(Audio-)Kolumne: Was wäre Golf nur ohne hochmoderne Analysegadgets?
Das Götzitat: Zahlendreher in der Schwungkurvendiskussion
Das Götzitat: Zahlendreher in der Schwungkurvendiskussion. Golf ohne hochmodernste Analysegadgets ist wie eine Mondlandung in einer Seifenkiste. Dumm nur, dass die Mondlandung hierbei bessere Aussichten auf Erfolg hat …
Der Schwung mit meinem Driver ist kaum vollendet, da huscht mein Blick schon nervös zum Bildschirm: Schlägerkopfgeschwindigkeit drei Prozent unter Durchschnitt!
Und der Smash-Factor von 1,39 zeugt ebenfalls von schwindender Qualität. Aber was zur Hölle ist mit meiner Schwungebene los?
Der Eintreffwinkel des Schlägers war ja richtig gut – aber nur, wenn ich mit einem verfluchten Sand Wedge geschlagen hätte!
Okay, der Ball flog schnurgerade über die Driving Range, aber der Carry-Wert! Da fehlen locker zwölf Meter zu meinem Longest Drive!
Der Roll hingegen war im Verhältnis natürlich auch wieder viel zu lang. Oh, mein Gott, ich befürchte, ich kann jetzt überhaupt nicht mehr Golf spielen.
Seit geraumer Zeit trainiere ich ausschließlich mit modernsten Gadgets (Neudeutsch für „seltsame Gerätschaften“) – und ich liebe es.
Abgesehen davon, dass ich mich einem Zustand des Wahnsinns annähere, der an ein Gemälde von Hieronymus Bosch erinnert!
Früher habe ich auf der Übungsanlage einfach Bälle geschlagen und war mit dem Endergebnis zufrieden. Ha! Zufrieden … wie unfassbar naiv ich war! Denn ich hatte ja keine Ahnung, wie ich meinen Ball von A nach B befördert hatte.
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Das Götzitat als Audio-File:
Die Büchse der Pandora geöffnet …
Der kleine weiße Bastard lag eben einfach da – und manchmal auch an Punkt C, D, E, F usw. Denn wenn Ihnen erst einmal klar wird, dass Ihr lausiger Attack Angle und Ihr völlig verschobener Club Path dafür verantwortlich sind, dass der Launch Angle die Spin Rate und damit die Curve so negativ beeinflusst, dass der Ball losflattert wie ein betrunkener Wellensittich in Zeitraffer, dann wissen Sie … wissen Sie … Sie wissen im Grunde überhaupt nichts mehr!
Geöffnet hat die Büchse der Pandora meine neue Golfuhr, die ich vor geraumer Zeit erstanden habe. Neben den handelsüblichen GPS-Daten misst dieses teuflische Wunderwerk auch die Bewegung der Arme und Hände in der Schwungbewegung und gibt Auskunft, wie hoch die Geschwindigkeit der Hände im Treffmoment und wie gut das Gesamt-Timing des Schwungs sind.
So weit, so schlicht. Mit diesen Rudimentärdaten versorgt, trainierte ich und freute mich jedes Mal, wenn die Werte ohne große Ausreißer in schöner Mäßigkeit konstant blieben.
Doch das Flugverhalten der kleinen weißen Murmel blieb mir weiterhin ein großes Mysterium.
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Selbst Graf Zahl (Sesamstraße) wäre schreiend davongelaufen …
Also investierte ich einen absurden Geldbetrag in einen professionellen Launch Monitor, um meinen Schwung seriös zu erforschen. Schon während der ersten Stunde auf der Driving Range wurde ich mit so vielen erschreckenden Ziffern konfrontiert, dass selbst Graf Zahl aus der Sesamstraße laut schreiend davongelaufen wäre.
Diese lächerliche Apparatur, die entfernt an einen orangefarbenen Toaster erinnert, behauptet, dass ich meine Bälle weder sonderlich lang noch halbwegs gerade schlage.
Und sie kann es, verflucht noch mal, sogar beweisen.
„Außerdem esse ich kein Gluten mehr,
gehe fünfmal pro Woche ins Fitnessstudio
und nehme regelmäßig Trainerstunden –
so viele, dass ich über eine Festanstellung nachdenke …“
Dabei komme ich relativ konstant unter 80 Schlägen über die Anlage. An einem Mittwochnachmittag im vergangenen Monat sogar mit nur einem Schlag über Par. Die Analyse meiner letzten zehn getrackten Runden jedoch entlarvte mich als halbseidenen Glücksritter, der seinen akzeptablen Score vornehmlich mit Chippen und Putten zusammenkratzt.
So wie einer dieser entnervenden Senioren, die im Vergleich zu den dynamischen Jungspielern lächerlich kurze Bälle schlagen, aber aus 30 Metern Entfernung oder weniger jeden Ball tot an die Fahne legen und das Par spielen.
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Die habe ich schon vor 25 Jahren gehasst wie die Pest und jetzt werde ich selber zu so einem Kurzspiel-Zombie.
Ich habe mir drei Speedsticks gekauft und weiß, wie man sie benutzt. Außerdem esse ich kein Gluten mehr, gehe fünfmal pro Woche ins Fitnessstudio und nehme regelmäßig Trainerstunden – so viele, dass ich über eine Festanstellung nachdenke.
Mein Shot-Tracker zeigt mir eine Verbesserung meiner Basisdaten von 0,6 Prozent an. Die auf meiner Big-Data-Chart basierende Entwicklungskurve lässt sich so interpretieren, dass ich mit 60 wieder so weit schlagen werde wie mit 30. Und dank meines überragenden Kurzspiels werde ich somit der Favorit auf den Titel des Clubmeisters sein.
Vorausgesetzt, es gibt einen Golfplatz in der geschlossenen Anstalt …
Götz Schmiedehausen, ambitionierter Hobbygolfer mit variablem Handicap.
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