Nach Operationen und bei Schmerzen ist es meistens möglich, weiterhin Golf zu spielen. Bei dadurch entstandenem Kraftverlust hilft eine gute Schwungtechnik. Häufig erhöhen sich die Schlagweiten sogar bei verringertem Krafteinsatz. Golf kann als Therapie wirken.
Um nach einer Verletzung oder Krankheit Spaß am Golf zu haben, ist es jedoch notwendig, optimierte Schwunganpassungen durchzuführen. Das führt meistens zu wesentlich verbessertem Golf. Somit kann die Aussage „Krankheit als Weg“ auch im Golfsport zutreffen.
Das Positive ist, dass Schmerzen und die Notwendigkeit, den Bewegungsapparat zu schonen, oft die Bereitschaft herstellen, tiefgreifende und grundsätzliche Veränderungen durchzuführen. Dadurch wird die notwendige Geduld aufgebracht, die von jedem Sportler gefordert wird.
Individuelle Anpassung
Die Schwungbewegung muss individuell angepasst werden. Daher gibt es keine Lösung, die für jeden „blind“ angewendet werden kann. Grundsätzlich wird berücksichtigt, wie es zu hohen Gelenksbelastungen kommt, und in der Folge wird die gesamte Bewegung so abgestimmt, dass sich trotz Belastungsverminderung eine Schwungverbesserung einstellt.
Häufig genügt es z. B., die Fußstellung zu ändern. Derart einfache Tricks kann man auch allein ausprobieren, denn man benötigt dafür nicht unbedingt Anleitung. In manchen Fällen ist es dem Golfer jedoch wichtig, über die Hintergründe Bescheid zu wissen, denn die Veränderungen sollen ja tatsächlich zu einer Belastungsverminderung führen.
Golfschwung muss sich „leicht“ anfühlen
Man möchte z. B. vermeiden, dass die Knieprothese ungünstig belastet wird. Als nahezu allgemein gültiger Grundsatz gilt: Ein guter und gesunder Golfschwung muss sich „leicht“ anfühlen. Trifft das zu, dann sieht der Schwung auch elegant aus. Sollte nun jemand auf die Idee kommen, in seinem Club die Golfer zu filmen, dann würde bei der Beurteilung der Eleganz selten die Bestnote vergeben.
In meinem Umfeld wird das dann häufig als „Ein Fall für Haid“ bezeichnet. Wer wirklich will, muss initiativ werden. Den verbesserten Golfschwung gibt es nicht auf Krankenschein. Auch hilft keine „passive“ Behandlung wie etwa Massage, bei der man es sich gut gehen lässt und anschließend perfekt spielt.
Alter schützt vor Verbesserung nicht
In der Schulzeit hätten wir uns den Nürnberger Trichter gewünscht, um den Stoff schneller zu erlernen, aber wir haben alle erlebt, dass es nicht so einfach geht. Der eigene Wille und zeitlicher sowie finanzieller Aufwand sind notwendig, um gesteckte Ziele zu erreichen. Beflügelnd wirkt, dass im Golfsport Alter nicht vor Verbesserung schützt.
In meinem letzten Kurs habe ich erlebt, wie Schwungoptimierungen zu zwischenzeitlichen Verschlechterungen der Ergebnisse geführt haben. Diese Phase des Lernprozesses ist frustrierend, aber unvermeidlich. Jeder, der beim Maschineschreiben die Umstellung zum Blindschreiben gewagt hat, musste anfänglich vermehrt Fehler in Kauf nehmen.
Ballflug ist kein guter Lehrmeister
Es kommt somit häufig vor, dass der Weg zur Verbesserung nicht ohne Einbrüche erfolgt. Eine Rückmeldung, die es jedoch immer gibt, ist, dass die veränderten Bewegungen sich frei und harmonisch anfühlen. Jeder Schwung macht Freude. Leider spiegelt sich das anfangs nicht unbedingt im Ballflug wider. Ich verweise an dieser Stelle darauf, dass der Ballflug in manchen Phasen des Lernens nicht unbedingt ein guter Lehrmeister ist.
Für Golfer, die konsequent einen Weg zur Verbesserung suchen, empfehle ich daher eine dreistufige Vorgehensweise:
- 1. Es hilft, sich zu informieren. Hintergrundwissen schützt vor Fehlentwicklungen. Es geht im Golf nicht um Slice und Hook, Eintreffwinkel des Golfschlägers beim Ballkontakt und Trampolineffekt, sondern um einen wiederholbar guten und harmonischen Schwung. Alles andere dient dazu, am 19. Hole über die Sportart zu reden, die einem so wichtig ist.
- 2. Es kann bei einem Training ohne Ball besser auf die Körpergefühle geachtet werden. Daher sollten vorbereitende Bewegungsübungen durchgeführt werden.
- 3. Beim Training auf der Range und am Platz sollte auf die Leichtigkeit des Schwungs geachtet werden, und nicht immer das Ergebnis im Vordergrund stehen. Die Verbesserung des Scores ergibt sich dann von allein. Daher mein Grundsatz: Besser schwingen – besser spielen.
Dr. Christian Haid ist Biomechaniker an der Universitätsklinik Innsbruck.
Info: www.Healthy-Swing.at
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