. Open gewinnen können. Was beeindruckt dich selbst am meisten, wenn du diese Saison Revue passieren lässt?

Jordan Spieth: Die Fähigkeit, ein starkes Finish hinzulegen. Wie wir das Masters durchgestanden haben, nachdem wir im Vorjahr knapp am Sieg vorbeigeschrammt sind, war etwas Besonderes. Aber auch die anderen beiden Major-Turniere verliefen großartig, obwohl wir bei der Auslosung der Startzeiten viel Pech hatten.

Bei der PGA hat uns das Los drei Schläge gekostet. Doch ich habe alle Nebengeräusche ausblenden können. Solche Dinge, wie auf dem Cover der Sports Illustrated abgebildet zu sein, und hielt mich an unseren Plan. Ich habe bei der John Deere die Zügel in die Hand genommen und bin auch noch nach der U.S. Open drangeblieben. Was mich rückschauend stolz macht? Dass ich in der gesamten Zeit im Rhythmus geblieben bin.

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Ein Jahr später – gab es da einen Teil in dir, der aufgeatmet hat, als 2016 abgehakt war, nach dem, was in Augusta passiert war? 

Ja, definitiv. Ich war froh, als es 2017 wieder losging. 2016 war nichtsdestotrotz  ein tolles Jahr und ich habe viele Erfahrungen gemacht, positive wie negative. 2015 gab es so gut wie keine Tiefpunkte und im Kontrast dazu musste es Rückschläge geben.

Bist du 2016 mit einer erhöhten Erwartungshaltung, verglichen mit 2015, angetreten? 

Der zeitweilige große Vorsprung beim Masters im letzten Jahr hat meine Erwartungshaltung jedenfalls nicht gedämpft. Ich hatte Siegchancen bei den vorangegangenen fünf Major-Turnieren, also dachte ich mir, warum soll das nicht so weitergehen? Grundsätzlich ist es möglich, doch es ist gleichzeitig unrealistisch, ernsthaft zu erwarten, dass man bei jedem Major vorne dabei ist.

Bei der U.S. Open war ich ein wenig gefrustet. Bei den letzten drei Majors hatte ich Pech bei der Auslosung, wenn es um die erste Turnierrunde geht. Aber ich gebe zu, dass mich das etwas zu sehr frustriert hat.

Begeistern sich die Medien deiner Meinung nach zu sehr für aktuelle Erfolge? Und wenn ja, beeinflusst dies deine eigene Sicht auf dein Spiel? 

Ich lerne gerade, mein Spiel aus dem „Karriere“-Blickwinkel und nicht nur aus der Jetzt-Perspektive zu sehen. Leider ist dies jedoch die Welt, in der wir leben. Alle Fragen, die man gestellt bekommt, drehen sich mehr oder weniger um die Gegenwart. Ich habe jedoch primär meine zukünftigen Ziele im Blick, meine Trainingsziele usw. Ich denke und plane sehr langfristig.

Natürlich habe ich 2015 erlebt, was Momentum bringen kann. Jedoch muss ich begreifen lernen, dass auch wenn 2016 einige Rückschläge beschert hat, ich mich doch auf lange Sicht gesehen in hervorragender Form befinde. Betrachtet man das Geschehen im Nachhinein, stellt sich 2016 für mich somit weitaus positiver dar.

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Dein Erfolg kam schon in sehr jungen Jahren. Wie schnell kommt dir das alles in der Rückschau selber vor? 

Derzeit empfinde ich es gar nicht als so schnell. Aber vor einem oder zwei Jahren, ja, das war schon ein irres Tempo. Jetzt bin ich an vieles gewöhnt. Bspw. dass wildfremde Menschen mich ansprechen oder dass ich ziemlich cooles Zeug machen darf. In der Rückschau kommt mir das alles ziemlich wild vor.

Dass ich mit Leuten Zeit verbringe, die ich zuvor nur aus dem Fernsehen kannte – Sportler, Schauspieler, Prominente. Nimm bspw. Michael Phelps. Er interessiert sich für meine Sicht der Dinge. Wir hatten einige tolle Gespräche und das ist schon cool.

Was ziehst du aus Begegnungen mit anderen Top-Athleten wie Phelps oder Tom Brady (American Football-Spieler)? 

Ich finde es einfach nur cool, wenn ein Super Bowl-Champion oder ein World Series-Gewinner bei einem Pro-Am vor zehn Leuten einen Golfschlag machen soll und diese Jungs aufgeregter sind als vor einem entscheidenden Wurf in der Meisterschaft. Ich finde es witzig, denn ich frage mich, wie kann es sein, dass diese Kerle nervös werden, obwohl sie schon vor der ganzen Welt ihren Sport überaus erfolgreich ausgeübt haben. Sie haben doch nichts zu verlieren. Es wird sogar erwartet, dass sie schlecht Golf spielen, also was soll’s?

Wenn Phelps in die Schwimmhalle einläuft, ist er komplett in der Zone. Kapuze und Kopfhörer auf, er nimmt nichts und niemanden um sich herum wahr. So geht es uns, wenn wir zum Abschlag gehen. Aber im Gespräch wollen eben diese Kollegen von mir wissen, wann bei mir der Puls hochschießt.

Was hat sich bei dir zu Hause verändert?

Ich musste ein paar Mal umziehen, zuletzt in eine bewachte Wohnanlage. Die Leute in Dallas sind großartig und ich freue mich besonders über die Unterstützung aus der Heimat. Aber es ist etwas anderes, wenn ich heute zum Essen ausgehe. Dallas ist keine riesige Stadt und ich werde viel häufiger erkannt. Also musste ich zu Hause ein paar Dinge verändern. Ich bevorzuge jetzt eher die Lokale mit den versteckten Nischenplätzen.

Was war der beste Moment deiner bisherigen Karriere?

Der Gang zum 18. Grün beim Masters 2015. Als ich bei der U.S. Open in Chambers Bay mit Michael Greller abwarten musste, was passiert und ich schließlich gewonnen hatte, stand ich leicht unter Schock. Aber dieser Weg zum Grün in dem Bewusstsein, dass es gelaufen war und ich gewonnen hatte, das war was ganz Besonderes.

Erwischst du dich dabei, in Gedanken schon wieder in Augusta zu sein? 

Ich war im Dezember dort, um zu spielen. Das war die erste Runde nach dem Turnier 2016 (und dem Triple Bogey an Loch 12 in der Finalrunde). Als ich an besagtem Abschlag ankam, war ich nervös. Ich schlug ein Eisen 8 bis auf fünf Meter an die Fahne.

Die Grüns waren etwas langsamer als beim Turnier und ich ließ anfangs einige Putts zu kurz. Also habe ich meinen Mitspielern an der 12 gesagt, dass ich diesen Putt garantiert nicht zu kurz lassen werde. Trotzdem blieb er an der Vorderkante stehen, fiel dann aber doch zum Birdie ins Loch. Ich freute mich riesig und dachte mir „Dieser Dämon ist ausgetrieben“.

Am nächsten Tag spielten wir erneut und ich schlug ein Eisen 9 kurz hinter die Fahne und der Ball wäre mit Backspin fast noch ins Loch gegangen. Ich habe also in meinen letzten zwei Augusta-Runden zwei Birdes auf der 12 gespielt.

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