16.08.2018

Wie man die Weltspitze trainiert

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Claude Harmon ist einer gefragtesten Golflehrer der Welt. Im Interview spricht er über seine Philosophie und den Spagat zwischen Amateur-Hackern und Weltklasse-Spielern.



„Es war alles Claudes Werk“, erklärte Butch Harmon stolz. Brooks Koepka hatte soeben die U.S. Open 2017 in Erin Hills gewonnen. Sein Trainer war ein Harmon, allerdings nicht Butch, der wohl bekannteste Trainer weltweit, der Greg Norman, Tiger Woods, Ernie Els oder Phil Mickelson und viele weitere zu Major-Siegern formte. Gemeint war sein Sohn Claude, der lange im Schatten seines Vaters stand. 

Mittlerweile hat sich Claude Harmon III seinen eigenen Namen gemacht. Er betreut neben Koepka auch Dustin Johnson – zwei der weltbesten Spieler. Nebenbei führt er Golfschulen, trainiert ganz gewöhnliche Golfer und schleift Nachwuchstalente. Wer bei Claude um Rat fragt, der sollte genügend Cash dabei haben. 700 U.S.-Dollar verlangt er für eine Golfstunde. Wir haben den Senkrechtstarter der Golflehrer in Florida zu einem Gespräch getroffen.


Vater Butch, Sohn Claude

Golf Time: Wie sieht ein gewöhnlicher Trainingstag mit einem Weltklasse-Spieler wie Brooks Koepka aus?

Claude Harmon III: Wir machen viel zu Hause, während einer Turnierwoche geht es vorwiegend um die Instandhaltung des Schwungs. Im Fokus stehen ein paar Schlüsselfaktoren, aber es ist wichtig, das Gehirn nicht zu überladen und die Spieler im Play-Modus zu halten. Es ist mir sehr wichtig, dass die Spieler ihren Kopf frei haben.
Und zu Hause?
Da geht es einerseits darum, das richtige Equipment zu finden und andererseits um technische Details im Schwung.
Man sieht Brooks of nach der Runde auf der Range. Was ist das Ziel einer solchen Session?
Vorwiegend um Druck abzulassen und ein Fazit zu ziehen. Sein Team mit Caddie Ricky Elliott, seinem Berater und ich bei ihm und wir reden über die Runde und die Schläge. Eine Nachbesprechung, wenn man so will. Dabei geht es auch nicht darum, allzu viele Bälle zu schlagen. Brooks ist auch deshalb einer der besten Spieler der Welt, weil er nach einer schlechten Runde auf die Range geht und den Fehler reparieren möchte. Er ist da wahnsinnig konsequent.
Begleiten Sie Ihre Schützlinge auch während der Runde?
Das mache ich oft, ja. Auch wenn ich nicht vor Ort bin, schaue ich regelmäßig auf Ihre Statistik und die Schläge. Während der Übungsrunden versuche ich, mindestens neun Löcher dabei zu sein. Zum Glück sind meine beiden Schützlinge Brooks Koepka und Dustin Johnson gut befreundet und gehen oft gemeinsam auf die Runde. Das erleichtert die Arbeit sehr.
Claude Harmon beim Training mit Dustin Johnson
Bleibt Ihnen noch Zeit für das Training mit Amateuren in Ihrer Golfschule?
Wenn ich nicht unterwegs bin, leite ich unsere Golfschulen, eine in Florida, eine in Las Vegas und eine in Dubai. Meine Schüler haben teilweise ein Handicap von 15 bis 30, aber es sind auch talentierte Nachwuchsspieler und die weltbesten Amateure dabei. Ein interessanter Mix. 

Mit welcher Zielgruppe macht die Arbeitbesonders viel Spaß?
Ich glaube nicht, dass ich jemals damit aufhören wollen würde, normale Golfer zu trainieren. Das würde meinen Blick auf den Golfsport verzerren. Ich bin Golflehrer geworden, um Leuten zu helfen, besser zu werden. Meine Leidenschaft war es immer, meinen Kunden Dinge, die sie als sehr kompliziert wahrnehmen, so einfach wie möglich zu vermitteln. Ein tolles Gefühl, wenn die Leute dann positiv überrascht sind und die Dinge umsetzen können.

Was unterscheidet die Arbeit mit jungen Talenten von den älteren Amateurgolfern?
Da fällt mir das Beispiel von Rayhan Thomas ein. Er war damals neun Jahre, als er bei einem Junior-Programm unserer Golfschule in Dubai mitgemacht hat. Er hatte kaum athletische Fähigkeiten, war nicht in der Lage, seine Zehen mit den Händen zu berühren. Heute ist er 17, hat ein volles Stipendium an der Oklahoma State, ist einer der weltbesten Juniorenspieler und hat bei der Omega Dubai Desert Classic mitgespielt. Es macht einen schon sehr stolz und glücklich, Teil einer solchen Entwicklung zu sein.

Welchen Tipp würden Sie Amateurgolfern geben, wie Sie allgemein an Ihrem Schwung arbeiten sollen?
Ich beobachte oft, dass viele Golfern zu sehr auf die Flugkurven fokussiert sind. Was viele niemals gelernt haben, ist den Ball mit allen Schlägern konstant gut zu treffen und einen sauberen Kontakt herzustellen. Deshalb steht der Ballkontakt bei mir immer an erster Stelle. Die Flugkurven sind erstmal nebensächlich.

Das Video zum Interview:

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