05.09.2017

Eingebettet – ja oder nein?

golftime
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Nachdem USGA und R&A sofort nach dem Vorfall mit Lexi Thompson bei dem LPGA Major reagiert und in einer Decision 34-3/10 die Grenzen des Videobeweises festgelegt haben, geht es heute um die persönliche Einschätzung des Spielers.

Ernie Els spielt am ersten Tag der BMW Championship in Wentworth seinen Ball an Loch 12 in die Nähe eines Bunkers. Am Ball angekommen vermutet er, dass sein Ball eingebettet sein könnte. Wie es die Regel 25-2 Eingebetteter Ball für kurzgemähte Flächen vorsieht, informiert er seinen Mitspieler, markiert den Ball und nimmt ihn auf.
Nach der Hard Card (Standardplatzregeln) des R&A gilt dies nicht nur für kurzgemähte Flächen, sondern im ganzen Gelände. Erkärungen: Gelände ist der gesamte Bereich des Platzes ausgenommen Abschlag und Grün des zu spielenden Loches und sämtliche Hindernisse auf dem Platz – Ausnahme: Sandflächen.
ANMERKUNG 1: Ein Ball ist „eingebettet“, wenn er in seinem eigenen Einschlagloch und ein Teil des Balles unterhalb der Ebene der Erdoberfläche ist. Ein Ball muss nicht notwendigerweise das Erdreich berühren, um eingebettet zu sein (z. B. dürfen sich Gras, lose hinderliche Naturstoffe oder dergleichen zwischen dem Ball und dem Erdreich befinden).

ANMERKUNG 2: Unter „kurz gemähter Fläche“ wird jede Fläche auf dem Platz verstanden, die auf Fairway-Höhe oder kürzer geschnitten ist, Wege durch das Rough eingeschlossen.
ANMERKUNG 3: Die Spielleitung darf gemäß Anhang I eine Platzregel erlassen, die dem Spieler straf lose Erleichterung für einen Ball gestattet, der irgendwo im Gelände eingebettet ist. Da muss Ernie Els leider feststellen, dass der Ball nicht in seinem eigenen Einschlagloch liegt. Er legt den Ball an seine ursprüngliche Stelle zurück und spielt den Chip. Nach der Runde sagt er: „Er kam einfach zu gut raus. Nach dem Chip hatte ich das Gefühl, den Ball nicht an den exakten Ort zurückgelegt zu haben.“ Er fragt den Referee John Paramor, der ihm selbst die Entscheidung überlässt, ob er den Ball an der korrekten Stelle platziert hat. Nach Regel 20-3 muss der Ball an die Stelle hingelegt werden, von der er aufgenommen worden war.

Els rechnet sich zwei Strafschläge zu
Der Südafrikaner war sich sicher, dass der Ball nicht so lag, wie er vor dem Aufnehmen gelegen hat, vermutlich nicht ganz so tief. So rechnet er sich nach Regel 20-7c zwei Strafschläge an Loch 12 dazu und beendet die erste Runde mit 71 Schlägen und das Turnier als geteilter 51. mit +3. Hut ab vor soviel Fairness.
ANMERKUNG 1: Ein Bewerber hat einen schwerwiegenden Verstoß gegen die anwendbare Regel begangen, wenn die Spielleitung der Meinung ist, dass er sich durch das Spielen vom falschen Ort einen bedeutenden Vorteil verschafft hat.
ANMERKUNG 2: Spielt ein Bewerber einen zweiten Ball nach Regel 20-7c und es wird entschieden, dass dieser nicht zählt, bleiben Schläge mit diesem Ball und Strafschläge, die nur beim Spielen dieses Balls anfielen, außer Betracht. Wird entschieden, dass der zweite Ball zählt, bleiben der Schlag vom falschen Ort sowie darauf folgende Schläge mit dem ursprünglichen Ball einschließlich Strafschläge, die nur beim Spielen des ursprünglichen Balls anfielen, außer Betracht.
ANMERKUNG 3: Zieht sich ein Spieler eine Strafe für das Spielen eines Schlags vom falschen Ort zu, fällt keine zusätzliche Strafe an für:
  • a) das unerlaubte Ersetzen eines Balls;
  • b) das Fallenlassen eines Balls, der nach den Regeln hinzulegen ist, oder das Hinlegen eines Balls, der nach den Regeln fallen zu lassen ist;
  •  c) das nicht korrekte Fallenlassen eines Balls; oder
  •  d) einen Ball, der von einer Person ins Spiel gebracht wurde, die dies nach den Regeln nicht durfte.
DR. ULRIKE GARTZ UND HOLGER GARTZ haben seit 1997 über 250 Turniere und Turnierserien im Profi- und Amateurbereich veranstaltet und organisiert. Als Spielleiter sind beide seit 2005 im Golfverband Niedersachsen-Bremen tätig. Dr. Ulrike Gartz hat die Prüfung zum R&A Referee 2011 mit Erfolg bestanden.

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