04.04.2018

Wieviel Ehre steckt noch im Ehrenamt?

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Betreiber haben ein wirtschaftliches Interesse daran, ehrenamtlich Tätigkeiten verrichten zu lassen, die im Hauptamt bezahlt werden müssten. Oft werden die Ehrenamtlichen aber mit weichen Fakotoren belohnt. Wie ehrenhaft ist das?


Von Adriaan Alexander Straten
Kümmern wir uns erst einmal um die Motivation. Warum tritt jemand in Ehrenamt ein? Die Wissenschaft hat dafür acht Motive identifiziert:
  • Soziale Verantwortung: Ehrenamt als Möglichkeit, altruistischen oder humanistischen Motiven Ausdruck zu verleihen, z.B. „Ich kann etwas zur Entwicklung der Golfanlage beitragen, die mir persönlich wichtig ist.“

  • Selbsterfahrung: Ehrenamt als Ermöglichung neuer Lernerfahrungen, z.B. „durch das Ehrenamt lerne ich viel und kann praktische Erfahrung sammeln.“

  • Soziale Bindung: Ehrenamt als Anpassung an das soziale Umfeld und die Möglichkeit, neue soziale Kontakte zu knüpfen, z.B. „Menschen, die mir nahestehen, schätzen mein ehrenamtliches Handeln mehr, als die Menschen in der Organisation.“

  • Karriere: Freiwilligenarbeit, (engl. volunteering – siehe die vielen Helfer bei den Golf-Großveranstaltungen in Deutschland, wie die Porsche European Open oder die BMW International Open), als Möglichkeit zur Aneignung karrierebezogener Fertigkeiten und die Chance, Arbeitskontakte zu knüpfen oder Prominente zu treffen, z.B. „das Ehrenamt ermöglicht es mir, verschiedene berufliche Tätigkeitsfelder auszuprobieren, ohne persönliches, finanzielles Risiko zu tragen.“ Ehrenamtliches Engagement hilft sowohl den Nutznießern, als auch den Helfern.

  • Schutzfunktion: Ehrenamt als Möglichkeit zum Abbau von Schuldgefühlen oder eigenen Problemen, z.B. „das Ehrenamt bietet die Möglichkeit, meinen eigenen Problemen zu entkommen.“

  • Selbstwert: Ehrenamt zur Verbesserung des Selbstwertgefühls und zum persönlichen Wachstum, wie z.B. „durch das Ehrenamt fühle ich mich wertvoll und erfahre eine Wertschätzung, die ich im Beruf, beim Chef oder den Kollegen, bei Freunden oder in der Familie nicht erfahre.“

  • Politische Verantwortung: Verbunden mit der Hoffnung, politische Veränderungen herbeizuführen und Gruppierungen auf der Golfanlage zu kanalisieren.

  • Persönlicher Erlebnisbereich: Durch Inanspruchnahme der Organisation und der Möglichkeiten, die die Branche für Funktionsträger bietet.
Soweit die möglichen Faktoren für ein ehrenamtliches Engagement. Nun kennen viele Golfclubmitglieder die Situation, dass sich auf Vorstandswahlen wenige, keine oder nur ein Kandidat/in zur Verfügung stellt, um ein Vorstandsamt wahrzunehmen. Am Ende macht es dann doch einer/eine, wenn sich halt keiner zur Verfügung stellt. Die stetig wachsende Fluktuation im Ehrenamt hat u.a. mit nicht erfüllten Erwartungen und nicht erfahrener Wertschätzung der ehrenamtlichen Arbeit zu tun.
Gut für den Vertrieb?!
Ehrenamtliche sind als Freiwillige glaubwürdiger und überzeugender, als sie es in einem Bezahlmodell wären. Ein erstaunliches Phänomen. „Ich werde ja nicht bezahlt … “ Nun haben, je nach Betriebsmodell (Betreiber/Club oder Club trägt wirtschaftliche Verantwortung) ggf. Betreiber, ein wirtschaftliches Interesse daran, ehrenamtlich Tätigkeiten verrichten zu lassen, die im Hauptamt bezahlt werden müssten.
Also dann doch bezahlt mit „geldwerten“ Vorteilen?
Viel mehr in Anspruch genommen werden könnten die kleinen, weichen Faktoren, z.B. der Parkplatz. Ein ehrenamtsbezogener Parkplatz? Ist das noch unentgeltlich? Oder wird hier ein Reziprozitätsprinzip etabliert, nach dem Motto: Ich leiste für die Gemeinschaft, also habe ich besondere Rechte – denn ich werde ja nicht bezahlt.
Unbegrenzte Ballkarten für die Driving ­Range, kostenlose Nutzung der Golfcarts, kein Nenngeld bei Turnieren, kein Nenngeld bei Veranstaltungen, um nur Kleinigkeiten zu nennen. Werden bei Großveranstaltungen noch ganz andere persönliche, geldwerte Vorteile von Ehrenamtlichen „ausgelotet“? Was ist mit der Startliste bei Turnieren? Werden da Amtsträger bevorzugt in Startzeit, Startreihenfolge, Spielgruppenzusammensetzung und bei Kanonenstarts mit den näher gelegenen Abschlägen? Und was ist dann bei der Siegerehrung, wer gewinnt, bzw. wer bekommt welche Preise, oder sind die schönen Preise bereits vorher beiseite gelegt worden? Da könnte es viele Kuriositäten geben …
Korreliert Ehrenamt mit Ehre?
Was passiert in der Gastronomie? Haben die Mitglieder das Gefühl, dass Ehrenamtliche bevorzugt bedient und behandelt werden. Geht die Runde der Ehrenamtlichen auf die Clubkasse, weil es sich dann doch um eine Sitzung gehandelt hat? Spielt die Betreibergesellschaft mit und begünstigt hier und da, und lässt auch mal den Jahresbeitrag unter den Tisch fallen, wenn die Meinungsbildner im Verein Entscheidungen im Sinne der Betreibergesellschaft unterstützen?
Wären solche Tatsachen, wenn sie denn welche wären, ein Anlass dafür zu glauben, dass Ehrenamt mit Ehre korreliert? Sicher nicht. Bei vielen Vereinsmitgliedern würde der Eindruck der Vorteilsnahme entstehen und ein latentes Gefühl der Ungerechtigkeit würde sich breitmachen, dass unter dem Mantel der Ohnmacht und dem Mantra „Ich will ja nur spielen und meine Ruhe haben“ unausgesprochen über der Golfanlage wabert.

Dienstleistung zu gleichen Konditionen für alle Mitglieder
Wenn das so wäre, wäre es bedauerlich, denn eine gesunde Gemeinschaft beruht meist auf der Basis von Gerechtigkeit und Regeln, die für alle gleich sind oder sein sollten. Ach, da sind wir ja beim Golfspiel. Die R&A legt die Regeln für das Golfspiel weltweit fest. Halten sich alle im Spiel daran, fühlen sich auch alle fair behandelt. Klasse Idee – und funktioniert, sogar über Sprachbarrieren hinweg.
So gesehen ist eine professionelle und hauptamtliche Regelung eine gute, denn hier muss keiner Rücksicht auf die Motive der Handelnden nehmen, um eine Dienstleistung zu empfangen, sondern darf damit rechnen, eine professionelle, geschulte und serviceorientierte Dienstleistung zu gleichen Konditionen für alle Mitglieder/Spielberechtigten einer Golfanlage zu erhalten. Das schafft ein gutes Gefühl bei jedem Einzelnen und belebt das Geschäft. Selbstverständlich ist das auch mit ehrenamtlichen Akteuren zu erreichen, sofern diese eine selbstlose Professionalität ohne persönliche Präferenzen an den Tag legen.
Ihr 

Adriaan A. Straten
Adriaan Alexander Straten berät mit seinen Netzwerken golfpilot.de und golfbrand.de seit 1989 Golfanlagen
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