16.10.2017

Farblos bis langweilig

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GOLF TIME-Chefredakteur Oskar Brunnthaler vermisst Typen wie Tiger, Jack und Arnold im Spitzengolf. Ihn reißen die „Muster-Schwiegersöhne“ Justin, Jordan und Jason nicht vom Hocker. Das Editorial aus der GOLF TIME 7/2017.

Ja, ich weiß – sie spielen sensationelles Golf, sehen gut aus, haben ein perfektes Auftreten, kommen aus Vorzeige-Familien und gehören in die Kategorie „Muster-Schwiegersöhne“ aller Mütter von heiratsfähigen Töchtern. Die jüngsten Major-Sieger Brooks Koepka, Jordan Spieth, Justin Thomas, aber auch ein Dustin Johnson, ein Rickie Fowler oder Jason Day reißen mich nicht vom Hocker.

Brav und bieder spulen sie ihren Job ab, die Jungs ganz vorne in der Weltrangliste. Natürlich mit atemberaubender Perfektion, mit unglaublicher Präzision. Schlaftabletten gibt’s in der Apotheke, aber bitte nicht Woche für Woche auf den schönsten Golfplätzen der Welt. Womöglich noch auf Krankenschein.

Wo sind die Typen?

Wo sind die Typen, die Persönlichkeiten, die Charaktere, die einst den Sport prägten: ein Tiger Woods, ein Phil Mickelson, ein John Daly, ein Bubba Watson, ein Jack Nicklaus, ein Gary Player, ein Arnold Palmer? Mit einem temperamentvollen Sergio García, einem in seinen besten Tagen durchdrehenden Rory McIlroy kann ich noch leben.

Aber die große Masse an farblosen und langweiligen Golfern an der Spitze der Weltrangliste muss verantwortlich gemacht werden für den schleichenden Rückgang bei den Einschaltquoten der TV-Stationen.

Ich vermisse echte Persönlichkeiten

Selbst ein Tiger Woods, nicht einmal mehr unter den Top- Tausend der Weltrangliste, würde heute noch mehr Zuschauer anlocken als ein Justin Thomas, Gewinner des FedExCup-Jack pots über 10 Mio. Dollar. Dennoch – rein sportlich gesehen – verdient auf dem Titel der GT 7/2017 gelandet.

Aber: Wir brauchen im Spitzensport keine biederen, Akten verwaltenden Beamten, die wie Marionetten ihre Schläge abspulen, egal, ob im Golf, Tennis oder, oder, oder – ich vermisse echte Persönlichkeiten, die ihren Sport prägen und auch in Zukunft dafür sorgen, dass das Zuschauen, das Mitfiebern, das Erlebnis Spitzensport an Zugkraft gewinnt.

Wieder ein Muss wird. Drohende Konsequenz: statt gelangweilt zuzuschauen, selbst auf die Runde zu gehen. Was, volksgesundheitlich gesehen, ohnedies das Bessere wäre.

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