05.07.2022 | 15:40

Sepp Straka – zwei Seelen in einer Brust

Sepp Straka
Markus Scheck
Markus Scheck

Sepp Straka, der gemeinsam mit Zwillingsbruder Sam im Alter von 14 Jahren in die USA ging, erobert zusehends die Golfwelt. Seit seinem Sieg bei der Honda Classic im Februar stehen dem Austro-Amerikaner, der sich als 100% Österreicher und 100% Amerikaner bezeichnet, nun alle Türen offen. Selbst eine Ryder-Cup-Teilnahme 2023 ist keine Illusion mehr, wie der 29-Jährige im GOLF TIME-Exklusiv-Interview verrät.


Der momentan beste deutschsprachige Golfspieler, sowohl in der offiziellen Weltrangliste als auch in der Saisonwertung der PGA Tour, heißt Sepp Straka. Der 29-jährige Österreicher war für die breite Öffentlichkeit bis vor Kurzem noch ein relativ unbeschriebenes Blatt.

Doch seit seinem Sieg bei der Honda Classic im Februar hat sich der gebürtige Wiener als fixe Größe in der erweiterten Weltspitze etabliert. Doch blenden wir zurück zu den Anfängen.

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Die Erfolgsgeschichte von Sepp und Sam Straka

Die amerikanische Mutter Mary betreute Anfang der 1990er-Jahre im Golf Club Gut Altentann vor den Toren Salzburgs den Pro-Shop, als der Wiener Architekt Peter Straka zur Tür hereinkam und bei ihr einen Handschuh kaufte. Die beiden verliebten sich ineinander und zogen bald darauf nach Wien.

Sepp Straka (Foto: picture alliance)
Sepp Straka (Foto: picture alliance)

Am 1. Mai 1993 kamen die Zwillinge Sam und Josef zur Welt. Schon nach kurzer Zeit wurde Josef bei dem in Österreich beliebten Spitznamen „Sepp“ gerufen. Sepp und Sam wuchsen sportverrückt auf, wobei zunächst Fußball dominierte. Sepp spielte die Position des Torhüters (sein Vorbild war der ehemalige Rapid-Wien-Keeper Helge Peyer), Sam versuchte sich als Angreifer.

Als 1996 der Fontana Golf Club in Oberwaltersdorf seine Pforten öffnete, ging Mutter Mary wieder ihrer alten Profession nach und übernahm dort den Pro-Shop. Im Zuge eines Sommercamps in Fontana kamen Sepp und Sam erstmals mit dem Golfsport in Berührung und vor allem Sam war es, der darauf drängte, nun vermehrt dem weißen Ball den Vorzug zu geben.

Die beiden wurden immer besser und 2007 beschloss die Familie Straka, ihren Lebensmittelpunkt in die USA zu verlegen. Mutter Mary stammt aus South Georgia und so übersiedelten die Straka-Zwillinge im Alter von 14 Jahren von Vienna, Austria, nach Valdosta, Georgia.

Für Sepp und Sam war dies naturgemäß eine große Umstellung in ihrem Leben, jedoch half den beiden, zweisprachig aufgewachsen zu sein, und so fanden sie sich bereits nach kurzer Zeit bestens zurecht. Sam galt lange Zeit als der erfolgreichere der beiden Zwillinge und wurde rasch von den Universitäten umworben.

Er entschied sich schließlich für die University of Georgia, jedoch nur unter der Prämisse, dass auch sein Bruder Sepp einen Platz im Team bekam. Die Georgia Bulldogs gaben ihr Einverständnis und so gingen die Strakas fortan für die Kaderschmiede in Athens, Georgia, auf Birdiejagd.

Sepp Straka
Sepp Straka

Sepp Straka – der Sprung ins Profilager

Auf dem College drehte sich dann plötzlich die sportliche Fortune der Zwillinge. Sepp machte einen unglaublichen Sprung in der Entwicklung seines Spiels und nach fünf Jahren Universität, die er mit einem Abschluss in Business Management beendete, folgte 2016 der Sprung ins Profilager.

Sam hingegen kehrte dem Wettkampfgolf den Rücken und ist heute als Immobilienmakler in Georgia erfolgreich tätig. Für Sepp Straka ging der sportliche Weg aber weiter steil bergauf. Der Longhitter gewann 2018 auf der Web.com Tour (der heutigen Korn Ferry Tour) seinen ersten Profi-Titel und schaffte im selben Jahr noch den Aufstieg auf die PGA Tour. Dort etablierte sich Sepp zusehends, bevor im Februar 2022 nun der große Durchbruch gelang.

+++ Zum Thema: PGA Championship – auch Sepp Straka schafft Cut +++

Mit dem Sieg bei der Honda Classic in Palm Beach schrieb Straka als erster österreichischer PGA-Tour-Champion rot-weiß-rote Sportgeschichte. Als Lohn der Arbeit qualifizierte er sich erstmals für das WGC Match Play in Austin, Texas, und für das Masters in Augusta, wo er den respektablen 30. Platz erzielen konnte.

Momentan rangiert Sepp rund um Platz 50 in der Weltrangliste, eine wichtige Kennzahl, um in alle weiteren Major-Turniere automatisch hineinzukommen. Im GOLF TIME-Exklusivinterview spricht Sepp Straka über seine weiteren Saison- und Karriereziele.

Sepp Strakas bislang größter Erfolg: der Sieg bei der Honda Classic 2022
Sepp Strakas bislang größter Erfolg: der Sieg bei der Honda Classic 2022

Mit dem Sieg bei der Honda Classic im Februar hast du einen Meilenstein in deiner Karriere aber auch in der österreichischen Sportgeschichte gesetzt. Mit ein wenig Abstand, wie blickst du auf diesen Sieg zurück und wie hat sich dein Status auf der Tour seitdem verändert?

Es war natürlich toll, in Palm Beach meinen ersten Sieg feiern zu dürfen. Jetzt spiele ich vor allem, um in die Majors reinzukommen. Es war ein Traum, das Masters zu spielen und ich habe jetzt auch eine realistische Chance, in St. Andrews bei meinem ersten Open dabei zu sein. Mein Ziel ist es, bei den großen Events teilzunehmen und dort so gut wie möglich abzuschneiden.

Apropos Masters: ein kurzer Rückblick auf deine erste Teilnahme im Augusta National?

Es war ein Wahnsinnserlebnis. Ein wunderschöner Golfplatz. Das Gras ist perfekt. Die Grüns sind perfekt. Man fühlt sich dort, als wäre man in einem Traum. Am Finalsonntag dann auch noch die Back Nine gut zu spielen war ein tolles Erlebnis, an das ich mich sicher ewig erinnern werde.

Deine Form ist weiterhin top, wie der geteilte dritte Platz bei der RBC Heritage in Hilton Head beweist. Ein wenig Wehmut, dass du das Playoff knapp verpasst hast, oder überwiegt die Zufriedenheit, wieder ein Top-Ergebnis erreicht zu haben?

Ja, ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Natürlich tut es ein wenig weh, mit dem Bogey auf der 18 um einen Schlag das Playoff zu verpassen. Ich habe aber in der Finalrunde sehr gut gespielt.

Vor allem habe ich anders als in den ersten beiden Runden sehr gut geputtet und viele Birdies gelocht. Je öfter man in diese Position kommt, umso öfter spielt man vorne mit und hat auch die Chance, das Turnier zu gewinnen.

Das lange Spiel, insbesondere das Driven, zählt zu den Stärken von Sepp Straka
Das lange Spiel, insbesondere das Driven, zählt zu den Stärken von Sepp Straka

Spielt es sich nach deinem Sieg bei der Honda Classic jetzt auch ein wenig leichter mit der Gewissheit, die Tour-Karte für die nächsten beiden Jahre sicher in der Tasche zu haben?

Ja, eigentlich schon, vor allem am Sonntag. Die ersten beiden Tage sind nicht viel anders, außer vielleicht, dass ich nun öfter in prominente Flights gelost werde. Vom Mindset sind die ersten paar Tage aber ziemlich gleich.

Wenn ich aber am Sonntag vorne dabei bin, spiele ich nun viel aggressiver und greife vermehrt die Fahnen an, um so viele Birdies wie möglich zu machen, und ich glaube, dass mir das etwa in Hilton Head geholfen hat, bis zum Schluss vorne dabei zu sein.

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Hast du vor dieser Saison etwas verändert, oder ist es ein Stück weit auch die Erfahrung der letzten Jahre auf der Tour, die sich nun bezahlt macht?

Ein wenig von beidem. Ich habe seit Januar mit John Tillery einen neuen Schwungtrainer und das klappt richtig gut. Ich treffe den Ball viel besser und wir haben auch am Putten gefeilt. Ich habe nicht das Putten selbst verändert, aber das Trainingsprozedere.

Diese beiden Dinge haben mir denke ich dieses Jahr sehr geholfen. Und ja, die Erfahrung der letzten Jahre auf der Tour spielt sicher auch eine wichtige Rolle. Man kennt die Plätze schon und kann sich in der Vorbereitung mehr auf sein Spiel konzentrieren.

Wie wichtig war die Zeit auf dem College in deiner Entwicklung als Golfer und auch als Mensch? Man merkt, dass die „Dawgs“ (Anm. Athleten der University of Georgia) bis heute auf der Tour eine sehr enge Verbundenheit pflegen …

Vom golferischen Aspekt hat es sich definitiv ausgezahlt. Ich war fünf Jahre am College und ich wurde jedes Jahr besser. Wenn man als Rookie dann auf die PGA Tour kommt, hilft es enorm, wenn man bereits viele Menschen dort kennt.

Nicht nur ehemalige Teammates, sondern auch viele Spieler, gegen die man im College angetreten ist. Es hat mir in meinen ersten Jahren extrem geholfen, auf der Tour von Anfang an eine Gemeinschaft und Freunde zu haben.

Sepp Straka auf dem Weg zum Sieg bei der Honda Classic
Sepp Straka auf dem Weg zum Sieg bei der Honda Classic

Wie wichtig ist die Comfort Zone der Familie für dich? Gerade mit Zwillingsbruder Sam verbindet dich ja enorm viel, ihr habt im Grunde die gesamte Entwicklung gemeinsam durchgemacht?

Ja, das ist enorm wichtig. Sam ist nicht nur mein Bruder, sondern auch mein bester Freund. Wir wollten uns von klein auf immer gegenseitig besiegen. Es war toll innerfamiliär diesen Wettbewerb zu haben.

Wir haben uns aber auch gegenseitig immer geholfen, wenn einer mal ein Problem hatte, sei es beim Golf oder auch abseits des Sports. Vor allem in der Highschool und am College hat mich das in meiner Entwicklung enorm unterstützt.

War der Wechsel von Österreich in die USA im Teenageralter leichter, da du mütterlicherseits die englische Sprache perfekt konntest?

Definitiv. Ich hatte viele Sommer zuvor schon in South Georgia verbracht und das hat den Prozess auf jeden Fall erleichtert. Der Unterschied zwischen Wien und Valdosta ist schon ein großer, da half es, sowohl die Sprache zu können als auch eine Familie vor Ort zu haben.

Wie lauten deine weiteren Saisonziele? Es stehen noch ein paar Majors an, du bist nahe dran an den Top 50 in der Weltrangliste. Im FedEx Cup bist du in einer tollen Ausgangsposition …

Erstes Ziel ist es, in alle Majors reinzukommen. Alle vier zu spielen wäre ein super Bonus. Und wenn ich weiter gutes Golf spiele, habe ich eine sehr realistische Chance dazu. Und am Ende der Saison zur Tour Championship nach Atlanta zu kommen wäre toll.

Damit wären dann auch die Majors für das nächste Jahr schon abgesichert. Und es geht dort natürlich auch um den FedExCup, der das Endziel jeder Saison ist.

Gelungene Masters-Premiere im Augusta National GC
Gelungene Masters-Premiere im Augusta National GC

Und nächstes Jahr gibt es wieder einen Ryder Cup. Ist das ein Thema für dich?

Ja, ich bin bereits auch Mitglied auf der DP World Tour, was die Voraussetzung für eine Teilnahme ist. Es ist natürlich ein Ziel, aber da habe ich ehrlich gesagt wenig Kontrolle darüber. Ich muss auf jeden Fall nächstes Jahr richtig gutes Golf spielen, um eine Chance zu haben, in Rom dabei zu sein.

Du bezeichnest dich ja gerne als 100 % Österreicher und 100 % Amerikaner. Wie ist das beim Ryder Cup? Schlagen hier auch zwei Seelen in Sepp Strakas Brust?

Vielleicht ein bisschen. Aber sollte ich mich für Team Europe qualifizieren, bin ich in dieser Woche eben zu 100 % nur Österreicher (lacht).

Mit welchen Emotionen hast du in der Vergangenheit den Ryder Cup verfolgt?

Für mich war das immer interessant, weil ich beide Staatsbürgerschaften habe. Ich habe eigentlich immer einzelnen Spielern die Daumen gedrückt, dass sie ihre Partien gewinnen. Ich hatte immer großen Spaß zuzuschauen.

Es ist ein Riesen-Spektakel und es hat mich fasziniert, Matches der besten Spieler auf der Welt zu sehen. Aber ich war nie wirklich aufseiten eines Landes oder eines Kontinents.

Yin und Yang – Sepp und Sam Straka

Yin und Yang sind zwei Begriffe der chinesischen Philosophie, insbesondere des Daoismus. Sie stehen für polar einander entgegengesetzte und dennoch aufeinander bezogene duale Kräfte oder Prinzipien, die sich nicht bekämpfen, sondern ergänzen.

Was dies mit Sepp und Sam Straka zu tun hat? Nun, die Zwillinge könnten kaum unterschiedlicher sein und ergänzen sich dennoch auf geradezu perfekte Weise. „Wir sind in fast jeder Hinsicht sehr unterschiedlich“, sagt Sepp. „Sam ist irgendwie laut und kontaktfreudig, und ich bin eher introvertiert.“

„Ich bin zwei wichtige Minuten älter als er, also bin ich älter und weiser“, scherzt Sam, der angeblich im Vorhinein fühlen kann, wenn Sepp einen guten oder schlechten Schlag macht.

Die Zwillingsbrüder Sepp und Sam Straka
Die Zwillingsbrüder Sepp und Sam Straka

„Ja, er behauptet, bestimmte Dinge zu wissen“, lacht Sepp und fügt hinzu: „Sam war in der Highschool ein besserer Golfer und wahrscheinlich sagt er dir jetzt immer noch, dass er besser ist.“ Bei den Olympischen Sommerspielen in Tokio 2021 ging Sam seinem Bruder Caddie – ein unvergessliches Erlebnis für die beiden.

„Wir hatten eine tolle Zeit“, so Sam. „Sepp startete mit einer traumhaften 9-unter-Par-Runde. Ich musste einfach nur mithalten und ihm einen Schläger reichen. So gut habe ich ihn überhaupt noch nie putten gesehen.“ Zwar wurde es am Ende nichts mit Edelmetall (Platz 10), doch die Erinnerungen bleiben für immer erhalten.

Und wie sieht es mit dem Kochen bei den beiden aus? „Ich bin der bessere Koch“, sagt Sam. „Ich will ja nicht prahlen, aber das lässt sich belegen.“ Und auch Sepp gibt zu: „Ja, mein Bruder ist besser als ich. Ich komme aber auch ganz gut zurecht. Ich mache zum Beispiel ein richtig gutes Schnitzel.“ Sam: „Kung-Pao-Chicken für mich. Ich koche feine asiatische Nudelgerichte. Oder Chicken Masala. Und natürlich Schnitzel.“

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