02.02.2018

Reine Kopfsache

Golftimer
Golftimer

Es ist hinlänglich bekannt, dass sich beim Golf viel im Kopf abspielt. Das ist auch der Grund, weshalb sich unser Bewegungsverhalten ändert, sobald der kleine weiße Ball vor uns liegt. Auch die Gefühle beim ersten Abschlag im Turnier sind gänzlich andere als bei der alleine gespielten Proberunde. Ebenso ist das Erlernen des Golfschwungs zum guten Teil Kopfsache. Diese Tatsache wird häufig übersehen.

Der Golfschwung ist keine Bewegung, die wir intuitiv richtig durchführen. In uns sind Bewegungsmuster angelegt, die nicht das Schlagen eines Balls, sondern eher das Schlagen eines Gegners zum Ziel haben. Daher ist gute Anleitung sehr hilfreich. Heißt das, man sollte sich gewissermaßen auf den Kopf des Golflehrers verlassen? Da macht mir dann eine Formulierung, die ich so ähnlich in einem Ausbildungsskript der PGA gelesen habe, auch nicht sehr viel Mut.
Dort steht, dass die paradoxe Intervention auch nicht bei allen Golfern anwendbar ist. Ein gewisses Maß an Offenheit, Körperbewusstsein und Intelligenz muss dieser schon mitbringen, sonst begreift er gar nicht, worum es geht. Somit entsteht für mich der Eindruck, dass wieder einmal der Schüler schuld ist, wenn es nicht klappt, und nicht der Lehrer. Ich fühle mich in die Schulzeit zurückversetzt.
Fehlendes Wissen kann man sich aneignen
So möchte ich nun doch meinen eigenen Kopf verwenden, um zu einem guten Golfschwung zu kommen. Ich setze auf Allgemeinbildung, auf Hausverstand und auf Intuition. Fehlendes Wissen kann man sich aneignen und Vorbilder wählt man erst, wenn man weiß, worauf zu achten ist. Auch ist mir bewusst, dass nur das Zusammenspiel aus Üben und häufiger Bewegungskontrolle zu gutem Golf führt, denn sonst würden gute Spieler weniger trainieren. Wichtige Wissensgebiete sind die Biomechanik, die Physiologie, die Anatomie und die Physik. Auch Personen mit Erfahrungen im Bereich Golf sind hilfreich, denn dadurch lassen sich so manche Irrwege verhindern.
Auffallend ist jedoch, dass in dieser Listung nicht unbedingt der Golflehrer an erster Stelle stehen muss. Vielleicht heißt das nur, dass der Schüler gut daran tut, mit Vorbildung die Grundlage zu schaffen, um sich einen guten Golflehrer aussuchen zu können. Wenn man nicht der Typ ist, aus verschiedensten Büchern in kürzester Zeit das Richtige herauszulesen, dann sind Fortbildungen und Vorträge ein probates Mittel. Dabei muss wieder die Voraussetzung überprüft werden, ob der Vortragende vertrauenswürdig ist. Aber zumindest kann man bei derartigen Anlässen nachfragen. Liest man ein Buch, dann kann das sehr aufwendig werden, und der Wahrheitsgehalt ist auch nicht immer leicht überprüfbar. Papier ist geduldig. 

Glaubwürdigkeit 
Einige Eckpunkte aus meinen Vorträgen, in denen deutlich zwischen Fakten und Meinungen unterschieden wird. An dieser Stelle können natürlich nicht alle Begründungen aufgeführt werden, somit ist die Glaubwürdigkeit eingeschränkt. Die Belastungen in den Gelenken steigen überproportional, wenn sie nahe ihres maximalen Bewegungsausmaßes beansprucht werden. An dieser Stelle kann jeder seine Schwungbewegung überprüfen und festhalten, ob es ihm z. B. am Ende des Rückschwungs noch möglich ist, sich im Schultergelenk oder mit der Wirbelsäule noch weiter zu bewegen.
Ich höre schon jetzt den Einwand „wie soll denn das gehen?“. Aber es geht, es funktioniert und es minimiert die Belastungen bei der gleichzeitigen Möglichkeit, den Ball weit zu schlagen. Ein guter Schwung muss sich leicht anfühlen. Hinter dieser Äußerung steckt Wissen aus dem Bereich der Muskelphysiologie. Wir empfinden es als anstrengend, einen Muskel stark zu kontrahieren, wohingegen es weit weniger anstrengend ist, einen vorgespannten Muskel zu dehnen. Wir müssen Muskelvorspannung aufbauen.
Diese Spannung benötigen wir, um anschließend eine schneller werdende Bewegung durchführen zu können. Dazu müssen wir jedoch erlernen, Muskeln willentlich anzuspannen, ohne dadurch andere Bewegungen zu beeinflussen. Dieser Spannungsaufbau wird in zahlreichen Büchern beschrieben, jedoch fehlt meistens der Hinweis, dass es sich um Muskelspannungen handelt, und nicht um den gedehnten Bandapparat. In diesem Bereich erfolgen aus meiner Erfahrung häufig Bewegungsanleitungen, die zu sehr ungünstigen Gelenksbelastungen führen.
Dr. Christian Haid ist Biomechaniker und leitet die Golfschule www.healthy-swing.at

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