30.04.2018

Drei Drills für ein starkes langes Spiel

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Wo wäre Ihr Handicap im Herbst, wenn Sie Ihr Potential in dieser Saison komplett ausschöpfen und das im Winter Gelernte schon jetzt umsetzen könnten? Im langen Spiel, im kurzen Spiel und im mentalen Bereich?

Dass die neue Saison nun endgültig vor der Tür steht, ist bei den Temperaturen der letzten Tagen wahrscheinlich kein Geheimnis mehr. Die neue Saison bringt nicht nur Vorfreude und Ziele, sondern hoffentlich auch eine gesunde Erwartungshaltung mit sich. Was wir tun müssen, um uns auf dem Platz dieses Jahr regelmäßig von unserer besten Seite zeigen zu können?

„Ihr müsst einem klaren Plan folgen und Euch nicht von Kleinigkeiten ablenken lassen‘,, meint John Dunigan, Trainer von Sean O’Hair — der ehemaligen Nr. fünf der Weltrangliste — bei dessen Workshop Freddy im Frühjahr 2017 teilnahm. Was wir liebevoll als Eichhörnchen-Syndrom bezeichnen, ist auf den Übungsanlagen dieser Welt weiter verbreitet, als man zunächst vielleicht annimmt:

Wir spielen eine Runde, identifizieren unser langes Spiel als verbesserungsfähig und nehmen eine Trainerstunde. Das lange Spiel sitzt bei der nächsten Runde wieder, doch dieses Mal lässt uns der Putter im Stich. Mehr als verlockend, auch hier wieder den Trainer um Hilfe zu bitten und dem Putten kurzfristig eine große Portion Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, finden Sie nicht? Wer wie ein Eichhörnchen von einer Nuss zur anderen rennt, vergisst oft das große Ganze.

Das große Ganze

Der unserer Erfahrung nach bessere Ansatz: Wenden Sie sich an das ZDF. ZDF steht in diesem Fall nicht für den öffentlich-rechtlichen Fernsehsender, sondern für Zahlen, Daten und Fakten. Weil unsere Selbsteinschätzung nicht immer mit der Realität und unseren eigentlichen Knackpunkten übereinstimmt, haben wir in unserem Beitrag drei Methoden zur objektiven Analyse des eigenen Spiels vorgestellt und in unserem letzten Artikel ordentlich Werbung für das kurze Spiel gemacht. Aus gutem Grund:
Wer den Ball vom Abschlag aus weiter als 150 Meter schlägt, macht den Großteil aller Schläge auf und neben dem Grün. Putts alleine machen im Schnitt über 40 Prozent der Schläge auf einer Runde aus. Wer (noch) keine verlässlichen Zahlen, Daten und Fakten gesammelt hat, macht mit dem Kurzspiel-Training daher nichts falsch. Ein guter Spieler glänzt allerdings nicht nur auf und neben dem Grün, sondern bringt den Ball auch sicher ins Spiel. Zudem ist ein guter Trainingsansatz immer ganzheitlich. Aus diesem Grund möchten wir Ihnen, nach den drei Übungen für das kurze Spiel im letzten Artikel, in diesem Artikel 3 Übungen für das lange Spiel vorstellen.
Bevor wir damit beginnen, möchten wir Ihnen folgende Fragen ans Herz legen:
  • Was möchte ich heute erreichen?
  • Welchen Teil meines Spiels möchte ich heute verbessern und warum ist dieser Teil wichtig?
Diese Fragen gehören für John Dunigan zum Standard Repertoire und wir kennen gerade im Plus-Handicap-Bereich, viele gute Spieler, die sich vor einer Trainingseinheit ähnliche Gedanken machen. Warum Sie das auch als Amateur tun sollten?
Hand aufs Herz: Auch wenn Golf für Sie vielleicht nur ein Hobby ist und Sie nur selten Turniere spielen, so macht eine gute Runde doch deutlich mehr Spaß, als eine mittelmäßige. Doch gute Runden zu spielen, ist gar nicht so einfach. Wer sich von der Masse abheben, besser und konstanter werden will, sollte auf die Qualität des Trainings achten und so effektiv als möglich üben. Mit den obigen Fragen schaffen Sie dafür den richtigen Rahmen. Mit den obigen Fragen gehen Sie sicher, dass Sie nicht einfach nur einen Ball nach dem anderen auf die Driving Range feuern, sondern tatsächlich an den Dingen arbeiten, die Sie weiterbringen.
Denken Sie an unser Eichhörnchen-Syndrom und lassen Sie sich nicht von kosmetischen Kleinigkeiten aufhalten! Die letzte Frage finden wir persönlich besonders wichtig, denn damit klären wir unsere Intention. Hier haben wir die Möglichkeit, stumpfes Bälleschlagen als solches zu entlarven und durch eine oder mehrere sinnvolle Übungen zu ersetzen.

Übung #1: Warm-Up

Versetzen Sie sich für einen Moment in die folgende Situation: Es ist Winter, Sie sind morgens etwas spät dran, joggen zum Auto, legen den Gang ein, öffnen das Garagentor und schießen mit quietschenden Reifen auf die Straße. Tut das Ihrem Auto gut? Wären ein, zwei Minuten, um den Motor aufzuwärmen sowie ein paar gemütliche erste Meter vielleicht besser? Und ob! Doch was machen die meisten, wenn Sie eine Driving Range betreten?
Die meisten Golfer behandeln Ihre Körper, wie das Auto in unserem Beispiel. Da wir unsere Körper im Gegensatz zu unserem Auto nicht leasen und nach einigen Jahren austauschen können, ist es essentiell, dass wir jede Trainingseinheit zu Beginn etwas entspannter angehen lassen. Aus diesem Grund beginnen wir mit der folgenden Übung.

Der Ablauf:

Schnappen Sie sich Ihr Lieblings-Wedge und spielen Sie den ersten Ball. Merken Sie sich, wo der Ball in etwa zur Ruhe gekommen ist. Spielen Sie den zweiten Ball mit dem Ziel, diesen 10m kürzer als den ersten fliegen zu lassen und versuchen Sie mit dem dritten Ball genau die Mitte Ihrer ersten beiden Bälle zu treffen. Wiederholen Sie diesen Ablauf mit so vielen, unterschiedlichen Distanzen und Schlägern, wie Sie möchten. 

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Ein bestimmtes Ziel müssen Sie bei dieser Übung nicht anspielen. Das hat folgende Gründe:

Zum einen machen wir uns erst langsam warm und zum anderen ist die Distanzkontrolle mit den Wedges deutlich entscheidender, als die Richtungskontrolle. Dass ein 50m Pitch übers Ziel hinausschießt, kann schon mal vorkommen, dass wir das Grün aus 50m links oder rechts verfehlen, ist dagegen recht unwahrscheinlich. Bei dieser Übung geht es in erster Linie darum, alte Trainingsmuster und Gewohnheiten zu erneuern und den Fokus neu auszurichten.

Übung #2: Korridorschießen

Während der ersten Übung haben wir uns um die Distanzkontrolle gekümmert, nun wollen wir unseren Fokus auf die Richtungskontrolle legen. Gerade mit den langen Eisen und den Hölzern, ist eben diese unheimlich wichtig, denn hier entscheiden Zentimeter zwischen Fairwaytreffer und Strafschlag.

Der Ablauf:

Wählen Sie einen Korridor auf der Range. Dieser kann aus Bäumen im Hintergrund, Entfernungsschildern, Fahnen oder sonstigen, markanten Gegenständen bestehen. Wählen Sie die Breite dieses Korridors entsprechend Ihrer Spielstärke, fordern Sie sich jedoch. Beginnen Sie mit einem Eisen 9. Ziel ist es, drei Bälle in Folge in den gewählten Korridor zu schlagen. 

Ist das der Fall, gehen Sie zum Eisen 8 über und wiederholen den Prozess. Treffen Sie auch mit dem Eisen 8 den Korridor drei Mal in Folge, so fahren Sie mit dem Eisen 7 fort. Wiederholen Sie diesen Prozess mit all Ihren Schlägern aufwärts des Eisen 9s. Vergrößern Sie Ihren Korridor etwas, wenn Sie beim Eisen 5 angekommen sind und vergrößern Sie den Korridor erneut, wenn Sie beim Driver angekommen sind.
Wer uns und unsere Artikel kennt, weiß, dass wir viel von praxisnahem Training halten. Auf dem Golfplatz haben wir ein Ziel, eine Chance und einen Schläger, um diese zu nutzen. Unter diesem Gesichtspunkt scheint das Korridorschießen nicht zu 100% in die Kategorie des praxisnahen Trainings zu passen, doch wir trainieren mit dem Korridorschießen einen weiteren, nicht zu unterschätzenden Aspekt: Den Umgang mit Drucksituationen. Ein Ziel einmal zu treffen, ist die eine Sache. Ein Ziel drei Mal in Folge zu treffen, ist etwas ganz anderes. Besonders dann, wenn wir den Nervenkitzel absichtlich herausfordern, indem wir eine Strafe in die Übung einbauen.
Solch eine Strafe, kann unterschiedlich ausfallen. Manch einer „stuft sich ein Eisen herab“ und zieht wieder das Eisen 8 aus der Tasche, wenn er den Korridor mit dem Eisen 7 bei zwei von drei Schlägen verpasst hat. Manch einer beginnt die Übung wieder komplett von vorne, wenn nicht mindestens zwei der drei Bälle im Korridor landen und wir machen in diesem Fall gerne 10 Hampelmänner, um den Puls anzukurbeln und turnierähnlichen Nervenkitzel zu simulieren.
Wer am ersten Abschlag eines Turnieres von einer erhöhten Herzfrequenz überrascht wird, wird von dieser Methode definitiv profitieren. Unser Unterbewusstsein ist an unserer Sicherheit interessiert. Unbekannte Situationen und Gefühle sind zunächst einmal alles andere als sicher. Umso wichtiger ist es deshalb, dass wir uns damit vertraut machen und Turnierdruck auf die Driving Range holen.

Übung #3: Die 5% – Challenge

Erinnern Sie sich noch an John Dunigan und seinen Rat, einem klaren Plan zu folgen? Solch einen Plan machen Sie sich bei dieser Übung vor jedem Schlag. Sie spielen 18 Bälle und wechseln nach jedem Schlag das Ziel. Nachdem Sie Ihr Ziel gefunden haben, wählen Sie eine Flugkurve, mit der Sie das Ziel anspielen möchten. Fliegt Ihr Ball mit der zuvor gelegten Flugkurve und landet gleichzeitig im Umkreis von 5% der Schlaglänge, so ist das Ziel der Übung erreicht.

Ein Beispiel:

Ihr Ziel ist 150m von Ihnen entfernt. Sie möchten einen Fade dorthin schlagen. Fliegt Ihr Ball tatsächlich von links nach rechts und landet dazu noch 7,5m von Ihrem Ziel entfernt, sind Sie auf dem besten Wege diese Saison zur einer ganz besonderen zu machen. Notieren Sie sich gegebenenfalls, wie oft Sie den Ball mit der gewünschten Kurve spielen und wie oft Ihr Ball im 5%-Umkreis des Ziels landete. 

Bei Übung #1und Übung #2 haben wir Distanz- und Richtungskontrolle getrennt und nur jeweils einen Aspekt betrachtet. Bei der 5% – Challenge kombinieren wir Distanz- und Richtungskontrolle und fordern uns. Kurven absichtlich und kontrolliert zu schlagen, ist nicht einfach und erfordert ein gutes Schwunggefühl sowie ein solides Schwungverständnis. Es geht auch bei dieser Übung wieder darum, aus der Komfortzone auszubrechen, alte und eventuell unvorteilhafte Trainingsmuster abzulegen und vor jedem Schlag eine Entscheidung zu treffen — so wie auf dem Golfplatz und besonders im Turnier.
Machen Sie es wie John Dunigans Schülern und trainieren Sie mit Plan! Ihr Handicap wird es Ihnen danken.

Freddy und Patrick Braun sind Brüder, Plus- und Singlehandicapper (+1,4 & 3,6), Bundesliga-Spieler und die Köpfe hinter der Golftrainings-Website BelowPar.deFreddy spielte vier Jahre lang College Golf in den USA, wo er mit der Wilmington University bei den nationalen Meisterschaften 2016 unter die Top 8 Teams des Landes kam. Während seiner Zeit in den USA lernte er unter anderem von PGA-Tour-Trainern und gewann mehrere Turniere mit dem Team.

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