12.01.2018

Operation: Operationen

Golftimer
Golftimer

Immer wieder bekomme ich Anfragen von Golfern, wie sie sich nach Verletzungen oder nach Operationen verhalten sollen. Sie berichten mir, dass sie bei ihren Erkundigungen nur ungenügend Auskunft erhalten haben. Im Internet wurden sie nicht fündig, und sie schildern oft, dass im Rahmen des Golfunterrichts auf ihre Probleme kaum eingegangen wurde. 

Für mich als Biomechaniker an der Universitätsklinik für Orthopädie in Innsbruck ist ohne genaue Analyse eine Bewegungsanleitung schwer möglich. Es gibt jedoch allgemein gültige Kriterien nach, die Belastungen beim Golfschwung minimieren. Diese klingen ohne praktische Erklärung für viele unverständlich. Deshalb lohnt es sich, die resultierenden Konsequenzen für den Schwung in der Praxis zu erleben. 
Grundsätzlich gilt, dass der Golfschwung oft sehr belastend durchgeführt wird, es bestehen jedoch gute Möglichkeiten, verbesserte Schlagweiten mit Hilfe physikalischer „Tricks“ und Entlastung von Gelenken durch günstige Bewegungsabläufe zu erzielen. 
Die wichtigsten „Healthy- Swing“-Kriterien: 
  •  Belaste keine Gelenke außerhalb des physiologischen Bewegungsumfangs
  •  Erzeuge beschleunigende Drehmomente muskulär
  •  Vermeide gekrümmte Drehachsen
Die Wirbelsäule: Durch die Struktur der Bandscheiben kommt es bei der Verdrehung zwischen Schultergürtel und Beckengürtel zu erhöhten Spannungen in einzelnen Fasern des Anulus fibrosus (Faserring). Wird die Wirbelsäule in diesem verdrehten Zustand zusätzlich gebeugt, dann entstehen gefährlich hohe Belastungen. Nach Bandscheibenoperationen und bei „Kreuzschmerzen“ müssen diese Bewegungen strikt vermieden werden. Dafür gibt es Lösungen, die an den bestehenden Schwungstil und an die verwendeten Schläger angepasst werden müssen. Der in der Literatur beschriebene X-Faktor muss klein gehalten werden, und durch muskuläre Stabilisierung wird der X-Faktor „stretch“ minimiert. Um trotzdem gute Schlagweiten zu erzielen, werden physikalische Effekte des Doppelpendels optimiert eingesetzt. 
Das vordere Kreuzband: Das vordere Kreuzband verhindert die Verschiebung des Unterschenkels gegenüber dem Oberschenkel. Ist das Band (ACL = anterior cruciate ligament) vorgeschädigt oder wurde es operiert, dann sind Gelenksstellungen zu vermeiden, die hohe Belastungen induzieren. Besonders kritisch ist die Überstreckung des Kniegelenks. Auch wenn von Top-Golfern die Kniegelenksstreckung als Möglichkeit geschildert wird, um weiter zu schlagen, lassen sich auch andere Wege finden, um nicht an Schlagweite einzubüßen. Durch die Veränderung der Fußstellung oder des Beugewinkels lässt sich auf die Kreuzbandbelastung Einfluss nehmen. Besonders wichtig ist das für jene Golfer, die nach dem Riss des vorderen Kreuzbands konservativ behandelt wurden. 
Die Knieprothese: Bei Knieprothesen müssen unterschiedliche Bau-Arten und Typen unterschieden werden. Zusätzlich spielt auch die Operationsmethode eine wichtige Rolle. Zahlreiche Golfer spielen problemlos mit Prothesen, es muss jedoch auf individuelle Unterschiede Rücksicht genommen werden. Meistens werden im Rahmen einer Operation die Kreuzbänder entfernt. Die Form des künstlichen Tibia-Plateaus führt zur Einschränkung der Translation zwischen Femur und Tibia. Die Stabilisation der axialen Rotation kann nur durch die Seitenbänder und durch die muskuläre Zuggurtung erreicht werden. Daher können mittels geeigneter Fußstellung und Fußbewegung während des Schwungs die ungünstigen Kniegelenksbelastungen minimiert werden. 
Dr. Christain Haid ist Biomechaniker an der Universitätsklinik Innsbruck 

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