07.08.2020

Martin Kaymer – mit der Aura eines Major-Siegers

Thomas Fischbacher
Thomas Fischbacher
Martin Kaymer – mit der Aura eines Major-Siegers. Martin Kaymer spielt nach Runde eins der PGA Championship trotz Rost im Spiel ganz oben mit. Wie konnte es dazu kommen? Was kann man erwarten?

Martin Kaymer bekam in der vergangenen Woche eine sehr gute Nachricht. Die PGA Tour verkündete, dass die zweiwöchige Quarantäne für Profisportler, die aus dem Ausland einreisen, nicht mehr gelte. Was bedeutete: Barracuda Championship statt Stubenarrest. Kaymer konnte in die kalifornischen Berge fahren und zwischen Reno und dem Lake Tahoe die Generalprobe für die PGA Championship bestreiten.

Spielerisch gesehen endete das erste Turnier nach fast fünf Monaten Pause mit zwei durchwachsenen Runden und dem vorzeitigen Ende. Das Spiel rostig, der Wettkampf ungewohnt – alles verständlich nach einer so langen Auszeit. Die Voraussetzungen für das erste Major des Jahres und eines von zwei, für die Kaymer aufgrund früherer Erfolge weiterhin spielberechtigt bleibt, waren suboptimal, aber immerhin sammelte er unverhofft Spielpraxis.

Kaymer, der zehn Jahre nach seinem Sieg bei der PGA Championship in Whistling Straits in der Weltrangliste nicht mehr unter den besten 100 rangiert, muss diese immer weniger werdenden Chancen nutzen, um sich eine Zukunft auf der PGA Tour zu erspielen. Von den Bergen ging es an die Küste in den TPC Harding Park. Im Gepäck: Eine geringe Erwartungshaltung im Vergleich mit den Besten der Besten und Rost im Spiel.

Nostalgie als Motivation

Am Mittwochabend vor der ersten Runde der PGA Championship fühlte sich der Deutsche nicht wirklich glücklich. Kann vorkommen. Was tun? Sich motivieren. Und Kaymer tat dies mit einem Besuch auf Youtube. Dort fand er eine alte Übertragung der U.S. Open 2014, die er von Donnerstag bis Sonntag in einer Form dominiert hatte, wie es selten vorkommt bei den ganz großen Turnieren.

Kaymer erinnerte sich, was ihm steckt: Ein Golfspiel, das mit jedem mithalten kann, wenn es zur Höchstform aufläuft; das ausreicht, um die besten der Welt zu besiegen und bisweilen sogar zu dominieren. Er sei nicht der Typ, der in der Vergangenheit lebt, sagte er im Interview nach der Runde, aber man nehme es gerne mit, wenn es in der Gegenwart hilft. Mit der Aura eines Major-Siegers ging es auf die erste Runde und mit 66 Schlägen (-4) wieder zurück von den schwierigen 18 Löchern des Platzes am Lake Merced bei San Francisco mit den majestätischen Zypressen. Nur Jason Day und Brendon Todd waren einen Schlag besser.

Solide Schläge, sensationelle Putts

Wie es dazu kam? Solide Schläge, veredelt durch eine außerordentliche Leistung mit dem Putter. Es war keine dieser Runden, in der alles funktionierte, in der ein tiefes Ergebnis die logische Folge war. Es war einer der wenigen Tage, an dem das Loch die Bälle aus irgendeinem Grund förmlich anzieht.

„Die Ballkontakte müssen sich noch verbessern“, erklärte Kaymer nach der Runde. „Da fehlt es noch am Fein-Tuning.“

Gelingt das Fein-Tuning und bleibt das Gefühl auf den Grüns auch nur ansatzweise auf diesem Niveau, könnte es einen weiteren Triumphzug geben. Es ist ja nicht so, als hätte es im Golfsport noch nie diese unverhofften Leistungsexplosionen gegeben. Eines steht fest: Als zweimaliger Major-Sieger weiß Kaymer mit der Situation, auf der ganz großen Bühne aufzutreten, ganz gut umzugehen.

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