Der Mittwoch beim 87. Masters ...
Par 3-Contest, Publikumslieblinge und private Polizei-Eskorte
Am Mittwoch der Masters-Woche steht traditionell der Par 3-Contest an. Seit 1960 wird dieses Spaßturnier ausgetragen, bei dem nicht nur die Golfstars, sondern auch deren Familien im Vordergrund stehen.
Ausgetragen wird der Wettbewerb auf dem vielleicht schönsten Par 3-Kurzplatz der Welt, welcher sich direkt neben dem Augusta National um einen kleinen und äußerst beschaulichen See schlängelt.
Meist übernehmen die Frauen, Lebensgefährten oder andere Familienangehörige die Caddie-Aufgabe, jedoch benötigen die Spieler aufgrund der doch recht überschaubaren Distanzen zwischen Abschlag und Grün kein prall gefülltes Tourbag, sondern nur kurze Eisen bzw. Wedges und den Putter.
Bei Tony Finau mutierte die Runde zum großen Familienausflug, denn während Ehefrau Alayna sein Bag schulterte, tollten die vier gemeinsamen Kinder kreuz und quer zwischen Abschlag und Grün herum.
Auch Rory McIlroy präsentierte seine zweijährige Tochter Poppy, während Ehefrau Erica für die Schläger verantwortlich war.
Wie ernst die Spieler den Wettbewerb nehmen wollten, blieb jedem selbst überlassen. Natürlich war jedem bewusst, dass ein Sieg umgehend den sogenannte Master-Fluch nach sich ziehen würde, denn noch nie gelang es einem Par 3-Contest-Sieger, im Anschluss auch das eigentliche Masters zu gewinnen.
In diesem Jahr fällt somit Tom Hoge (rein statistisch gesehen) aus dem Rennen. Ihm gelang nicht nur eines der insgesamt fünf Hole in One des Tages, er benötigte auch nur 21 Schläge für die 9 Par 3-Bahnen und gewann mit einem Schlag Vorsprung vor Bubba Watson und Kurt Kitayama.
Für das Highlight des Tages war jedoch Seamus Power aus Irland verantwortlich: Bei seiner zweiten Masters-Teilnahme spielte er an Loch 8 und 9 nacheinander ein Ass, ein Kunststück, das erst zwei Spielern in der Geschichte des Par 3-Turniers gelungen war.
Das Wetter ist ein Thema …
Neben dem Par 3-Wettbewerb war das Hauptgesprächsthema das Wetter bzw. die Aussichten auf selbiges. Kaum zu glauben, dass an diesem Mittwoch noch Spitzenwerte von über 30° Celsius zu kollektiven Schweißausbrüchen führten, für den Samstag jedoch schlanke 12° Grad und geradezu apokalyptischer Regen vorhergesagt werden.
Wie die Verantwortlichen ein drohendes Montags-Finish vermeiden, steht noch in den Sternen bzw. den dunklen Regenwolken. Es bleibt in jedem Fall auch unabhängig vom sportlichen Geschehen, welches am Donnerstagmorgen mit dem Ceremonial Tee Shot seinen Anfang nehmen wird, reichlich spannend.
Dieses Jahr werden Jack Nicklaus, Gary Player und Tom Watson das Turnier offiziell eröffnen.
Wenn man an diesem letzten Trainingstag auf den Tribünen mit den Patrons in Gespräch kam, erhielt man auf die Frage nach dem Wunschsieger meist nur eine Antwort.
Überraschenderweise drückt man hier im Herzen des amerikanischen Golf keinem Landsmann, sondern primär Rory McIlroy die Daumen. Jeder gönnt dem Nordiren die Vollendung seines Karriere-Grand Slam.
„Ansonsten alle, bloß kein LIV-Spieler“, da war man sich einig.
Tiger nüchtern realistisch …
Tiger Woods bzw. auch dessen Caddie Joe LaCava sehen die Chancen auf einen potentiellen sechsten Sieg in Augusta nüchtern realistisch.
LaCava befürchtet, dass ein komprimierter Turniertag, an dem die Spieler 27 oder mehr Bahnen an einem Tag absolvieren müssten, seinen Spieler aller Chancen berauben würde.
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass 27 Löcher an einem Tag möglich sind. Tiger ist immer noch ziemlich angeschlagen und muss enorme Schmerzen erdulden. Wenn es nicht Augusta wäre, würde er nicht spielen.“
Bernhard Langer begeistert die Zuschauer
Lauter Applaus brandete auch immer an den Bahnen auf, an denen Bernhard Langer trainierte.
Die deutsche Golflegende spielt sein 40. Masters und sobald die Zuschauer um uns herum erkannten, dass wir aus Deutschland kommen, überschlug man sich mit Worten der Bewunderung.
Langer ist definitiv mehr als ein geheimer Publikumsliebling in Augusta, dem trotz seiner 65 Jahre nach wie vor außergewöhnliche und vor allem wettbewerbsfähige Schläge gelingen. Jeder Patron auf der Anlage drückt dem zweifachen Masters-Champion die Daumen, dass er noch einmal den Cut schafft.
Ab Donnerstag sind auf der gesamten Anlage auch für die Patrons jedwede privaten Kameras untersagt. Mobiltelefone sind ohnehin auf dem Augusta National komplett verboten. Alle großartigen Eindrücke, die man hier sammelt, müssen ganz „Old School“ im Gedächtnis abgespeichert werden.
Wer doch dringend zu Hause anrufen muss, benutzt ebenfalls wie in der guten alten Zeit die öffentlichen Fernsprecher, die hier wie ein Relikt aus vergangenen Zeiten am Wegesrand installiert sind.
Wie essentiell so ein voll aufgeladenes Handy doch sein kann, erfuhr unser Chefredakteur Oskar Brunnthaler am Dienstagabend am eigenen Leib.
Nach einer Veranstaltung der DP World Tour im benachbarten Augusta Country Club wollte er zu unserer Unterkunft in einem ca. 15 Kilometer entfernten Ort fahren.
Leider ging seinem Telefon samt Navigationsgerät auf halbem Weg der Saft aus. Nachdem er sich hoffnungslos im Umland verfahren hatte und in einer gottverlassenen und vor allem stockdunklen Gegend gestrandet war, wandte er sich an eine Polizeistreife.
Der freundliche Sheriff freute sich, einem golfbegeisterten Deutschen helfen zu können und spendiert unserem Chef umgehend eine Polizei-Eskorte nach Hause.
0 Kommentare