22.01.2023 | 10:48

Nick Dougherty – gereifter Champion

Marcus Brunnthaler
Marcus Brunnthaler

Nick Dougherty im Interview. Der dreifache Toursieger und TaylorMade-Ambassador über sein heutiges Leben als Sky-Sports-Golfexperte, seine Beziehung zu Sir Nick Faldo und wie er zum Thema LIV Golf steht …


Einst zählte er zur jungen Elite des englischen Golfsports, feierte schon als Amateur und nach seinem Wechsel ins Profilager 2001 früh in seiner Karriere bedeutende Erfolge.

Darunter die Auszeichnung zum Sir Henry Cotton Rookie of the Year 2002 auf der European Tour sowie in Folge drei Siege beim Caltex Masters 2005, der Alfred Dunhill Links Championship 2007 und der BMW International Open 2009 in München.

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Doch dann wurde es schlagartig ruhig um Nick Dougherty. Iin Folge musste der heute 40-Jährige ein heftiges Formtief verschmerzen, von dem er sich nicht mehr erholen sollte.

2016, nach fünf vergeblichen Jahren der Versuche, sich seine European-Tourkarte über die Qualifying School zurückzuerlangen, spielte er schließlich seine letzte Runde als Profi bei der Alfred Dunhill Links Championship 2016. Und zog sich anschließend komplett vom Turnierzirkus zurück.

Nick Dougherty: Zweiter Titel bei der Alfred Dunhill Links Championship 2007 in St. Andrews (Foto: picture-alliance)
Zweiter Titel bei der Alfred Dunhill Links Championship 2007 in St. Andrews (Foto: picture-alliance)

Dem Golfsport ist der gebürtige Liverpooler, der seit 13 Jahren mit Sky-Sports-Kommentatorin Di Stewart verheiratet ist (zwei Kinder), aber nach wie vor treu geblieben. So arbeitet er heute als Golfexperte ebenfalls für Sky Sports. Und wurde 2022 auch zum Präsidenten der englischen Charityorganisation „Golf Foundation“ ernannt.

Wir haben den smarten Engländer, der inzwischen auch als Markenbotschafter für TaylorMade fungiert, in Dubai getroffen.

Nick, wie geht es dir, wie sieht dein heutiger Arbeitsalltag aus. Spielst du überhaupt noch Golf?

Nun, es geht mir sehr gut, vielen Dank. Ich habe viel zu tun und komme leider nur noch sehr selten zum Golfspielen, da fehlt mir meist die Zeit. Für TaylorMade bin ich bereits das zweite Jahr als Markenbotschafter aktiv, worüber ich mich sehr freue. Das gesamte Team ist einfach großartig und es macht einfach Spaß, mit so einer tollen, innovativen Firma zusammenzuarbeiten.

Der letzte Gang: Nick Dougherty während der dritten Runde der Alfred Dunhill Links Championship 2016, seiner letzten als Profi (Foto: picture-alliance)
Der letzte Gang: Nick Dougherty während der dritten Runde der Alfred Dunhill Links Championship 2016, seiner letzten als Profi (Foto: picture-alliance)

Für Sky Sports moderiere ich im Moment 23 Turniere pro Jahr. Davon überwiegend Events der PGA Tour und die Majors. Aber auch die größeren Turniere auf der DP World Tour. Von diesen 23 Turnieren bin ich zwischen Ende Februar und Anfang Oktober bei 17 live vor Ort. Und dann mache ich auch noch ein paar andere Dinge. Wie zum Beispiel Tee-Time-Tipps und natürlich habe ich ja auch noch meine Familie. Da bleibt dann nicht mehr viel Zeit zum Golfspielen.

Aber ja, hin und wieder spiele ich auch selbst. Aber, ehrlich gesagt, nicht so viel, wie ich gerne würde, denn es macht mir wirklich nach wie vor sehr viel Spaß. Meine beiden Kinder schauen zum Glück gerne Golf im Fernsehen, worüber ich mich natürlich sehr freue. Und mein Sohn hat dafür sogar eine echte Leidenschaft entwickelt, was ich noch toller finde.

Wie steht es um deine Beziehung zu Sir Nick Faldo? Seid ihr noch gute Freunde?

Ja, Nick und ich sind unverändert sehr gute Freunde. Er war ein echter Stützpfeiler und gerne auch so etwas wie ein Mentor während meiner gesamten Spielerkarriere, sogar schon als Amateur.

Als er selbst noch aktiv spielte, hatte man ihn immer als sehr fokussierten Spieler erlebt. Ich denke, egoistisch trifft es nicht, weil das Wort so negativ behaftet ist. Aber er war einfach so von seinem eigenen Spiel eingenommen, weil es für ihn notwendig war, um all diese unglaublichen Erfolge zu erzielen, dass man als Außenstehender vielleicht dieses Bild von ihm vermittelt bekam.

Der wohl größte Triumph von Nick Dougherty: bei der BMW International Open 2009 in München (Foto: picture-alliance)
Der wohl größte Triumph: bei der BMW International Open 2009 in München (Foto: picture-alliance)

Unfreundlich trifft es vielleicht. Aber er sagte mir einmal, dass er selbst immer das Gefühl hatte, besser sein zu müssen als die anderen und cleverer sein zu müssen als die anderen.

Weswegen er immer meinte, noch härter an sich arbeiten zu müssen. Da blieb nicht viel Platz für soziale Kontakte. Es gibt da eine nette Anekdote, die hierzu gut passt, als John Daly – damals in seiner spielerischen Hochzeit – den jungen Tiger Woods fragte, ob er mit ihm und den anderen Spielern auf ein paar Drinks gehen wollte.

Tiger hatte darauf geantwortet: ‚John, wenn ich so gut wäre wie du, dann könnte ich mir das erlauben …‘ (lacht). Nick hatte dieselbe Mentalität. Aber noch einmal: Nick und ich haben immer schon eine sehr gute Freundschaft gepflegt.

Als meine Mutter damals einen Herzinfarkt erlitt, war er es, der uns den wohl besten Kardiologen in den USA vermittelte. Und uns sogar beim Flugtransport half. Daher kenne ich, wie wohl nur wenige, den Menschen Nick Faldo und kann nur sagen: Er ist ein großartiger Mensch.

Und wir haben auch als Kommentatoren schon ein paar Mal zusammengearbeitet, worüber ich mich sehr gefreut habe. Es werden bei Sky Sports gerade die Pläne für die Saison 2023 ausgearbeitet und ich hoffe, dass es noch die ein oder andere Möglichkeit geben wird, mit ihm zusammenzuarbeiten. Vielleicht ja bei der Open Championship.

Wie ist deine Meinung bzw. Einstellung zu LIV Golf? Einige der Spieler aus deinen aktiven Zeiten sind dorthin gewechselt …

Ich glaube, man muss hier einen Unterschied zwischen den guten Spielern und den Top-Spielern sehen. Ich kann grundsätzlich natürlich den finanziellen Anreiz für alle verstehen.

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Aber nehmen wir beispielsweise Richard Bland. Kein überragender Spieler, aber ein guter Spieler, der demnächst wohl auf die Seniorentour gewechselt wäre.

Nick Dougherty bei der Open Championship 2009 in Turnberry (Foto: picture-alliance)
Nick Dougherty bei der Open Championship 2009 in Turnberry (Foto: picture-alliance)

Für ihn macht das Geld, das ihm angeboten wurde, mit Sicherheit einen Riesenunterschied für seinen restlichen Lebensweg. Ihn kann ich absolut verstehen, das konnte er nicht ausschlagen.

Auf der anderen Seite hat man dann wirkliche Top-Spieler, bei denen man meinen sollte, dass das angebotene Geld nicht wirklich einen großen Unterschied ausmachen sollte. Sie kann ich nicht wirklich verstehen. Und was für mich die große Enttäuschung an der ganzen Geschichte darstellt, ist, wie sich das alles negativ auf den Golfsport auswirkt.

Ich mag Teamgolf, aber ich bin der Meinung, dass das nur wirklich funktioniert, wenn man auch die besten Spieler dabei hat. Meiner Meinung nach sind da aber im Moment bei vielen der Teams bei LIV Golf nicht unbedingt die besten Spieler vertreten.“

Was hältst du von dem Konzept hinter LIV?

Man muss LIV zugute halten, welche Spieler sie bis dato für sich gewinnen konnten. Und dass es ihnen gelungen ist, das alles so auf die Beine zu stellen.

Aber das Konzept hinter LIV stammt im Grunde nicht aus Saudi-Arabien oder woher auch immer. Sondern ursprünglich von PGL (Premier Golf League, Anm. d. Red.) und Andrew Gardiner. Und erneut, das Teamkonzept dahinter ist wirklich gut. Aber der ursprüngliche Gedanke stammt von PGL und war darauf ausgelegt, die besten Spieler der Welt in einer Liga zusammenzubringen. In der sie dann wesentlich öfter gegeneinander antreten würden.

Nick Dougherty (Foto: GOLF TIME)
Nick Dougherty (Foto: GOLF TIME)

Und eben auch in Teams. Das ist es, was ohne Zweifel auch die Zuschauer und nicht zuletzt Sponsoren gerne mehr sehen würden.

Aber – und das ist das wirklich Traurige an der aktuellen Situation mit LIV – nun hat es sich genau ins Gegenteil entwickelt. Anstatt die besten Spieler zu vereinen, haben wir jetzt eine international gespaltene Situation mit verhärteten Fronten. Und vor allem die besten Spieler auf noch mehr Touren verstreut.

Das einzig Gute daran ist, dass es die PGA Tour gewissermaßen gezwungen hat, sich zu verändern. Wir werden also in Zukunft durchaus Jon Rahm und Rory und Justin Thomas gegeneinander antreten sehen, aber eben leider ohne die LIV-Spieler.

Dabei liebe ich es wirklich, Dustin Johnson oder Bryson DeChambeau spielen zu sehen.

Wie siehst du die Auswirkungen auf den Ryder Cup?

Das ist einfach nur traurig. Ich meine, alle diese Jungs wie Ian (Poulter), Lee (Westwood) oder Sergio (Garcia), die auch alle meine Freunde sind, waren prädestiniert als zukünftige Ryder-Cup-Kapitäne. Ich hätte es geliebt, Ian Poulter als Kapitän zu sehen.

Und ich bin der Meinung, dass sie nach wie vor ihren Platz im europäischen Team verdient hätten. Aber vielleicht ist es jetzt auch einfach an der Zeit, diese Zäsur als Neustart zu sehen, der sich irgendwie ja auch langsam abgezeichnet hat.

Die Jungs hätten nicht ewig im Team spielen können, aber es ist einfach extrem enttäuschend, wie das alles über die Bühne gegangen ist.

Und die generellen Auswirkungen für die Zukunft?

Als Mitglied der Tour finde ich die aktuelle Situation, was die laufenden Klagen angeht, extrem bitter.

Ich liebe die DP World Tour und die Dinge, die sie mir zu meiner aktiven Zeit ermöglicht hat. Und ich denke, das geht vielen LIV-Spielern nicht anders.

Nun werden sie eher angefeindet und das ist furchtbar für sie, ohne Zweifel. Man sollte dabei aber auch folgendes berücksichtigen: In meiner aktiven Zeit gab es noch kein Twitter. Sie aber sind mitten drin und müssen sich permanent auf Social Media mit allem Möglichen auseinandersetzen.

Da kommt man schnell mit einem nicht zu Ende gedachten Tweet unter die Räder. Und das nimmt einen dann natürlich mental und auch emotional ordentlich mit.

Nick, vielen Dank!

Das Interview führte Marcus Brunnthaler

Nick Dougherty

  • Vollständiger Name: Nicholas James Dougherty
  • Geboren: 24.05.1982 in Bootle (bei Liverpool), England
  • Status: Seit 2010 verheiratet mit Di Dougherty (geb. Stewart), 2 Kinder
  • Wohnort: Sunningdale, England
  • Größe: 183 cm
  • Wechsel ins Profilager: 2001 (HcP +4)
  • Turniersiege als Amateur: 10
  • Turniersiege als Profi: 3 x DP World Tour (Caltex Masters 2005, Alfred Dunhill Links Championship 2007, BMW Internationnal Open 2009)
  • Bestes Ergebnis bei einem Major: T7. (U.S. Open 2007)
  • Beste Platzierung in der Weltrangliste: 46. (17. Februar 2008)
  • Teamvents als Profi: Seve Trophy 2005, 2007, 2009; Royal Trophy 2009
  • Auszeichnungen: Sir Henry Cotton Rookie of the Year 2002
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