Der Masters-Sieger 2016 im GOLF-TIME-Exklusivtalk
Danny Willett: zurück in die Spur!
Danny Willett: zurück in die Spur! Acht Toursiege, darunter als Krönung der Sieg beim Masters 2016. Doch dann bremsten Verletzungen Danny Willett aus, zuletzt eine schwere an der linken Schulter. Im Vorfeld der 41. European Open gewährte der 36-Jährige im GOLF-TIME-Exklusivtalk Einblicke in die wohl schwierigste Phase seiner Karriere – und wie er sie meistert.
Die Diagnose war ein Schock: Zwölf bis 18 Monate Spielpause wegen eines doppelten Sehnenrisses in seiner linken Schulter.
Das war am Montag nach der BMW PGA Championship in Wentworth, Mitte September 2023, als Danny Willett einen Chirurgen aufsuchte.
Der achtfache Toursieger hatte sich bei dem Turnier, das er 2019 gewann, unter Schmerzen zu einem – den Umständen entsprechend – respektablen geteilten 64. Platz gemüht.
Die Woche zuvor hatte der Engländer jedoch bei der Horizon Irish Open, nach einer 76er-Auftaktrunde, schmerzbedingt das Handtuch werfen müssen.
Die Schulter hatte dem heute 36-Jährigen dabei schon längere Zeit Probleme bereitet, aber er wollte es nicht wahrhaben, trainierte und spielte trotz anhaltender Schmerzen unbeirrt weiter.
„Es war schlimm“, erinnert sich der zweifache Familienvater, „Woche für Woche Schmerzen und ich hoffte, dass ich sie durch gezieltes Training in den Griff bekommen könnte, aber das war natürlich im Nachhinein der ganz falsche Ansatz.
+++ Auch interessant: Olympische Spiele 2024 – Scottie Scheffler – in the Bag +++
Danny Willett: Comeback nach Schulter-OP
Am Ende ging es einfach nicht mehr: Willett folgte dem Rat der Ärzte und ließ sich operieren. Doch er ließ sich nicht unterkriegen, trotzte dem Martyrium eines sechswöchigen Gipses, den er nur zum Duschen abnehmen durfte.
Er kämpfte mit eiserner Disziplin gegen die prognostizierte Verletzungspause an – mit Erfolg.
Nur etwas mehr als ein halbes Jahr später trat Willett im April 2024 beim 88. Masters im Augusta National Golf Club an.
Bei dem Major, das er 2016 sensationell für sich entscheiden konnte – als erster Europäer seit damals 17 Jahren, zudem neben Sir Nick Faldo (1996) als erst zweiter Engländer überhaupt.
Das Comeback, zu dem er sich erst am Sonntag vor Turnierstart endgültig entschloss, sollte vielversprechend beginnen.
Nach der ersten Runde (68, -4) belegte Willett den fünften Platz, doch es sollte nicht halten. Nach weiteren Runden von 75 (T8.), 76 (T21.) und 78 Schlägen beendete der ehemalige Champion das Turnier auf dem geteilten 45. Platz.
Dennoch ein überaus respektables Ergebnis vor dem Hintergrund der Vorgeschichte.
Erstes Turnier auf der DP World Tour in diesem Jahr
Bereits vor seinem Antritt beim Masters hatte Willett geplant, danach sieben Woche zu pausieren.
Bei der European Open, Ende Mai/Anfang Juni auf dem North Course der Green Eagle Golf Courses, südlich von Hamburg, teete Danny dann zum ersten Mal in diesem Jahr auf der DP World Tour auf. Es war demnach erst sein zweites Turnier in dieser Saison.
Um es gleich vorwegzunehmen: Er sollte nach Runden von 76 und 72 Schlägen am Cut scheitern. Er verlieh dem ersten DP-World-Tour-Turnier des Jahres auf deutschem Boden aber dessen ungeachtet zweifelsohne „Majorglanz“.
Im Vorfeld der 41. European Open stand uns Danny Willett im GOLF-TIME-Exklusivtalk Rede und Antwort …
Danny, Sie haben heute, teils bei Regen, das Pro-Am der European Open gespielt. Hat das trotz der vielen Schauer Spaß gemacht?
„Es war gut, Hat aber leider etwas länger gedauert, als wir erwartet hatten. Es war aber schön, nochmal eine Runde zu spielen, außerdem hatten die Amateure in meinem Flight viel Spaß. Aber ja, für meinen Geschmack war es dennoch etwas zu nass. “
Sie haben mit der BMW International Open 2012, damals im Golf Club Gut Lärchenhof bei Köln, Ihr erstes Turnier gewonnen. Da sagten Sie, dass Sie diesen Moment nie vergessen würden. Wie stehen Sie heute zu den deutschen Fans?
„Die Woche in Köln war wirklich wundervoll, die deutschen Golffans waren schon immer großartig. Sie sind sehr respektvoll gegenüber dem Spiel und wissen zu schätzen, wer gutes Golf spielt.
Hier zu sein ist eine tolle Sache und ich freue mich sehr, seit langem wieder vor deutschen Fans spielen zu können.“
Wie ist Ihre Erwartungshaltung diese Woche für die European Open?
„Eines kann ich auf jeden Fall sagen: Sie ist sehr niedrig. Ich habe in den letzten Wochen sehr hart trainiert, aber Turniere sind immer ein ganz anderes Paar Schuhe als das Training zuhause.
Vor allem hier, auf einem Golfplatz, auf dem ich zum ersten Mal spiele. Ich habe mich hier knapp zweieinhalb Tage vorbereiten können, daher ja, es wird schwierig werden.
Der Platz passt nicht ganz zu meinem Spiel, aber ich freue mich trotzdem auf die Runden und die deutschen Fans.“
Endlich wieder zu spielen ist diese Woche also wichtiger als ein möglicher Sieg?
„Ich glaube, dass ich nach einer so langen Pause nicht mit einem Sieg rechnen kann. Ich wusste nach der Operation für einige Zeit nicht, ob ich überhaupt noch einmal spielen können würde – zumindest hatte ich diesen Gedanken fest in meinem Kopf.
Dass ich hier sein kann und spiele, ist daher für mich ein echtes Privileg. Wieder eine gewisse Routine zu bekommen und Turnierrunden zu spielen, ist momentan das Wichtigste. So kann ich sehen, in welchen Bereichen ich mich noch am ehesten verbessern muss.“
+++ Auch interessant: Titleist GT Fairwayhölzer 2024 – erster Blick +++
Stichwort Operation: Sie mussten sich an der linken Schulter operieren lassen. Wie haben Sie es geschafft, so schnell wieder zurückzukommen?
„Es hat viel Reha und eine Menge Arbeit gebraucht. Wir sind damals zunächst von einem Sehnenriss in der Schulter ausgegangen, das MRT hat dann aber erst das ganze Ausmaß gezeigt.
Auf den Bildern konnten wir sehen, dass ich vorne und auch hinten in der Schulter einen Riss hatte. Dazu kamen Zysten und viel beschädigtes Gewebe, das die Ärzte glücklicherweise entfernen konnten.
Es hat zum Glück auch nicht so lange gedauert, wie die Ärzte zunächst vorausgesagt hatten, was wohl auf die harte Arbeit meines gesamten Teams und mir zurückzuführen ist.“
Welche Art von Übungen haben Sie gemacht, um die Schulter wieder aufzubauen?
„Alle – die Liste ist lang (lacht). Ich musste die ersten sechs Wochen einen 90-Grad- Gips tragen, das war sehr unangenehm.
Danach ging es dann ans Training. Kurz nach der Operation hatte ich noch etwas Angst, weil ich meinen linken Arm fast gar nicht heben konnte, das besserte sich aber nach und nach.“
Beim Masters haben Sie mit einer 68er- Auftaktrunde gezeigt, dass Sie noch immer mithalten können. Wie lange wird es Ihrer Meinung nach dauern, bis Sie wieder zu Ihrer alten Form zurückzufinden werden?
Es kommt nicht darauf an, ob du gut spielen kannst – jeder auf der Tour ist gut. Die Frage ist: Kannst du über vier Runden gut spielen? Und kannst du das in den nächsten Wochen und Monaten immer wieder bestätigen?
Das ist das, was Scottie Scheffler gerade so außergewöhnlich macht: Er bekommt es Woche für Woche hin, ganz oben mitzuspielen und eben auch zu gewinnen. Ich habe beim Masters immerhin eine gute Runde gespielt, an den anderen Tagen dann aber gemerkt, dass ich doch noch etwas eingerostet war.“
Sie haben mit dem Masters 2016 das wohl prestigeträchtigste Golfturnier der Welt gewonnen. Wie hat dieser Erfolg Ihre Perspektive auf den Golfsport verändert?
„Während dieser Zeit habe ich oft gedacht, dass sich das Spiel leichter anfühlt. Ich habe vor meinem Masters-Sieg zwei gute und konstante Jahre gespielt – da waren vor allem die Jahre ohne Verletzungen.
Danach habe ich wahrscheinlich etwas zuviel gespielt und bin zuviel gereist. Dadurch zog ich mir verschiedene Verletzungen zu, ich habe damals meinen Körper einfach zu sehr belastet.
Ich nahm mir dann leider auch nicht die Auszeiten, die mein Körper gebraucht hätte – das Spielen mit Verletzungen war im Nachhinein wirklich keine gute Idee.
Aus heutiger Sicht hätte ich mir zwischendurch wesentlich mehr Ruhe gönnen müssen.“
Zwei Wochen vor dem Masters 2016 kam Ihr Sohn Zachariah auf die Welt. War das mit ein ausschlaggebender Faktor für Ihren Sieg?
„Das kann ich nicht sagen, es hat mich auf jeden Fall nicht negativ beeinflusst. Ich konnte aber nur deswegen gut spielen, weil ich wusste, dass es ihm gutging.“
Haben Sie sich nach Ihrem Masters-Erfolg als den besten Golfspieler der Welt gesehen?
„Das ist wirklich schwer zu beantworten. Ich habe zu dieser Zeit ein paar Mal gewonnen und viele sehr gute Spieler geschlagen. Es ist natürlich schwer, sich da nicht für den Besten zu halten.
Auf der anderen Seite sind einfach so viele starke Spieler dabei, da gibt es eigentlich nicht den einen Besten.“
Haben Sie sich nach Ihren Erfolgen entspannter gefühlt oder sich eher mehr unter Druck gesetzt?
„Ich glaube, dass ich mir eher mehr Druck gemacht habe. Auf viele Bereiche hatte nach meinen Siegen ich einen deutlich genaueren Blick als vorher – positiv wie negativ.
Das Problem ist, dass man dadurch schnell frustriert wird, wenn es mal eine längere Zeit nicht mehr so ganz rund läuft. Dann machst du dir immer mehr Druck und trainierst noch mehr, so sind bei mir einige der Verletzungen aufgekommen.“
Einige der besten Spieler der Welt sind in den letzten Jahren von der DP World Tour und PGA Tour zu LIV Golf gewechselt. Was ist Ihre generelle Meinung zu LIV Golf?
„Ich glaube, LIV funktioniert sehr gut für die Spieler, die gewechselt haben. Der Golfsport befindet sich aktuell aber in einer eher merkwürdigen Phase. Ich habe nicht das Gefühl, dass sich die drei großen Touren annähern. Was schade ist, weil einige meiner besten Freunde zu LIV gewechselt sind.
Meiner Meinung nach kann man die Spieler aber nicht dafür verurteilen, dass sie jetzt dort spielen, jeder hatte seine eigenen Gründe.“
Würden Sie zu LIV Golf wechseln, wenn Sie ein Angebot bekommen würden?
„Das kommt ganz darauf an, wie meine Situation wäre und wo ich zu dem Zeitpunkt meine Zukunft sähe.“
Was sind Ihre nächsten Schritte, um Ihr Spiel zu stabilisieren?
„Ich muss einfach damit weitermachen, Turniere zu spielen. In einigen Wochen kann ich dann bestimmt besser beurteilen, was mir noch fehlt, um wieder vorne mitspielen zu können.
Meine Schulter wird zunehmend kräftiger und ich glaube, dass man das auch nach und nach an den Ergebnissen sehen wird.“
Ist Ihr Plan, auf der DP World Tour zu bleiben oder möchten Sie schnellstmöglich wieder auf der PGA Tour spielen?
„In den nächsten drei, vier Monaten werde ich auf jeden Fall erst einmal auf der DP World Tour spielen.
Im Herbst stehen dann aber einige Turniere auf der PGA Tour an und dahingehend werden wir erst einmal abwarten, wie ich mich gegen die dortige Konkurrenz behaupten können werde.“
Daniel „Danny“ John Willett: Kurzbio
- Geboren: 3.10.1987 in Sheffield, England
- Status: Verheiratet mit Nicole Harris (2013), 2 Kinder (Zachariah James/2016, Noah/2018)
- Profi seit: Mai 2008
- Turniersiege: 8 (darunter 1 Major*)
2012: BMW International Open
2014: Nedbank Golf Challenge
2015: Omega European Masters
2016: Omega Dubai Desert Classic, Masters Tournament
2018: DP World Tour Championship
2019: BMW PGA Championship
2021: Alfred Dunhill Links Championship - Ryder Cup: 2016
- Beste Platzierung OWGR: 9. (10.4.2016)
- Karrierepreisgeld: €18,1 Mio. (DP World Tour), $8,15 Mio. (PGA Tour)
0 Kommentare