09.08.2024 | 14:01

Golftraining Stefan Quirmbach: Powerquelle Bodenreaktionskräfte

Trainingsserie mit Stefan Quirmbach: Bodenreaktionskräfte erfolgreich nutzen
Stefan Quirmbach
Stefan Quirmbach

Golftraining mit Stefan Quirmbach, Teil 1: Bodenreaktionskräfte erfolgreich nutzen. Der Ehrenpräsident der PGA of Germany und 5-Star Professional der PGAs of Europe über mehr Länge und verbesserte Richtungskontrolle durch den Einsatz der sogenannten Bodenreaktionskräfte.


Ich spiele seit 57 Jahren Golf und habe den Sport von 1976 bis 1985 leistungsorientiert gespielt. Seit einigen Jahren schlagen die Pros und Spitzenamateure deutlich länger als wir es damals konnten.

Es gab schon den ein oder anderen, der weiter schlug, aber die allermeisten konnten das nicht. Unsere Golflehrer hatten dafür auch keine Erklärungen parat und konnten uns daher auch nicht zu mehr Länge verhelfen.

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Das Equipment ist natürlich auch besser geworden, aber den wesentlichen Anteil an diesen enormen Weiten haben die Fitness der Spieler und der aktive und bewusste Einsatz der sogenannten Bodenreaktionskräfte (BRK).

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Bei jeder Wurfbewegung und auch bei einem Aufschlag beim Tennis werden diese Kräfte aktiviert, aber im Golfschwung spielten sie lange Zeit keine Rolle.

Mit dem Begriff Bodenreaktionskräfte ist gemeint, dass der Spieler sich sehr bewusst gegen den Boden drückt und aus der Gegenkraft, die dadurch entsteht (Newton´sche Gesetze), kann der Schlägerkopf im Schwung deutlich an Geschwindigkeit zunehmen.

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Golftraining mit Stefan Quirmbach: Drei Bodenreaktionskräfte

Es gibt drei Bodenreaktionskräfte, die bei optimaler Aktivierung hintereinander „gekoppelt“ werden und eine Steigerung der Beschleunigung bewirken.

Als erste BRK haben wir eine seitliche Bewegung vom hinteren auf das vordere Bein (Glide). Danach kommt die Rotationsbewegung des Körpers (Spin), eine Art „Twist“. Und dann folgt ein „Sprung“ (Launch) oder das aktive Abdrücken des Körpers vom Boden.

Wenn Sie die Pros von heute beobachten, so sehen Sie immer häufiger, dass sie im Impact auf den Fußspitzen stehen.

Analyse der Bodenreaktionskräfte: Lila zeigt die seitliche Kraft, die gelbe die Rotation und die blaue den Sprung
Analyse der Bodenreaktionskräfte: Lila zeigt die seitliche Kraft, die gelbe die Rotation und die blaue den Sprung

In meiner Golfschule habe ich hochmoderne Bodendruckmessplatten, mit deren Hilfe man die drei BRKs exakt messen kann. Dabei kann ich nicht nur die Höhe messen, sondern auch am Kurvenverlauf erkennen, ob sie im richtigen Moment einsetzen und sich dadurch ergänzen.

Denn setzt man die BRK falsch ein – z. B. zu lange oder zu spät –, dann verpufft deren Wirkung.

Auf dem Bildschirm (Foto oben) sehen Sie auf der linken Seite die Videoaufnahme eines meiner Drives und auf der rechten Seite drei farbige Kurven, die alle einen spitzen Ausschlag haben.

Die lila Kurve zeigt dabei die seitliche Kraft, die gelbe die Rotationskraft und die blaue den Sprung.

Wie funktioniert das im echten Training? Zu Beginn stelle ich mit einer Messung fest, welche der drei Kräfte am wenigstens ausgebildet ist, um sie dann gezielt zu trainieren.

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Dann folgen einige Schwungdrills, bei denen mindestens zwei oder gar alle drei BRKs integriert sind. Nach und nach steigert man dann die Komplexität, um am Ende den Bewegungsablauf auch beim Schlagen von Bällen durchzuführen.

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Bodenreaktionskraft 1: Die seitliche Bewegung (Glide)

Noch einmal zur Erinnerung: Als erste Bodenreaktionskraft haben wir eine seitliche Bewegung vom hinteren auf das vordere Bein, die „GLIDE“ genannt wird.

Bodenreaktionskraft 1: Die seitliche Bewegung (Glide)
Bodenreaktionskraft 1: Die seitliche Bewegung (Glide)

Im höchsten Punkt der Ausholbewegung (rechtes Foto) verschieben Sie das Körpergewicht vom hinteren auf das vordere Bein. Bei Rechtshändern also vom rechten auf das linke Bein.

Wichtig: Diese Verlagerung des Körpergewichts erfolgt OHNE (Ober-) Körperdrehung (linkes Foto). Diese Bewegung muss zudem schon sehr früh im Abschwung erfolgen.

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BRK 1: Glide Drill

Nehmen Sie die normale Ansprechhaltung ein und setzen Sie Ihren vorderen Fuß nah an den hinteren (Foto unten links). Während des Ausholens heben Sie den vorderen Fuß (Foto oben rechts) und setzen ihn dann wieder zurück an die ursprüngliche Position (Foto ganz unten links).

BRK1: Glide Drill
BRK1: Glide Drill

Dadurch sind Sie deutlich vor dem Treffpunkt mit dem gesamten Gewicht auf dem vorderen Bein und können dann den Twist beginnen (Foto unten ganz rechts).

+++ Zum Thema: Stefan Quirmbach – mehr Länge durch optimale Eintreffwinkel (Video) +++

Golftraining mit Stefan Quirmbach: Bodenreaktionskraft 2: Die Rotation (Spin)

Die zweite Bodenreaktionskraft ist die aggressive Körperdrehung um die vordere Hüfte. Sie setzt fast nahtlos ein, nachdem die seitliche Bewegung ihren Höhepunkt erreicht hat.

Bodenreaktionskraft 2: Die Rotation (Spin)
Bodenreaktionskraft 2: Die Rotation (Spin)

Sobald sich das Körpergewicht fast komplett auf dem linken Bein befindet, rotieren Sie stark in der vorderen Hüfte.

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BRK 2: Der Spin Drill

Ich halte hinter meinem Rücken eine Stange, an deren Anfang ein Ball steckt (Foto links). Ich schwinge die Stange mit der Rotation nach rechts (Foto Mitte).

BRK 2: Der Spin Drill
BRK 2: Der Spin Drill

Und dann mit einer sehr kräftigen Rotation über mein vorderes Bein nach links, sodass der Ball nach vorne schießt (Foto rechts). Dieses Gefühl versuche ich im Schwung einzusetzen.

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Bodenreaktionskraft 3: Der Sprung (Launch)

Nach der Spinphase setzt der Sprung ein. Damit ist gemeint, dass Sie sich kurz vor dem Treffmoment aggressiv vom großen Zeh des vorderen Fußes nach oben abstoßen.

Bodenreaktionskraft 3: Der Sprung (Launch)
Bodenreaktionskraft 3: Der Sprung (Launch)

Dazu ist vor allem eine gute Wadenmuskulatur nötig. Diese vertikale Kraft ist, wenn sie denn richtig eingesetzt wird, der entscheidende Faktor für maximale Schlägerkopfgeschwindigkeiten.

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BRK 3: Der Launch Drill

Um die Wadenmuskulatur zu stärken und das Gefühl für den Sprung im Schwung zu bekommen, halte ich ein starkes Gummiband in der Hand, auf dem ich mit dem Vorderfuß stehe (Foto links).

BRK 3: Der Launch Drill
BRK 3: Der Launch Drill

Ohne Hilfe meines Arms oder der Hand strecke ich nun den ganzen Körper nur aus dem Fußgelenk nach oben (Foto rechts). Damit entwickle ich das Gefühl für das dynamische Abstoßen.

Stefan Quirmbach, Jhg. `60, PGA of Germany Pro seit 1984, 5-Star Professional der PGAs of Europe, Christer Lindberg Bowl 2022, Master Professional der PGA of Germany, Ehrenpräsident der PGA of Germany, Inhaber der Stefan Quirmbach Golfschule im Hardenberg Golf Resort.

Info: www.stefanquirmbach.de

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