Ich werde immer noch gefragt, ob ich das Spielen und die Tour vermisse? Fast alle sind von meiner Antwort überrascht: „Nein, überhaupt nicht.“ Natürlich vermisse ich meine Freundinnen, mit denen ich knapp zehn Jahre wöchentlich unterwegs war. Ich vermisse die schönen Orte, die ich mit tollen Erinnerungen verbinde und auch mit Menschen, die mit den Jahren zu Freunden geworden sind.
Strapazen bestimmen den Alltag
Die Vorstellung also, auf der Tour Urlaub machen zu können, ist leider absolute Fehlanzeige. Meine durchschnittliche Trainingszeit pro Tag betrug ca. acht Stunden. Trainingstage bei Turnieren bzw. Turniertage selbst konnten sich locker auf zehn Stunden und mehr belaufen.
Vor ein paar Wochen erst habe ich einen Zeitungsartikel gefunden, wo ich unter die zehn bekanntesten Sportlerinnen Münchens gewählt wurde. Neben meinem Bild stand: „Großverdienerin unter allen Sportlerinnen“. Daneben die Summe, die ich in diesem Jahr, als ich Dritte in der Europäischen Rangliste wurde, erspielt hatte. Abgesehen vom Doppelversteuerungsabkommen / Steuerklasse I, den Tourgebühren, Flügen, Hotels etc. wurde in der Zeitung jedoch nicht von den Jahren davor geschrieben, die alles andere waren als ein „Großverdienst“.
Ausnahmen bestätigen die Regel
Ich habe drei Turniere gewonnen, tolle Menschen kennengelernt und viel über mich und für mein weiteres Leben gelernt. Dass ich 2009 am ersten Abschlag in der Finalrunde der „Unicredit Ladies German Open“ mit meiner besten Tourfreundin Paula Marti als Flightpartner stehen durfte, und das gesamte erste Loch in Gut Häusern von Tausenden Zuschauern besucht war – das sind natürlich Erinnerungen, die mir niemand mehr nehmen kann.
Ich könnte noch viel mehr von der Tour erzählen, was ich 2016 in „Martinas Ecke“ auch tun werde. Jedoch zu diesem Thema „Traumberuf Playing Pro“: Ja, es kann ein Traumberuf sein, aber es auch dazu zu machen, ist alles andere als ein Zuckerschlecken!“
Ihre/Eure
Martina Eberl
0 Kommentare