Wussten Sie, dass Brooks Koepka nur durch einen Autounfall zum Golfsport kam? Neun Fakten über den Mann des Jahres.
Das Jahr begann nicht gut für Brooks Koepka. Nach dem Tournament of Champions auf Hawaii meldete er sich erst mal ab. Bis Ende April hinderte eine Handgelenksverletzung Koepka monatelang am Golfen. Das Masters Tournament fand 2018 ohne den späteren Mann des Jahres statt.
Was Koepka in Folge auf die Grüns der PGA Tour zauberte, suchte seinesgleichen. Die Titelverteidigung bei der U.S. Open, die Dominanz bei der PGA Championship und schließlich der Sieg beim lukrativen CJ Cup in Südkorea manövrierten ihn an die Spitze der Weltrangliste. Die Spieler der PGA Tour mussten nicht lange überlegen, welchen Kollegen sie dieses Jahr als Klassenbesten auszeichnen sollten. Und das, obwohl Koepka ein Drittel der Spielzeit verpasste.
Hier ein Blick auf den Werdegang und das Umfeld des momentan wohl besten Golfers der Welt.
Durch Zufall Weltspitze
Wie Brooks Koepka zum Golfsport kam? Nun ja, eher per Zufall. Denn der junge Brooks fand den Golfsport einigermaßen langweilig, wurde dann aber regelrecht dazu gezwungen. Als Zehnjähriger zog er sich bei einem Autounfall einige Knochenbrüche im Gesicht zu. Koepka saß vorne im Auto, als der Wagen, den sein Babysitter steuerte, von einem anderen Fahrzeug erfasst wurde. Der Arzt untersagte ihm im weiteren Verlauf des Sommers, Kontaktsport auszuüben. Klein Brooks verbrachte die Zeit stattdessen im Okeeheelee Golf Course in West Palm Beach, schwang eifrig den Schläger und entdeckte sein nicht ganz alltägliches Talent.
„Ich bin kein großer Golfnerd“, erklärte er einst bei Golf Digest. „Zu wenig Action. Ich komme aus einer Baseball-Familie und das liegt mir im Blut.“ Koepkas Großonkel Dick Groat war 1960 der Most Valuable Player der National League. Koepka wurde zum Mann des Jahres der PGA Tour gewählt. Zwar nicht in seiner Lieblingssportart, aber immerhin auf der besten Golf-Tour der Welt.
Kick-Start in Europa
2012 wechselte der Amerikaner ins Profilager, nachdem er in den USA College-Golf für die Florida State University gespielt hatte. Seine Profi-Karriere begann allerdings nicht in den USA, sondern in Europa auf der Challenge Tour. Ungewöhnlich für einen Amerikaner. Bei der Fred Olsen Challenge in Spanien stellte Koepka 2013 mit zehn Schlägen Vorsprung auf die nächste Konkurrenz (unter anderem Bernd Ritthammer) einen Rekord auf. Nie war in der Geschichte der Sprungbrett-Liga der Abstand zwischen dem Gewinner und den Verfolgern größer gewesen. Sein Gesamtergebnis: 24 unter Par. Bereits 2013 gelang der Sprung auf die European Tour durch drei Siege in kurzer Zeit.
„Viele Amerikaner kennen nur den einen Weg, um nach oben zu kommen, aber es gibt viele Möglichkeiten, dahin zu gelangen, wo man sein will – und muss, um erfolgreich zu sein“, erklärte er. „Ich wäre heute nicht so erfolgreich ohne die Erfahrungen auf der Challenge Tour. Es ist nichts für jeden, aber für mich hat es wunderbar funktioniert. Ich habe es wirklich genossen. Ich mag Europa sehr.“
Hello World
Es war Ende 2014 in Belek, als Koepka auf der großen Bühne erstmals lautstark und kräftig „Hallo“ sagte. Seinen ersten Sieg auf der European Tour sicherte sich der Amerikaner 2014 bei der Turkish Airlines Open. Er triumphierte einen Schlag vor Ian Poulter. Die Golfwelt war überrascht von diesem furchtlosen Athleten mit seinen mächtigen Oberarmen. Von Nervosität war bei diesem Triumphzug durch den Pinienwald an der türkischen Küste wenig zu sehen. Koepka spielte sein Ding in aller Ruhe herunter und resümierte:
„Ich habe ja schon öfter oben angeklopft in letzter Zeit und hätte eigentlich schon ein paar Turniere gewinnen müssen. Jedes Mal habe ich etwas gelernt und mich angepasst. Deshalb war ich auch sehr entspannt.“ Erstaunliche Worte eines Spielers, der zu diesem Zeitpunkt noch kein halbes Jahr auf der Tour unterwegs war. Innerhalb kürzester Zeit meisterte er den steinigen und langen Weg von der Zweitklassigkeit in die Weltspitze, den so viele Top-Talente niemals zu Ende gehen konnten. Koepka absolvierte ihn im Eiltempo – und mit einem ungewöhnlichen Selbstverständnis.
Der Bruderkampf
Können Koepka und Dustin Johnson, zwei der weltbesten Golfer, gleichzeitig sehr gute Freunde sein? Das Duo verbringt viel Zeit miteinander, zum Beispiel beim Athletik-Training im Joey D Performance Center in Jupiter, Florida. Dort versucht der eine mehr Gewicht zu stemmen als der andere, um auch auf dem Golfplatz den Ball noch ein paar Meter weiter vom Abschlag zu befördern.
Es ist eine freundschaftliche Rivalität, die beide Parteien zu Höchstleistungen antreibt. Beim RyderCup häuften sich aber die Gerüchte, es hätte eine nächtliche Rangelei gegeben. Johnsons Gattin Paulina, die in den Streit involviert gewesen sein soll, löschte sämtliche Bilder Koepkas von ihrer Instagram-Seite. Dustin Johnson hüllte sich in Schweigen, Koepka spielte das Thema herunter.
„Diese Dustin-Sache verstehe ich einfach nicht“, sagte er im Oktober. „Es gab keine Auseinandersetzung, keinen Streit. Er ist einer meiner besten Freunde. Ich schätze ihn unglaublich. Erzählen Sie mir bitte, weshalb wir gekämpft haben sollten.“ Team-Kapitän Jim Furyk sprach schließlich das Schlusswort: „Sie sind wie Brüder. Brüder streiten manchmal und steigern sich in etwas hinein. Aber sie sind sehr eng verbunden und werden dies auch in Zukunft sein.“
Der wahre Bruder
Koepka hat auch einen wirklichen Bruder. Sein Name: Chase. Sein Beruf: Ebenfalls Golfprofi. Der 24-Jährige (vier Jahre jünger als Brooks) verfügt nicht ganz über dessen kräftige Statur. Bei der Zurich Classic of New Orleans auf der PGA Tour trat das Brüderpaar gemeinsam im Team an und wurde geteilter Fünfter. Es war der bisher höchste Preisgeld-Scheck seiner Karriere.
Auch Chase versucht, seine Karriere in Europa voranzutreiben. Vergangenes Jahr gelang der Sprung von der Challenge auf die European Tour, doch der Klassenerhalt misslang als 181. des Race to Dubai (knapp über 100.000 Euro Preisgeld).
Die Frau an Koepkas Seite
2017 stellte Koepka bei der U.S. Open die neue Frau an seiner Seite vor: Jena Sims. Die 29-Jährige hat ebenfalls bereits einen Titel gewonnen, den der Miss Georgia Teen USA 2007. Sims arbeitete nach einem Wirtschaftsstudium an der Belmont University unter anderem als Schauspielerin. Ihre erste Hauptrolle spielte sie in „Attack of the 50 Foot Cheerleader“, einer Horror-Komödie aus dem Jahr 2012.
Sims hat eine eigene Wohltätigkeitsorganisation (Pageant of Hope) gegründet. Seither veranstaltet sie Schönheitswettbewerbe für Kinder mit Krebserkrankungen und Behinderungen. Für ihre bemerkenswerte Arbeit erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen. Davor war Koepka mit der amerikanischen Fußball-Spielerin Becky Edwards liiert.
„Es war alles Claudes Werk“
„Es war alles Claudes Werk“, erklärte Butch Harmon stolz. Brooks Koepka hatte soeben die U.S. Open 2017 in Erin Hills gewonnen. Sein Trainer war ein Harmon, allerdings nicht Butch, der wohl bekannteste Trainer weltweit, der Greg Norman, Tiger Woods, Ernie Els oder Phil Mickelson und viele weitere zu Major-Siegern formte. Gemeint war sein Sohn Claude, der lange im Schatten seines Vaters stand. Mittlerweile hat sich Claude Harmon III seinen eigenen Namen gemacht. Er betreut neben Koepka auch Dustin Johnson – zwei der weltbesten Spieler. Nebenbei führt er Golfschulen, trainiert ganz gewöhnliche Golfer und schleift Nachwuchstalente. Wer bei Claude um Rat fragt, der sollte genügend Cash dabei haben. 700 U.S.-Dollar verlangt er für eine Trainer-Stunde.
Gratis war Claude Harmons Erklärung zum Erfolg Koepkas:
„Brooks ist auch deshalb einer der besten Spieler der Welt, weil er nach einer schlechten Runde auf die Range geht und den Fehler reparieren möchte. Er ist da wahnsinnig konsequent“. Wille und Talent als Basis für Spitzenleistung.
Die Qual der Wahl
Brooks Koepka ist frei von Verpflichtungen. Zumindest, was seine Golfschläger betrifft. Zuletzt stand der Amerikaner bei Nike unter Vertrag. Doch nach dem Abschied des U.S.-Giganten aus dem Hardware-Bereich hat Koepka als sogenannter Free Agent (wie unter anderem auch Francesco Molinari und Patrick Reed) freie Auswahl. Und so setzt Koepka auf einen bunten Mix in der Tasche, bestehend aus TaylorMade-Hölzern, ein Eisen 3 von Nike, Mizuno-Eisen sowie Wedges und Putter aus dem Hause Titleist. Interessant am Rande: 2018 wanderten alle Major-Titel in die Hände von Spielern ohne umfassenden Ausrüstervertrag.
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