26.09.2022 | 13:05

George Duncan – der Speed-Golfer

Marcus Brunnthaler
Marcus Brunnthaler

George Duncan – der Speed-Golfer. Der temperamentvolle Schotte gewann die erste British Open nach dem Ersten Weltkrieg und vertrat das Britische Team beim Ryder Cup als Spieler und erfolgreicher Kapitän.


Die Zeit um die Jahrhundertwende und die frühen Jahre des 20. Jahrhunderts wurden aus golferischer Sicht auf beiden Seiten des großen Teichs von den Heroen ihrer Zunft wie James Braid, Harry Vardon, John Henry Taylor und Walter Hagen dominiert. Ein Spieler, der dabei nicht vergessen werden darf, ist George Duncan.

Der Schotte gewann die erste British Open nach dem Ersten Weltkrieg und mischte ordentlich mit in jenen Tagen, als Golf gerade dabei war, die Kinderschuhe abzustreifen. Duncan war es auch, der bei jenen ersten Treffen, als der Ryder Cup ins Leben gerufen wurde, als treibender Motor agierte.

Er repräsentierte das Team Great Britain & Ireland drei Mal in Folge als Spieler, davon einmal auch als siegreicher Playing Captain.

Nicht zu vergessen, dass George Duncan es war, der Samuel A. Ryder, den Vater des Ryder Cups, dazu animierte, eine spezielle Trophäe für das Siegerteam in Auftrag zu geben.

Playing Captain George Duncan (v.m.) und seine siegreichen Ryder Cup Kollegen des Teams Great Britain 1929 im Moortown GC, England
Playing Captain George Duncan (v.m.) und seine siegreichen Ryder Cup Kollegen des Teams Great Britain 1929 im Moortown GC, England (Foto: picture-alliance)

George Duncan erblickte am 16. September 1883 in Methlick, Aberdeenshire, das Licht der Welt. Er war von klein auf begeisterter Fußballer und entwickelte auch früh sein Talent für den Golfsport. Die genauen Umstände, wie der temperamentvolle Schotte zum Golfsport kam, sind nicht bekannt.

Fest steht jedoch, dass der Golfsport für ihn über allem stand. Dies belegt die Tatsache, dass er als Teenager bereits ein Angebot des FC Aberdeen als Fußballprofi ablehnte, in späteren Jahren eines des FC Liverpool.

Stattdessen verdiente Duncan sein Geld in jungen Jahren als Tischler und Zimmermann und wurde schließlich im zarten Alter von 1 7 Jahren Teaching Pro im Stonehaven Golf Club, südlich von Aberdeen.

Karriere von George Duncan

Wenn es einen Spieler in der Geschichte des Golfsports gibt, der sich durch sein Temperament immer wieder selbst das Leben schwer machte – abgesehen von vielleicht Jon Daly, nach heutigem Maßstab – dann war das George Duncan.

So führte ihn seine Laufbahn als Teaching Pro quer durch Wales, zurück nach Aberdeen, nach Manchester und London.

Und hier schließlich von 1926 bis ‚29 nach Wentworth. Schon in frühen Jahren machte sich Duncan einen Namen als brillanter Golfer.

Er galt als einer der größten Konkurrenten des „Großen Triumvirats, wie die damaligen Stars Harry Vardon, John H. Taylor und James Braid genannt wurden.

Was jedoch am meisten am Spiel Duncans herausstach, war die unglaubliche Geschwindigkeit, die er während einer Runde an den Tag legte.

Für Duncan gab es keine Probeschwünge und kein großes Nachdenken. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang war ein Kommentar von Flightpartner Robert Maxwell während einer Runde der British Open: ,,Das war wohl die verstörendste Erfahrung in schnellem Spiel, die ich jemals erleben musste.“

Abe Mitchell (l.) und George Duncan (r.) mit Walter Hagen (2.v.l.) und Jim Barnes beim Vergleichskampf Engand vs. USA 1920 im Addington GC
Abe Mitchell (l.) und George Duncan (r.) mit Walter Hagen (2.v.l.) und Jim Barnes beim Vergleichskampf England vs. USA 1920 im Addington GC (Foto: picture-alliance)

Duncan war jedoch auch als Buchautor aktiv: 1907 erschien sein Erstlingswerk „Golf for Women“, später, 1921, „Present Day Golf“. Als „Golf for Women“ erschien, war der damals 24-Jährige bereits ein geachteter Professional.

Es sollte jedoch noch fünf Jahre dauern: 1912 gewann Duncan die Belgian Open, ein Jahr später folgte der Sieg bei der French Open und dem News of the World Match Play.

Die British Open hätte Duncan zu der Zeit gut und gerne vier bis fünf Mal gewinnen können. Doch sein hastiges Spiel machte ihm stets einen Strich durch die Rechnung.

Duncan und sein hastiges Spiel

So bei der Open 1910 in St. Andrews, als er nach der dritten Runde einen Platzrekord mit 71 Schlägen aufgestellt hatte und mit drei Schlägen führte.

Am Ende kam Duncan erneut in Rekordgeschwindigkeit, aber leider auch mit einer 83 ins Clubhaus und wurde Dritter.

George Duncan beim Schlag aus schwieriger Lage 1929 beim Roehampton Invitational im Roehampton GC. Der Zuschauer im Hintergrund, der nicht dem Ball nachschaut, ist übrigens der damalige Box-Schwergewichts-Champion Billy Wells
George Duncan beim Schlag aus schwieriger Lage 1929 beim Roehampton Invitational im Roehampton GC. Der Zuschauer im Hintergrund, der nicht dem Ball nachschaut, ist übrigens der damalige Box-Schwergewichts-Champion Billy Wells (Foto: picture-alliance)

Dasselbe Szenario ein Jahr später in Sandwich, nur erfolgte die 71 hier während der zweiten und die 83 während der dritten Runde. Duncans Freund James Braid sagte einmal über ihn: ,,Ich werde nicht schlau aus George. Er spielt so schnell, als würde ihn der Score gar nicht interessieren. Für mich ist er dennoch der außergewöhnlichste Golfer, den die Welt je gesehen hat.“

Gerade auf den Grüns verschenkte Duncan viele Schläge, denn er puttete buchstäblich drauflos. Einer von Duncans berühmten Zitaten hierzu lautete: ,,Wenn du schon patzt, dann schnell“, oder ,,richtig Golfspielen heißt, sich hinzustellen und auf das verdammte Ding draufzuhauen.“

1920 folgte dann auf dem Royal Cinque Ports GC in England endlich der ganz große Durchbruch bei der ersten British Open nach Ende des Ersten Weltkrieges. Und das war gleichzeitig auch eine der wohl spektakulärsten Aufholjagden in der Geschichte der Open:

Während der letzten beiden Runden schaffte es Duncan, einen Rückstand von 13 Schlägen auf seinen Freund Abe Mitchell wettzumachen und sich sein erstes und einziges Major zu holen.

George Duncan und der Ryder Cup

Große Taten vollbrachte Duncan auch während der Anfänge des Ryder Cups. So war er es, der Samuel A. Ryder bei einer Tasse Tee den Anstoß zur Fertigung einer goldenen Trophäe für das Siegerteam gab. Duncan spielte zudem bei den ersten Matches 1927, ‚29 und ‚31, dabei 1929 als siegreicher Playing Captain des Britischen Teams.

Er war darüber hinaus der einzige Spieler in der Geschichte des Ryder Cups, dem es gelang, den großen Walter Hagen im Match Play zu besiegen. 1927 gewann Duncan noch die Irish und French Open und nahm 1929 ein äußerst lukratives Angebot des Aga Khan als dessen Privatlehrer an.

+++ Zum Thema: Abe Mitchell – der easy Ryder +++

Er hatte Khan zuvor im Roehampton Golf Club kennengelernt und mehrere Runden mit ihm gespielt. Nach seiner aktiven Zeit – Duncan spielte seine letzte Open im Jahr 1937, bei der er am Cut scheiterte – schien es, als würde der temperamentvolle Schotte endlich innerlich zur Ruhe kommen.

Er widmete sich fortan dem Bau und Umbau von Golfplätzen, wie dem Royal Domoch GC in Schottland oder dem Port St. Mary Golf Club auf den Kanalinseln. 1951, im Alter von 63 Jahren, veröffentlichte George Duncan sein letztes Buch.

Die Autobiographie seines bewegten Lebens titelte er passend „Golf at the Gallop“ – ,,Golf im Galopp“. George Duncan starb 1964 im Alter von 77 Jahren. Er war der schnellste Golfer aller Zeiten.

George Duncan (links)
George Duncan (links) mit James Braid (Foto: picture-alliance))

Kurz-Vita: George Duncan

  • Geboren: 16.9.1887 in Methlick, Aberdeenshire, Schottland
  • Gestorben: 1964
  • Majorsiege: British Open 1920
  • Weitere Turniersiege: 5
  • Spieler beim Ryder Cup 1927, ‘29 und ‘31
  • Siegreicher Kapit.n des Teams Great Britain & Ireland beim Ryder Cup ‘29
  • Buchautor und Golfplatzdesigner

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