01.06.2018

Fahrplan zu besserem Golf

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Der ein oder andere lässt die Saison revue passieren, reflektiert seine Runden und vergleicht sie mit seinen Zielen.


Freddy und Patrick Braun von www.belowpar.de
Wie es um Sie und Ihre Ziele steht, wissen nur Sie. Zum Thema Zielsetzung hingegen, haben wir die ein oder andere Idee. Wie wir unsere Ziele setzen, hat großen Einfluss auf unsere Motivation, unsere Einstellung und letztendlich unser Ziel. 

Aus diesem Grund möchten wir in diesem Artikel drei Dinge, die wir über Zielsetzung gelernt haben, sowie drei Dinge mit Ihnen teilen, die jeder – unabhängig von den eigenen Zielen – auf dem Golfplatz tun sollte.

Warum überhaupt Ziele setzen?

Warum sollte ich als Amateur überhaupt ein Ziel haben? Berechtigte Frage, die wir mit folgendem Beispiel beantworten möchten: Wir haben Familie in Barcelona. Wenn wir dort in ein Taxi steigen und die Frage des Taxifahrers nach dem Zielort nicht beantworten können, setzt uns dieser wahrscheinlich prompt wieder auf die Straße. Wer nicht weiß, wo er hinmöchte, kann auch nicht ankommen und irrt planlos in der Gegend herum. Dieses Beispiel lässt sich übrigens problemlos auf Dinge außerhalb des Golfplatzes übertragen. So wie wir etwas im Leben tun, so tun wir meist alles im Leben. 

Ray Dalio hat als Hedgefondsmanager 100 Milliarden unter Verwaltung, berät Politiker und Regierungschef zum Thema Wirtschaft, isst mit Bill Gates, Warren Buffett und Elon Musk zu Abend und schreibt in seinem Buch Principles: Evolution ist der primäre menschliche Antrieb. Wir wollen uns ständig verbessern und unsere Fähigkeiten verfeinern. Was sich nicht weiterentwickelt, stirbt aus. In diesem – wenn auch vielleicht etwas lose übersetzten – Abschnitt steckt eine Menge Wahrheit. Wir alle möchten besser werden und auch wer Golf nur zum Spaß spielt, freut sich über Birdies und Pars sicherlich mehr, als über Bogeys und Doppel-Bogeys. 

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#1: Intrinsische statt extrinsische Motivation 

Wer Golf spielt, um jemand anderem etwas zu beweisen, hat schon verloren. Profis, die Woche für Woche im Rampenlicht stehen und von Sponsoren für gute Leistungen bezahlt werden, müssen hierbei besonders aufpassen, sagt Michael Tobiasson, Ex-PGA Tour Profi und US-Open-Teilnehmer. Wer Ziele am Handicap festmacht, hat keinen Grund, Turniere auf anspruchsvollen Plätzen zu spielen und legt den Fokus auf etwas Externes, nicht Kontrollierbares. Beides ist der eigenen Entwicklung auf dem Weg zu unserer besten Golfer-Version nicht sonderlich dienlich. 

Machen Sie sich zunächst klar, was Sie antreibt. Was Sie wirklich antreibt. Gehen Sie sicher, dass Ihre Ziele intrinsisch motiviert sind und, dass Sie Ihr Ziel positiv formulieren — wir möchten ein Hinzu-Ziel statt ein von-weg-Ziel. Intrinsisch bedeutet, dass wir aus dem von Ray Dalio beschriebenen und auf Weiterentwicklung ausgelegten Antrieb heraus handeln. Wir sollten besser werden wollen, weil uns die Schritte und der Weg zu unserem Potential Spaß machen, nicht weil wir der oder die beste auf einer Feierabend-Runde sein wollen.

#2: Wertbasierte Ziele 

Dr. Jens Tomas ist Businesscoach, Bestseller Autor und Speaker. Durch ihn wurden wir das erste Mal auf wertbasierte Ziele aufmerksam. Freiheit, Gesundheit, Abenteuer, Freundschaft, Spaß, Kreativität, Ehrlichkeit oder finanzieller Gewinn sind Beispiele für verschiedene Werte, die bei verschiedenen Menschen unterschiedlich hoch im Kurs stehen. Unsere Ziele müssen das Ausleben unserer Werte garantieren, ansonsten tun wir uns und unserem Ziel keinen Gefallen. Was in der Theorie logisch klingt, ist in der Praxis scheinbar alles andere als logisch. Wie sonst erklären Sie sich die gefühlt 95% aller Menschen, die im Januar die Fitnessstudios des Landes überfluten und schon im Februar das Laufband wieder gegen die Couch eintauschen? Unsere Willenskraft ist begrenzt. Ziele, die auf reiner Willenskraft basieren, sind etwa so wirksam, wie ein Socket am 54. Loch der Clubmeisterschaften. 

Ehrlichkeit ist das A und O bei der Zielsetzung. Viele Neujahrsvorsätze klingen auf dem Papier gut, unterstützen die eigenen Werte allerdings überhaupt nicht und sorgen für Konflikte, nicht für Erfolg. Schreiben Sie sich die Dinge auf, die Ihnen wichtig sind im Leben und erstellen Sie Ihre persönliche Wertehierarchie. Sie ahnen es anhand des Beispiels der Fitnessstudios vielleicht schon: Auch Bequemlichkeit ist ein Wert und das ist okay. Solange wir ehrlich zu uns sind und uns bei der Zielsetzung nicht von oberflächlichen Idealen ablenken lassen.

#3 Die persönliche MAP erstellen 

Ihre MAP ist Ihr massiver Aktionsplan. Wer seine Werte kennt und seine Ziele darauf basiert, ist klar im Vorteil. Wer sich zudem ernsthafte Gedanken darüber macht, wie er sein Ziel mit der ihm zur Verfügung stehenden Zeit erreicht und was er dazu monatlich, wöchentlich und täglich tun muss, hat einen himmelweiten Vorteil.

Wenn Sie sich für etwas entscheiden und ja zu einem Ziel sagen, sagen Sie gleichzeitig nein zu etwas anderem. Das ist völlig normal und passiert oft ohne, dass wir uns dessen bewusst sind, denn der Tag hat „nur“ 24 Stunden und wir können nur auf einer Hochzeit tanzen. Durch Ihre Wertehierarchie aus Abschnitt #2 sind Sie in der Lage, Möglichkeiten zu filtern, abzuwägen und letztendlich, die für Sie und Ihre Ziele richtige Entscheidung zu treffen. Machen Sie sich im Voraus bewusst, was Sie tun müssen, um Ihr Ziel zu erreichen und welche Gewohnheit oder Tätigkeit Sie dazu aufgeben müssen. Damit automatisieren Sie spätere Entscheidungen und behalten den Fokus bei den für Sie wichtigsten Dingen. 

Wie lange dauert es, bis ein Spieler auf Handicap 10 kommt? Wir haben vor zirka zwei Monaten eine Leser E-Mail bekommen, die so ähnlich klang. Auf diese Frage haben wir nach wie vor keine konkrete Antwort. Das kommt ganz auf den Zeitaufwand, die Qualität des Trainings, die Qualität der Rundenanalysen und auf die mentale Einstellung an. Machen Sie sich das bewusst, wenn Sie Ihre MAP erstellen.

Drei Dinge, die jeder tun sollte, der sich mehr als nur „Spaß haben“ zum Ziel gesetzt hat. 

Auch wenn wir auf diese Frage vielleicht keine konkrete Antwort haben, möchten wir Ihnen im Folgenden drei Tipps an die Hand geben, die Sie beherzigen sollten, wenn Sie mehr als nur Spaß auf Ihrer Zielliste stehen haben. 

#1 Baselining: Den eigenen Knackpunkt finden. 

Vanessa Van Edwards ist Verhaltenswissenschaftlerin und betreibt ihr eigenes Labor in Portland, Oregon. Wir haben über Weihnachten 2017 ihren Kurs zum Thema Körpersprache durchlaufen. Ein Teil davon drehte sich um eine Frage, die uns sehr interessiert: Wie entlarve ich eine Lüge? 

Im Gegensatz zur allgemeinen Meinung, geht es beim Ertappen von Lügen primär darum, Abweichungen zu erkennen. Um Abweichungen in Mimik, Gestik, Sprachausdruck und Stimme erkennen zu können, müssen wir den Ausgangspunkt — die sogenannte Baseline — kennen.

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Das ist allerdings ein anderes Thema, das wir hier auch gar nicht weiter vertiefen möchten. Auf was wir hinaus wollen, ist der Aspekt des baselining. Finden Sie Ihren Ausgangs-, beziehungsweise Ihren Knackpunkt. Nur wenn Ihr Navigationssystem Ihren derzeitigen Standort kennt, kann es eine für Sie passende Route finden. Das ist auf dem Golfplatz nicht anders.

Ihr Navigationssystem sind in diesem Fall Sie selbst oder der Trainer Ihres Vertrauens. Um die Zusammenarbeit mit dem Trainer zu bereichern und selbst mehr über Ihre eigene Baseline zu erfahren, empfehlen wir Ihnen eine der drei in diesem Artikel von uns aufgeführten Analyse-Methoden. Wer seine Baseline kennt, kennt nicht nur sein Ziel sondern auch den Weg und die Baustellen, die es auf dem Weg zum Ziel zu beheben gilt.

#2 Die eigenen Schlaglängen kennen

Wann geht ein Ball ins Loch? Wenn er mit der korrekten Distanz und der korrekten Richtung gespielt wird. In der Theorie ist das ziemlich einfach, in der Praxis nicht immer. Abweichungen nach links und rechts sind bei jedem längeren Schlag unvermeidbar. Fehlschläge, die aufgrund einer falschen Schlägerwahl entstehen, lassen sich dagegen zu einem Großteil relativ einfach eliminieren.

Wer seine Schlaglängen kennt, weiß sofort, welcher Schläger in welcher Situation zum Erfolg führt, entwickelt schnell ein besseres Gefühl für unterschiedliche Distanzen und räumt damit eine der bereits angesprochenen Baustellen langfristig aus dem Weg. Ihre Schlaglängen messen Sie am besten mit einem Trackman oder FlightScope. Beides sind Geräte, die verschiedene Parameter Ihres Schwungs messen und in der Lage sind, Ihren Ballflug genau zu analysieren. 

Wenn Sie pro Schläger 10-20 Bälle schlagen, die besten und schlechtesten aus der Wertung nehmen und regelmäßige Pausen zwischen Schlägerwechseln einlegen, erhalten Sie einen zuverlässigen Durchschnittswert, welcher Ihnen in Zukunft als Richtwert auf der Runde dient. Sprechen Sie Ihren Heimtrainer dazu gezielt auf eine Schlaglängenmessung mit einem Trackman oder FlightScope an. 

Ist ein solches Gerät nicht in Reichweite, können Sie mit einem handlichen Entfernungsmesser eine vereinfachte Messung auf der Driving Range oder dem Golfplatz durchführen. Nehmen Sie sich dazu circa 10 Bälle pro Schläger und schlagen Sie alle in Richtung eines vorher festgelegten Ziels. Vergewissern Sie sich, dass Ihr Entfernungsmesser den Landepunkt Ihrer Bälle erfassen kann und markieren Sie diesen, falls nicht. Alternativ können Sie die Messung auch mit einem Partner durchführen, der sich an den jeweiligen Landepunkt stellt und sich mit dem Entfernungsmesser erfassen lässt. Dadurch minimieren Sie Ihren Aufwand.

#3 Eine Routine finden und feintunen 

Um unsere Ziele Realität werden zu lassen, müssen wir unsere Leistung dann abrufen können, wenn es zählt. Um die Chance auf eine gute Leistung unter Druck drastisch zu erhöhen, empfehlen wir Ihnen ein einfaches aber effektives Hilfsmittel: Eine Routine. 

Laut Daniel McGinn und seinem Buch Psyched Up erinnert sich durch unser Unterbewusstsein durch einen immer gleichbleibenden Ablauf deutlich besser an vergangene Trainingseinheiten. Das erleichtert dem Körper das Abrufen des eigenen Leistungspotentials. Ein fester Ablauf hilft nicht nur unserem unbewussten, sondern auch unserem bewussten Verstand, gibt uns Sicherheit und verhindert, dass wir in Drucksituationen an uns zweifeln und nicht zu 100 Prozent hinter unserer Entscheidung stehen.  

Dr. Jens Tomas haben wir bereits angesprochen. Nicht angesprochen haben wir, dass Dr. Tomas Freddy im Trainingslager einen unheimlich wertvollen Tipp für seine Routine gab, den wir gerne an Sie weitergeben: Stellen Sie sich hinter den Ball und sagen Sie sich (in Gedanken), was Sie mit dem nächsten Schlag tun werden. Formulieren Sie das Ganze simpel und positiv, wie etwa: Ich spiele mein Eisen 6 perfekt getroffen mit einem leichten Draw drei Meter rechts der Fahne. Unser Unterbewusstsein braucht klare Anweisungen. Ein klares Ziel und eine klare Anweisung führt zu einem klaren Schwung.

Zügig mit dem Rückschwung beginnen

Solch eine Anweisung muss natürlich nicht ausschließlich (gedanklich) gesprochen werden, sondern kann ebenso gut visualisiert werden. Stellen Sie sich dazu hinter den Ball und visualisieren Sie den perfekten Ballkontakt, den perfekten Ballflug und das gute Gefühl einer perfekt ausbalancierten Bewegung. Nehmen Sie danach Ihre Ansprechposition ein und beginnen Sie zügig mit dem Rückschwung. Das hat folgenden Grund:

Eine Studie der University of Birmingham fand heraus, dass European Tour Spieler, die wenig Zeit über dem Ball verbrachten, eine um 50 Prozent erhöhte Chance auf eine Wochenendteilnahme und das damit einhergehende Preisgeld haben. 

Machen Sie es wie der Player’s Champion 2018, Webb Simpson: zwei schnelle Blicke zum Ziel und los!

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Das ist wichtig: 

  • Der Mensch strebt evolutionär bedingt nach Wachstum und Entwicklung. Suchen Sie sich daher ein Ziel, das Sie wachsen lässt, nicht eines, das Sie auf der Clubhaus Terrasse kurzfristig gut aussehen lässt. 
  • Stimmen Sie Ihr Ziel auf einen Ihrer höchsten Werte ab. Vergessen Sie Neujahrsvorsätze und Ideale, deren Verwirklichung auf reiner Willenskraft basiert und entwickeln Sie Ihre MAP (Ihren massiven Aktionsplan).
  • Tun Sie alle der folgenden drei Dinge, um Ihrem Spiel mit relativ geringem Aufwand einen Anschub zu geben: Analysieren Sie Ihr Spiel und ermitteln Sie Knackpunkte, ermitteln Sie Ihre Schlaglängen und legen Sie sich eine immer gleichbleibende Routine zu. 

Freddy und Patrick Braun sind Brüder, Plus- und Singlehandicapper (+1,4 & 3,6), Bundesliga-Spieler und die Köpfe hinter der Golftrainings-Website BelowPar.deFreddy spielte vier Jahre lang College Golf in den USA, wo er mit der Wilmington University bei den nationalen Meisterschaften 2016 unter die Top 8 Teams des Landes kam. Während seiner Zeit in den USA lernte er unter anderem von PGA-Tour-Trainern und gewann mehrere Turniere mit dem Team.


Freddy und Patrick Braun von BelowPar
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