Es gibt Talente, die in kürzester Zeit gut Golf spielen. Andere müssen sich lange anstrengen, bis ihnen die ersten Schläge gelingen. Schaut man sich die sogenannten Talente an, dann waren viele von ihnen schon in anderen Sportarten tätig, haben ähnliche Bewegungsmuster erlernt und geübt.
Die Zahl derer, denen es wirklich „in den Schoß fällt“, ist sehr klein. Wenn wir also um unser Golf kämpfen müssen, befinden wir uns in guter Gesellschaft. Von den sogenannten weniger talentierten Golfern wird Ausdauer gefordert.
Das Positive ist, dass Erfolg garantiert ist. Die Freude daran ist umso größer, je intensiver man dafür gearbeitet hat. Letzthin fiel mir ein Buch von Matthias Sutter in die Hand: „Die Entdeckung der Geduld – Ausdauer schlägt Talent“. Der Inhalt lässt sich abgewandelt sehr gut auf das Erlernen des Golfschwungs anwenden.
Manchmal treffen auch wir den Ball gut
In diesem Buch heißt es unter anderem: „Man benötigt Geduld, um langfristige Ziele zu erreichen“: Den Golfschwung zu beherrschen ist ein langfristiges Ziel. Nicht umsonst üben Top-Spieler über Jahre hinweg Tag für Tag.
Manchmal treffen auch wir den Ball gut. Das Problem ist, uns fehlt die Beständigkeit. Auch lochen wir in seltenen Fällen einen Chip ein wie ein Profi, aber das ist Glück und nicht Können. In anderen Sportarten können derartige Zufälle nicht passieren.
Niemand läuft zufällig 100 Meter unter 10 Sekunden
Niemand springt mit Glück zwei Meter hoch, und niemand läuft zufällig 100 Meter unter 10 Sekunden. Vielleicht ist das einer der Gründe, weshalb so viele Golfer ungeduldig werden. Sie verwechseln den glücklichen Zufall mit erarbeitetem Können.
Wenn es in oben genanntem Buch heißt: Geduld kann „Ersatz“ für Intelligenz sein, dann ist das für uns zu übersetzen mit: Geduld und Ausdauer können fehlendes Talent wettmachen. Wir benötigen daher Einsatz für unser Training. Besonders wichtig ist, dass wir das Richtige trainieren. Da gibt es z. B. das kurze Spiel.
Das Problem liegt darin, den Ball immer wieder so genau zu treffen
Nehmen wir eine Anleitung, wie man einen 50 Meter langen Schlag mit möglichst viel Backspin produziert. Dort steht Folgendes: „Somit erreicht man, dass der Ball leicht dünn getroffen wird, idealerweise im Bereich des zweiten oder dritten Grooves von unten.“
Das ist ja gut und recht, aber mein Problem liegt darin, den Ball immer wieder so genau zu treffen. Ich benötige Anleitung, wie ich immer wieder mit dem Schlägerblatt so genau zum Ball komme. Diese Vorgehensweise muss ich dann üben.
„Actio = Reactio“
Die häufig gegebene Anleitung, möglichst stillzustehen, hilft nicht. Ich muss lernen, Muskeln sanft vorzuspannen, um die Bewegungsgenauigkeit zu optimieren. Jede ruckartige Bewegung ist ein Störfaktor. In der Physik läuft dieses Phänomen unter dem Begriff „Actio = Reactio“.
Ruckartig heißt, dass z. B. der Schläger plötzlich beschleunigt wird, und das ruft Kraft in die Gegenrichtung hervor. Diese Kraft wirkt sich auf unsere Haltung aus und führt zu unerwünschten Bewegungen. Bewegungsanleitungen wie „du musst ruhiger schwingen“ oder „verbessere deinen Rhythmus“ sind so hilfreich, wie wenn man zu einem Hochspringer sagt „spring höher“.
Physik und Physiologie berücksichtigen
Aus diesem Grund ist es für weniger talentierte Sportler notwendig, gut durchführbare Anweisungen zu bekommen. Diese müssen Physik und Physiologie berücksichtigen. Es stellt sich somit heraus: Neben Geduld und Ausdauer ist auch noch gute Anleitung notwendig.
Es muss an die optimierte Schwungbewegung herangeführt werden. Das ist die Voraussetzung, damit ein „weniger talentierter“ Sportler zu Spitzenleistungen fähig wird. Mit Geduld wird die Bewegung erlernt und automatisiert, und niemand fragt später danach, wie lange man benötigt hat, um so leicht und elegant zu schwingen.
Dr. Christain Haid ist Biomechaniker an der Universitätsklinik Innsbruck
Info: www.healthy-swing.at
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