Das Götz-Zitat: Die Werbeinsel des Grauens
Können wir bitte einfach nur Golf schauen?

Einst war der Pay-TV-Sender Sky die Insel der Glückseligkeit eines jeden Golfers. Inzwischen hat sich das Bild jedoch derart gewandelt, dass man sich zunehmend fragen muss, wofür man hier eigentlich noch bezahlt …
Viele Abonnenten des Bezahlsenders Sky werden es vielleicht nicht wissen. Aber einst nannte sich die TV-Heimat des internationalen Profigolfsports noch „Premiere“ und war eine Enklave der produktinformationsfreien Glückseligkeit im rauen Ozean des privaten Rundfunks.
Heutzutage hingegen fühlt man sich vor allem als Golf-Fan eher wie Robinson Crusoe, gefangen auf der Werbeinsel des Grauens.
Denn, was beim Fußball (oder jeder anderen Sportart) das ultimative Sakrileg wäre, ist hier bei Golfsportübertragungen schon lange kein Tabubruch mehr. Mitten im Geschehen wird zugunsten der Reklame unterbrochen.
Diese Werbepausen während einer Golfübertragung sind allerdings keine Erfindung des deutschen Pay-TV-Pioniers. Denn in den USA werden die Livebilder meist von Sendern produziert, die ausschließlich von Werbeeinnahmen leben.
Und wenn Sky die Bilder dieser Anbieter übernimmt, muss man die Reklame pausen irgendwie überbrücken.
Als Sky noch strikt werbefrei agierte, blendete man in diesen Momenten Ergebnistafeln ein, die von den Experten am Mikrofon immer wieder aufs Neue interpretiert werden mussten.
+++ Zum Thema: Götz-Zitat – wenn Ihnen Ihr Ruf vorauseilt +++
Exakte Beschreibung des Bildschirmgeschehens
Vielleicht haben diese endlosen Stunden des sinnentleerten Schwafelns nachhaltig Spuren hinterlassen. Denn auch heute beschränkt sich die Zuschauer-Ansprache meist auf eine exakte Beschreibung des Bildschirmgeschehens. Vorgetragen in bisweilen irritierendem Zeitlupentempo.
Doch seit der Bezahlsender schließlich beschlossen hat, dass man zusätzlich zu den Kundenbeiträgen durchaus auch Werbeeinahmen generieren kann, hat man – vor allem was den Golfsport angeht – scheinbar jegliche Hemmung über Bord geworfen.
Anders kann man sich beispielsweise die Berichterstattung zum Ryder Cup, dem wohl wichtigsten und beliebtesten Turnier im Golfsport überhaupt, nicht erklären.
Meist im Viertelstundentakt unterbrach Sky die Live-Sendung, um unablässig die Vorzüge eines Kunstgrüns im Garten, eines Urlaubs in sonnigen Gefilden oder des Kaufs einer Schweizer Luxusuhr in die Hirne der Zuschauer einzuhämmern.
Gleichzeitig wurde dieses großartige Top-Event des Golfsports bis zur Unkenntlichkeit zerfleddert. Und während entscheidender Sportmomente durfte man als Sky-Zuschauer immerhin noch eine Dokumentation über das Charity-Turnier eines Deutschen Tourpros über sich ergehen lassen.
Die Nutzer höchst illegaler Streamingportale hingegen genossen währenddessen wahrscheinlich gerade gratis die Livebilder, für die man als Sky-Kunde gutes Geld bezahlt hatte.
Dieser Glücksmoment war jedoch schnell verflogen …
Dass Sky in puncto Golf wirklich keinerlei Qualitätskontrolle für nötig hält, unterstrich die Übertragung der PNC Championship. Immerhin das Turnier, bei dem Tiger Woods sein Comeback feierte und zudem im Team mit seinem halbwüchsigen Sohn Charlie antrat.
Diese Gemengelage überzeugte sogar meine achtjährige Tochter und den Rest der Familie davon, sich zum Papa auf die Couch zu gesellen, um erstmals gemeinsam Golf zu schauen.
Dieser Glücksmoment war jedoch schnell verflogen. Denn plötzlich hielt es Sky für ungemein wichtig, einen deutschen Longdrive-Champion im Vollbildformat zu interviewen, während das hochgradig unterhaltsame Sportgeschehen, auf Briefmarkengröße reduziert, am Bildschirmrand mitlief.
Nach einer gefühlten Ewigkeit voller belangloser Informationen über das Leben golfender Muskel-Ottos saß ich schließlich wieder ohne Familie, aber mit gehöriger Wut im Bauch, alleine vor dem Bildschirm.
Also, liebe Sky-Golf-Kollegen, warum lasst ihr uns nicht einfach Golf schauen? Ist es so schwer zu begreifen, dass in dem Moment, in dem ihr auf eurem Monitor Livebilder seht und wir Zuschauer nicht, etwas grundsätzlich falsch läuft?
Bitte nehmt uns Golfer endlich ernst, ansonsten wäre es vielleicht besser, der Profigolfsport fände eine neue Heimat, wo man ihn und seine Fans auch wirklich zu schätzen weiß …
GOLF TIME-Autor Götz Schmiedehausen ist fanatischer Handicap 8,8-Golfer mit Hang zu unverblümter Meinungsäußerung.
(Foto: Imago)
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