Eine Winter Pro Tour in Spanien. Für die Spieler war es nun schon der 7. Turniertag. Die beiden Turniere vorher jeweils über drei Tage fanden auf verschiedenen Golfplätzen statt. Don Jaly hatte nach dem freien Tag gestern wohl den Golfplatz verwechselt und merkte dies erst, als er noch ca. 25 Minuten von seiner Startzeit entfernt das erste Tee aufsuchte. Leider auf dem falschen Platz. Gott sei dank erreichte er die Turnier-Organisation und konnte so den richtigen Golfplatz direkt ansteuern.
Jede rote Ampel fraß an seinen Nerven und seine Startzeit rückte immer näher. Als er auf dem Parkplatz beim Golfclub auffuhr, war diese schon um ca. 3,5 Minuten verstrichen. Er sprang aus dem Auto, öffnete den Kofferraum, zog einen Schläger und einen Ball aus dem Bag und sprintete auf das Tee 1. Exakt nach 4 Minuten und 50 Sekunden nach der Startzeit hatte er noch abgeschlagen. Der Starter, auch gleichzeitig ein Referee, gab ihm ein nettes +2 mit auf die Runde.
REGEL 6-3A
Trifft ein Spieler spielbereit innerhalb von fünf Minuten nach seiner Abspielzeit am Ort seines Starts ein, ist die Strafe für das Versäumnis, rechtzeitig abzuspielen, zwei Schläge am ersten Loch im Zählspiel. Anderenfalls ist die Strafe für Verstoß gegen diese Regel Disqualifikation.
AUSNAHME: Stellt die Spielleitung fest, dass außergewöhnliche Umstände einen Spieler abgehalten haben, rechtzeitig abzuspielen, ist dies straflos. Nur zwingende Verhinderungen (Erste Hilfe, Zeugenaussage bei einem Unfall), bei deren Unterlassung man sich strafbar machen würde, sind ein Grund für eine Verspätung, die zur Aufhebung der Disqualifikation führen sollten.
Don Jaly sprintete zum Auto, kam mit dem kompletten Golfbag im Laufschritt zurück, um seine Runde fortzusetzen. Aber die +2 sollten nicht seine einzigen Strafschläge auf der Runde bleiben. Der Tag war schon fast gebraucht, da kam noch Folgendes hinzu. Am freien Turniertag hatte er nun einige Schläger auf der Range ausprobiert und diese noch im Bag. Durch die Hektik hatte er nun verpasst, sie aus dem Bag zu nehmen. Seine Mitspieler bemerkten das am 5. Tee. Was nun?
HIER GREIFT REGEL 4-4, HÖCHSTZAHL VON 14 SCHLÄGERN
a) Auswahl und Hinzufügen von Schlägern: Der Spieler darf eine festgesetzte Runde nicht mit mehr als 14 Schlägern antreten.
STRAFE FÜR VERSTOSS GEGEN REGEL 4-4A: Unbeschadet der Überzahl mitgeführter Schläger ist im Zählspiel – zwei Schläge für jedes Loch, an dem ein Verstoß vorkam, höchstens jedoch vier Schläge pro Runde (zwei Schläge für jedes der ersten beiden Löcher, bei denen ein Verstoß vorkam). Also kamen jetzt noch vier Strafschläge dazu. Und zwar zwei am ersten Loch und zwei am 2. Loch. Er ließ die überzähligen Schläger nun am Tee 5 zurück, an dem sie einer der Referees später mitnahm.
Kein Tag wie jeder andere: Aber eines sollte immer gleich sein – zu einer guten Golfrunde gehört auf alle Fälle auch eine professionelle Vorbereitung.
DR. ULRIKE GARTZ UND HOLGER GARTZ haben seit 1997 über 250 Turniere und Turnierserien im Profi- und Amateurbereich veranstaltet und organisiert. Als Spielleiter sind beide seit 2005 im Golfverband Niedersachsen-Bremen tätig. Dr. Ulrike Gartz hat die Prüfung zum R&A Referee 2011 mit Erfolg bestanden.
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