Ryder Cup 2022: Deutsche Bewerbung
Schäuble lehnt Steuerprivileg für Ryder Cup ab
Konkret bezieht sich das auf die Einkommenssteuer. Die kann den Veranstaltern in Sonderfällen, etwa bei großen Sportevents – wie zum Beispiel der Fußball-WM 2006, den Olympischen Spielen oder dem Fußball Champions League-Finale – komplett erlassen werden. Auch ein vorher ausgehandelter Pauschalbetrag ist vom Gesetz her möglich. Unter diese Regelung fallen allerdings nur solche Veranstaltungen, die von besonderem öffentlichen Interesse sind. Das sieht Schäuble beim Ryder Cup nicht. Das Ereignis müsse nicht nur im Ausland, sondern auch in Deutschland „massenhaft wahrgenommen werden und eine gewisse Publikums- und Breitenwirkung haben“, heißt es laut SPIEGEL in einem internen Papier des Bundesfinanzministeriums. Bei Volkssportarten sei dies der Fall, nicht jedoch bei Randsportarten, „die lediglich von einer Minderheit betrieben werden“. Dieser Einschätzung setzen der Deutsche Golfverband (DGV) sowie die RC Deutschland GmbH, die mit der deutschen Bewerbung betraut ist, Zahlen entgegen: Die Veranstalter rechnen mit 55.000 Besuchern pro Tag. Den nötigen Umbau der Golfanlage in Bad Saarow finanziert der Betreiber aus privaten Mitteln. Zudem ist der DGV mit 637.735 Mitgliedern der zehntgrößte deutsche Sportverband – noch vor Tischtennis, Schwimmen und Ski. Als weiteres Pro-Argument liefert die RC Deutschland GmbH die Rechnung, die beim Ryder Cup 2010 in Wales aufging: Damals kamen 244.000 Zuschauer, 48 TV-Sender waren vor Ort, das Event war empfangbar in 630 Millionen Haushalten weltweit und ein wirtschaftlicher Nutzen von umgerechnet 112 Millionen Euro wurde erzielt. Argumente, die in Berlin bislang auf taube Ohren stoßen. Schäubles Nein zur Steuererleichterung für den Ryder Cup 2022 in Deutschland knackst daher das Eis unter den Kufen der deutschen Bewerbung erheblich an. Denn die Chancen für einen Zuschlag der PGA of America und der Ryder Cup Europe schwinden, wenn die Veranstalter hohe Steuern zahlen müssen. Das zeigt ein Blick zurück: Auch bei der deutschen Bewerbung um den RC 2018 hatte das Bundesfinanzministerium ein Steuerprivileg verwehrt. Bekannterweise ging der Ryder Cup an Frankreich. © GOLF TIME Verlag GmbH
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