16.06.2016

Taschenträger – oder doch viel mehr?

golftime
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Die einst erfolgreiche deutsche Proette über die wertvolle Unterstützung ihres Caddies „Mörti“ zu Beginn und während ihrer Karriere. 
Es gibt die unterschiedlichsten Vorstellungen, die Leute von einem Caddie haben. Manche denken: Das ist der arme Kerl, der dem Spieler die Schläger hinterhertragen muss, fast kein Geld dafür erhält und wahrscheinlich sonst keinen Job bekommt. Das ist ein verbreitetes Bild des Tour-Caddies aus alten Zeiten – es stimmt allerdings überhaupt nicht.
Schon wenn man einen Blick auf die Amateure wirft, vor allem bei Clubmeisterschaften oder Turnieren, wenn mehr als 18 Loch gespielt werden, wünschen sich die meisten einen Caddie. Warum? Ganz einfach: Weil Unterstützung in jeglicher Hinsicht immer gut tut! Gerade in den Momenten der Nervosität am ersten Abschlag oder zum Schluss, wenn es eng wird, ist es immer schöner, nicht alleine zu sein.
Der Caddie gibt moralische Unter­stützung, das Gefühl, nicht alleine zu sein
Noch besser ist es natürlich, wenn jemand die Runde am Bag begleitet, den man gut kennt, der Trainer ist, oder sogar ein Familienmitglied. Warum?

Es geht gar nicht um das Thema „Technikhilfe auf dem Platz“. Es gibt einfach sehr viel, worüber man sich zwischen den Schlägen unterhalten kann. Man kann abschalten und kommt nicht in die Versuchung, über vergangene und kommende Schläge zu grübeln. Es ist möglich, sich über den Alltag, über andere Leute – einfach über so viele verschiedene Sachen zu unterhalten, was für das Spiel an sich sehr hilfreich ist.
Bei den Proetten sind oft Familienangehörige als Caddies tätig
Und wie ist es auf der Tour? Stimmt hier das  Bild des armen Caddies? Sicherlich nicht. Als ich auf die Tour kam, war ich ein absoluter Nobody. Meine Erfolge als Amateur waren den Proetten und deren Caddies sowas von egal, dass kein Caddie auch nur das geringste Interesse daran hatte, für mich arbeiten zu wollen. Abgesehen davon, hatte ich auch schlichtweg kein Geld für einen Vollzeit-Caddie. Auf der Ladies European Tour kann man oft beobachten, dass Familienangehörige oder Freunde den Caddie machen, einfach aus diesem Grund – das Geld fehlt. 
Somit begleiteten meine Mutter, mein Vater, mein Bruder, mein alter Viererpartner „Mörti“ und noch ein paar andere Freunde mich zu den Turnieren, wo ich somit nur die Unterkunft bezahlen musste – manchmal auch überhaupt nichts. Das tat gut. Speziell in meinen Tour-Jahren von 2003 bis 2006.
Gutes Jahr
Mit der Zeit spielte ich jedoch besser, das Preisgeld stieg. Und langsam fing ich an, richtig mit einem Caddie zu arbeiten – allerdings nicht für lange Zeit. Mein alter Viererpartner „Mörti“ hatte Semesterferien und begleitete mich daher die komplette Hauptsaison. Es war herrlich! 2007 begann ein gutes Jahr zu werden. Ich hatte mittlerweile ein tolles Team aus Trainern, einem Management und vor allem meinem „alten“ Caddie um mich herum. 
In diesem Jahr gab es eine Sonderwertung auf der LET – „18 Finest“. Bei neun Turnieren gab es immer ein ausgesuchtes Loch, an dem der Score zählte, aber nur, wenn man den Cut gemacht hatte. Es zählten also immer nur die letzten zwei Runden: zwei Scores, und das über neun Turniere. Das hört sich leicht an, man darf aber nicht vergessen, dass immer der Cut gemacht werden musste. 

Positive Ablenkung
Ich kann mich noch gut erinnern: Das letzte Turnier war in Dänemark. Ich fühlte mich damals nicht 100 Prozent fit, führte aber die Wertung dieses Nebenevents an. Diese zweite Runde, um den Cut zu schaffen, war die Hölle, die ich ohne meinen „Mörti“ nicht „überlebt“ hätte. Er lenkte mich ab, wir machten viele Sachen, die mit Justin Walsh, meinem Mentaltrainer, besprochen waren, denn „Mörti“ hielt immer Kontakt zu ihm. 
Wir schafften schließlich den Cut und blieben im Rennen. Das war schön, aber das Beste war: Ich qualifizierte mich damals für die  „Madrid Ladies Masters“, die ich daraufhin als meinen ersten Toursieg feiern konnte. 
Ohne meinen lieben „Mörti“ und seinen tollen Beistand hätte ich das rückblickend nicht geschafft. Frage: Wäre mir dieser Erfolg mit einem einfachen „Trolley-Puller“ auch gelungen, der nicht mit mir kommuniziert hätte? Ich glaube nicht…

Ihre/Eure Martina Eberl

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