23.04.2022 | 12:05

Können wir bitte einfach nur Golf schauen?

Götz Schmiedehausen
Götz Schmiedehausen

Einst war der Pay-TV-Sender Sky die Insel der Glückseligkeit eines jeden Golfers. Inzwischen hat sich das Bild jedoch derart gewandelt, dass man sich zunehmend fragen muss, wofür man hier eigentlich noch bezahlt … 


Viele Abonnenten des Bezahlsenders Sky werden es vielleicht nicht wissen. Aber einst nannte sich die TV-Heimat des internationalen Profigolfsports noch „Premiere“ und war eine Enklave der produktinformationsfreien Glückseligkeit im rauen Ozean des privaten Rundfunks.

Heutzutage hingegen fühlt man sich vor allem als Golf-Fan eher wie Robinson Crusoe, gefangen auf der Werbeinsel des Grauens.

Denn, was beim Fußball (oder jeder anderen Sportart) das ultimative Sakrileg wäre, ist hier bei Golfsportübertragungen schon lange kein Tabubruch mehr. Mitten im Geschehen wird zugunsten der Reklame unterbrochen.

Diese Werbepausen während einer Golfübertragung sind allerdings keine Erfindung des deutschen Pay-TV-Pioniers. Denn in den USA werden die Livebilder meist von Sendern produziert, die ausschließlich von Werbeeinnahmen leben.

Und wenn Sky die Bilder dieser Anbieter übernimmt, muss man die Reklame pausen irgendwie überbrücken.

Als Sky noch strikt werbefrei agierte, blendete man in diesen Momenten Ergebnistafeln ein, die von den Experten am Mikrofon immer wieder aufs Neue interpretiert werden mussten.

+++ Zum Thema: Götz-Zitat – wenn Ihnen Ihr Ruf vorauseilt +++

Exakte Beschreibung des Bildschirmgeschehens

Vielleicht haben diese endlosen Stunden des sinnentleerten Schwafelns nachhaltig Spuren hinterlassen. Denn auch heute beschränkt sich die Zuschauer-Ansprache meist auf eine exakte Beschreibung des Bildschirmgeschehens. Vorgetragen in bisweilen irritierendem Zeitlupentempo.

Doch seit der Bezahlsender schließlich beschlossen hat, dass man zusätzlich zu den Kundenbeiträgen durchaus auch Werbeeinahmen generieren kann, hat man – vor allem was den Golfsport angeht – scheinbar jegliche Hemmung über Bord geworfen.

Anders kann man sich beispielsweise die Berichterstattung zum Ryder Cup, dem wohl wichtigsten und beliebtesten Turnier im Golfsport überhaupt, nicht erklären.

Meist im Viertelstundentakt unterbrach Sky die Live-Sendung, um unablässig die Vorzüge eines Kunstgrüns im Garten, eines Urlaubs in sonnigen Gefilden oder des Kaufs einer Schweizer Luxusuhr in die Hirne der Zuschauer einzuhämmern.

Gleichzeitig wurde dieses großartige Top-Event des Golfsports bis zur Unkenntlichkeit zerfleddert. Und während entscheidender Sportmomente durfte man als Sky-Zuschauer immerhin noch eine Dokumentation über das Charity-Turnier eines Deutschen Tourpros über sich ergehen lassen.

Die Nutzer höchst illegaler Streamingportale hingegen genossen währenddessen wahrscheinlich gerade gratis die Livebilder, für die man als Sky-Kunde gutes Geld bezahlt hatte.

Dieser Glücksmoment war jedoch schnell verflogen …

Dass Sky in puncto Golf wirklich keinerlei Qualitätskontrolle für nötig hält, unterstrich die Übertragung der PNC Championship. Immerhin das Turnier, bei dem Tiger Woods sein Comeback feierte und zudem im Team mit seinem halbwüchsigen Sohn Charlie antrat.

Diese Gemengelage überzeugte sogar meine achtjährige Tochter und den Rest der Familie davon, sich zum Papa auf die Couch zu gesellen, um erstmals gemeinsam Golf zu schauen.

Dieser Glücksmoment war jedoch schnell verflogen. Denn plötzlich hielt es Sky für ungemein wichtig, einen deutschen Longdrive-Champion im Vollbildformat zu interviewen, während das hochgradig unterhaltsame Sportgeschehen, auf Briefmarkengröße reduziert, am Bildschirmrand mitlief.

Nach einer gefühlten Ewigkeit voller belangloser Informationen über das Leben golfender Muskel-Ottos saß ich schließlich wieder ohne Familie, aber mit gehöriger Wut im Bauch, alleine vor dem Bildschirm.

Also, liebe Sky-Golf-Kollegen, warum lasst ihr uns nicht einfach Golf schauen? Ist es so schwer zu begreifen, dass in dem Moment, in dem ihr auf eurem Monitor Livebilder seht und wir Zuschauer nicht, etwas grundsätzlich falsch läuft?

Bitte nehmt uns Golfer endlich ernst, ansonsten wäre es vielleicht besser, der Profigolfsport fände eine neue Heimat, wo man ihn und seine Fans auch wirklich zu schätzen weiß …

GOLF TIME-Autor Götz Schmiedehausen ist fanatischer Handicap 8,8-Golfer mit Hang zu unverblümter Meinungsäußerung.

(Foto: Imago)

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7 Kommentare

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  1. Wolfgang Fassbender sagt:

    Klasse Artikel, Man könnte noch erwähnen das in jeder anderen Sportart die von Sky übertragen wird jeder Turniertag bis zum Ende gezeigt wird. Bei den meisten Golfturnieren wird lediglich der Finaltag komplett gezeigt.

  2. Bernhard Offman sagt:

    Was ist eigentlich mit Carlo Knauss?

    1. Klement sagt:

      Das würde ich gerne wissen. Für mich der beste Kommentator

  3. Sascha Nowak sagt:

    Wie recht Du doch hast…
    ich kann Deine Meinung nur bestätigen! Dafür das ich Sky bezahle, bitte ich doch auch darum mir dass zu zeigen wofür ich bezahlt habe.

    1. Joachim Meixner sagt:

      Schlimmer noch ist Adrian Grosser, der in seiner selbstverliebten Art jeden Schlag kommentiert u gefühlt alle 10 Min. „Schauen Sie Mal“ sagt; es sitzen doch meist Golfspieler vor dem Bildschirm!! Sorry, aber wann ist der Mann endlich weg, der schon häufig negativ beurteilt wurde, man kann nur auf den engl. Kommentar wechseln…

      1. SieWa sagt:

        Ich halte Adrian Grosser für eine der grossersten Zumutungen im Bereich der Sportkommentatoren. Diese belanglosen und inhaltsleeren Predigten über das Bildschirmgeschehen sind kaum auszuhalten. Neuerdings versucht er sich in einer üblen Beweihräucherung des Golfs als Nachhaltigkeitsvorbild in Sachen Umweltverschmutzung und Umweltschonung. Als Beispiel seien genannt, keine Verwendung von Plastikbechern beim Waist Management in Phoenix und Aufstellung von Mülleimern auf der gesamten Anlage. Ein Hohn und Spott, wenn man jemals ein PGA-Turnier in den USA besucht hat. Der Gipfel aus meiner Sicht ist das aktuelle DP-World-Turnier in Thailand, wo er den Golfplatz als einen der schönsten auf der gesamten Tour anpreist. Wurde doch der Grundwasserspiegel um über 1m abgesenkt, um die tollen Ondulierungen auf den Fairways und Grüns zu erhalten. Liebe Sky-Redaktion. Tauscht diesen Herrn bitte aus. Er ist eine immerwärende Zumutung !

        1. Peter Naumann sagt:

          Ich habe selten so viel Pessimismus und unangebrachte Kritik an Profis erlebt wie beim Soudal Open durch den Sky Kommentator Adrian Grosser. Ständig kritisiert er auf polemische, sarkastische Weise die Spiele von zwei Personen, nämlich Detry und zum Schluss Forsström. Wenn ich dem Leben nichts mehr abzugewinnen habe, dann interpretiere ich nur negative Dinge und sehe das aus meiner Glaskugel. Eine Zumutung …