19.03.2022 | 14:59

Tiger Woods Superstar

Tiger Woods - 25 Jahre Superstar
Golftimer
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Tiger Woods Superstar. Vor einem Vierteljahrhundert gewann Eldrick Tont „Tiger“ Woods sein erstes Major. Während der folgenden 25 Jahre veränderte er das Spiel wie kein anderer Golfer vor ihm. Dies zum Anlass genommen, blicken wir auf die bisherige Ära Tiger Woods und ihre Auswirkungen auf den heutigen Golfsport zurück …


Mit Ausnahme von Nick Faldos vernichtendem Sieg über Greg Norman beim Masters 1996 wird das Jahr nicht gerade als ein markanter Jahrgang für Majors in Erinnerung bleiben.

Wenn jemals einem Sport vorgeworfen werden konnte, seinem biederen Image als Spiel für weiße Männer mittleren Alters gerecht zu werden, dann war es diese, fast schon morbide Ära bis dahin satter, braver Männer.

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Golf schrie faktisch nach jemand Neuem, nach einem Tiger Woods, der 1996 sein Profidebüt gab. Aber der Reihe nach …

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Faldos Demontage von Norman war damals legendär. „Sir Nick“ ergriff die Chance und landete seinen sechsten und letzten Major-Titel. Norman, mit zwei Open und insgesamt mehr als fünf Jahren an der Spitze der Weltrangliste, brach danach komplett ein.

Keiner der damaligen Top-Spieler erreichte noch einmal solche Höhen. Es war ein Wendepunkt.

Aber was war mit den anderen Majors im Jahr 1996? Waren die Golfgötter so sehr mit dem Projekt Woods beschäftigt, dass sie die anderen Titel wahllos verteilten? Die U.S. Open ging an Steve Jones, 38; die Open Championship an Tom Lehman, 37; die PGA Championship an Mark Brooks, 35. Das große Triumvirat? Fehlanzeige.

Tiger Woods: Ein Golf-Superstar ist geboren
Tiger Woods: Ein Golf-Superstar ist geboren

Ein ganzes Jahrzehnt war es her, dass Jack Nicklaus das letzte seiner 18 Majors, das Masters 1986, gewonnen hatte. Er war damals 46 Jahre alt und seit einigen Jahren kein ernsthafter Konkurrent mehr. Was der „Golden Bear“ jedoch hatte, waren absolute Star-Qualitäten.

In die Lücke, die Nicklaus hinterlassen hatte, stieß ein glänzendes europäisches Kontingent, angeführt von Severiano Ballesteros. Unbekümmert und charismatisch belebte Seve im Alleingang den Erfolg des Golfsports in Europa. Im Windschatten des Spaniers folgten allen voran Sandy Lyle, Ian Woosnam, Bernhard Langer und Sir Nick Faldo.

Alle fünf drangen in die Zitadelle des Augusta National ein, und alle fünf kamen als Masters-Champion heraus. Die Europäer wurden in den USA aber nicht mit offenen Armen empfangen. Es wurden keine Mega-TV-Deals unterzeichnet. Und in Folge auch keine millionenschweren Werbeverträge.

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Während sich also das Jahrzehnt von Norman und Europas Big Five dem Ende zuneigte, trat der professionelle Golfsport in Bezug auf seine weltweite Anziehungskraft und seine Preisgelder auf der Stelle. Auf der PGA Tour dominierten blasse Charaktere.

Wenn jemals ein Spieler den Hunger der Öffentlichkeit nach etwas Außergewöhnlichem verdeutlichte, dann war es John Daly, Gewinner der PGA Championship 1991 und der Open Championship vier Jahre später.

Daly, der Antiheld des Golfsports, rauchte und trank im Übermaß, sah aus, als hätte er noch nie ein Fitnessstudio betreten und schlug den Ball mit seinem einzigartigen Schwung über kolossale Distanzen.

Was Golf benötigte, war damals einer von zwei Faktoren: entweder eine direkte Rivalität (Palmer vs. Nicklaus oder Norman vs. Faldo) oder einen neuen Superstar. Und der sollte nicht lange auf sich warten lassen …

Tiger Woods – die One-Man-Marke

Der Tiger Woods, der den Golfsport von Beginn an dominierte, war zunächst nicht der „echte“ Tiger Woods, sondern ein Nike-Konstrukt, das erschaffen wurde, um das Spiel in neue Sphären zu heben.

Tiger Woods das Nike-Konstrukt
Tiger Woods das Nike-Konstrukt

„Ich hoffe, wir nehmen ihn unter Vertrag“, sagte Phil Knight, Mitbegründer von Nike, als er dem 19-jährigen Studenten der Stanford University, Tiger Woods, über das Fairway folgte. „Wenn nicht, hoffe ich, dass er auf die medizinische Fakultät geht.“

Natürlich nahm Knight ihn 1996 im Rahmen eines bis dahin beispiellosen Deals im Wert von 40 Mio. US-Dollar über fünf Jahre unter Vertrag. Drei Tage später wurde eine Pressekonferenz einberufen, um bekannt zu geben, dass Woods sein Studium aufgibt und als Profi auf die PGA Tour geht.

„Hello World“

„Hello World“, sagte Woods, als er sich bei der Pressekonferenz am Tag vor seinem Profi-Debüt bei der Greater Milwaukee Open 1996 vorstellte.

„Ich habe gehört, ich bin nicht bereit für euch. Seid ihr bereit für mich?“ Von diesem Tag an wurde die Geschichte von Tiger Woods sowohl von der Marketingabteilung von Nike als auch von Tiger selbst geschrieben.

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Es stellte sich dabei relativ schnell heraus, dass die Beziehung zwischen Nike und Tiger weitaus ehrgeiziger und komplexer war als nur ein weiterer Golf-Werbevertrag. Die Marke Tiger würde dazu beitragen, die Beziehung zwischen Business und Sportstar neu zu definieren. Der Brand Tiger war ein Konstrukt und Phil Knight war der Architekt.

Knight gründete Nike 1964, in einem Jahr, in dem der Umsatz des Unternehmens am Ende gerade einmal 4.340 Dollar betragen sollte. Als Tiger 1996 unter Vertrag genommen wurde betrug der Umsatz von Nike 6,5 Milliarden Dollar. Von denen aber nur ein Prozent durch den Golfsport erzielt wurde.

Wie hatte es Knight geschafft, in den vorangegangenen Jahrzehnten vom Verkauf von Laufschuhen aus dem Kofferraum seines Autos zu einem der zehn reichsten Menschen Amerikas und wohl zum einflussreichsten Mann im Sport zu werden?

Teilweise auch dadurch, der Welt einen Tiger Woods zu verkaufen. Seit Arnold Palmer hatte kein Golfer mehr diese Wirkung. Golf konnte plötzlich cool sein und es war klar, dass die Marke Tiger viele, viele Swoosh-geprägte Schuhe und T-Shirts verkaufen würde.

Aber es sollte immer um mehr gehen. „Wenn Sportstars diese Waren mit der Kraft ihrer Persönlichkeit verkaufen können, können sie damit gleichzeitig auch bürgerliche Verantwortung verkaufen“, sagte der Bürgerrechtler Jesse Jackson 1996.

Tiger Woods – Das Nike-Konstrukt

Tiger und Nike hatten Erwartungen geweckt, angeheizt durch Vater Earl Woods, dass Tiger die Grenzen des Sports sprengen könne. „I Am Tiger Woods“, die zweite Nike-Kampagne, spiegelte die letzte Szene von Spike Lees Film Malcolm X aus dem Jahr 1992 wider, in dem Schulkinder aufstehen und ausrufen: „Ich bin Malcolm X.“

Nike positionierte Tiger nicht wie Golfgrößen à la Greg Norman oder Sir Nick Faldo, sondern unter dem Label kultureller und historischer Persönlichkeiten.

Das Kleingedruckte lautete, dass hier jemand war, der Golf im Alleingang in eine andere Richtung lenken würde. Eine kulturelle Kraft, die dem amerikanischen Golf helfen würde, seine (rassistische) Geschichte aufzuarbeiten, den Status von Golf als globaler Fernsehsport zu erhöhen und nebenbei Millionen von Menschen auf der ganzen Welt zu begeistern.

Bereits in frühen Jahren übertraf Tiger die Hoffnungen, die Nike und die Golfwelt in ihn gesetzt hatten. Der Sieg in Augusta 1997 hätte nicht passender kommen können. Der farbige Junge gewann das Masters, wo seine Hautfarbe ihn noch bis 1975 am Spielen gehindert hätte.

Die One-Man-Marke
Die One-Man-Marke

Tiger hatte sich am Ende aber nicht als der Martin Luther King erwiesen, den Nike gesucht hatte. Er war nicht in der Lage, Nike Golf dabei zu helfen, sich zu einem wichtigen Akteur im Equipment-Bereich zu entwickeln. Und so wurde 2016 die Hardware-Sparte eingestampft.

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Er hat sich durch seine privaten Verfehlungen auch nicht als der makellose Vorzeigejunge erwiesen, als den Nike ihn darstellte. Was er jedoch erreichte, war, die Wahrnehmung des Sports für immer zu verändern. Golf als athletische Sportart zu positionieren und unzählige Kinder und Jugendliche weltweit zu inspirieren, mit dem Spiel zu beginnen.

Der Tiger-Blick

Tigers Fähigkeit, seine Gegner einzuschüchtern, ist ausreichend dokumentiert. Eine 30-seitige Studie aus dem Jahr 2011 ergab, dass Spieler der PGA Tour im Schnitt 0,8 Schläge pro Turnier schlechter abschneiden, wenn Tiger mitspielt.

Selbst Rory gab zu: „Er hat irgendwie diesen kleinen roten Schimmer im Auge. Er weiß, dass er Menschen einschüchtert. Es ist wie ‚ich werde dich meine Anwesenheit spüren lassen‘.“ Eine der effektivsten Techniken von Woods war also der „Tiger Stare“.

Der Tiger-Blick
Der Tiger-Blick

Der ehemalige PGA-Tour-Spieler Arron Oberholser erinnert sich noch heute zu gut an die letzte Runde eines College-Events. „Wir gehen ans erste Tee, und das war das erste Mal, dass ich diesen starren Blick erhielt“, so Oberholser.

„Ich schüttele ihm die Hand … und er sieht dich nicht an. Er schaut durch dich hindurch, als wärst du gar nicht da. Das war für mich das erste Mal, dass ich mich von einem anderen Menschen körperlich wirklich eingeschüchtert fühlte.

Ich musste mich ganz schnell wieder sammeln und sagen: ‚Okay, alles klar, ich muss mich heute um mein eigenes Business kümmern. Ich möchte dieses Turnier gewinnen‘.“ Aber Tiger tat es auch – und Tiger gewann mit zwei Schlägen Vorsprung.

Tiger Woods – die größten Siege

Bei einer Karriere mit so vielen Siegen ist es schwierig, Tigers Highlights vollständig aufzulisten. Wir versuchen es dennoch …

Bei seinen 67 „regulären“ PGA-Tour-Titeln (108 insgesamt, davon 82 auf der PGA Tour, inklusive inoffiziell gewerteten) gab es viele magische Momente, die an Genialität grenzten oder bisweilen gar darüber hinaus gingen. Darunter die Players Championship 2001 oder das Kopf-an-Kopf-Duell mit „Lefty“ Phil Mickelson bei der Ford Championship 2005, um nur zwei zu nennen.

Aber wenn man sich die größten Siege von Tiger anschaut, ist es unmöglich, an den Majors vorbeizukommen, dem ultimativen Maßstab für jeden Golfer. Jedoch verliefen nicht alle Majors von Tiger gleich. Manche waren gut, manche großartig und manche schier unglaublich.

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Masters 1997

Am Anfang stand ein unerfahrener junger Profi, der im Flight mit Titelverteidiger Sir Nick Faldo nach neun Loch vier über Par lag. Am Ende hatte Golf mit einem 21-Jährigen den jüngsten Masters-Champion aller Zeiten und einen neuen farbigen Superstar.

Auf dem Weg zu einem Sieg mit zwölf Schlägen Vorsprung reduzierte Tiger den Augusta National GC auf einen etwas längeren Pitch-and-Putt-Parcours und schlug routinemäßig kurze Eisen in die Grüns, selbst auf den Par-5-Löchern meist mit dem zweiten Schlag. Die Rekorde purzelten nur so …

Woods’ Gesamtscore von 270 Schlägen war der niedrigste in der Masters-Geschichte. Sein Vorsprung von neun Schlägen nach 54 Löchern war der größte aller Zeiten. Und er spielte die letzten drei Runden 16 unter Par (66-65-69).

Masters 1997: Tigers erster Majorsieg
Masters 1997: Tigers erster Majorsieg

PGA Championship 1999

Am denkwürdigsten bei dem Turnier war wohl der Schlag, den Sergio Garcia mit geschlossenen Augen vom Fuß eines Baumes vollführte – gefolgt vom Laufen, Hüpfen und Springen des Balls das Fairway hinauf. Aber es sollte dennoch Tigers zweiter Major-Sieg werden …

Und einer der knappsten. Der 23-Jährige wusste, dass er zwei Pars brauchte, um zu gewinnen, und versenkte am vorletzten Loch einen knapp drei Meter langen Putt zum Par.

Auf dem letzten Grün sicherte sich Tiger mit zwei Putts aus langer Distanz den Sieg, um den jungen Spanier mit einem einzigen Schlag zu übertrumpfen.

Dies wurde als Beginn einer langen und hart umkämpften Rivalität zwischen den beiden gesehen. Doch während der Jahre danach konnte Woods 13 weitere Majors hinzufügen, Garcia jedoch nur einen (Masters 2017).

US PGA Championship 1999: Tigers zweiter Majorsieg
US PGA Championship 1999: Tigers zweiter Majorsieg

U.S. Open 2000

Dies war wohl die beeindruckendste Demonstration von totaler Dominanz, die der professionelle Golfsport jemals gesehen hatte. Als einziger Spieler unter Par über 72 Löcher – und als der Erste, der einen zweistelligen Unter-Par-Siegerscore verzeichnete – holte Tiger in Pebble Beach den Titel bei der 100. Auflage der U.S. Open mit einem 15-Schläge-Vorsprung.

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Aber auch andere Rekorde wurden gebrochen: So war dies der größte Sieges-Vorsprung aller Zeiten bei einem Major. Und Woods war der erste Golfer, der die U.S. Junior, Amateur und Open Championship gewann.

Die Huldigungen waren zahlreich und überschwänglich, aber der spätere U.S.-Open-Sieger Michael Campbell drückte es vielleicht am besten aus: „Der Mann ist eine Laune der Natur, in jeder Hinsicht Welten von uns entfernt.“

Open Championship 2000

Nur drei Wochen nach seinem 15-Schläge-Vorsprung-Sieg bei der U.S. Open in Pebble Beach unterstrich Woods seine Überlegenheit mit einem Acht-Schläge-Vorsprung-Sieg in St Andrews. Damit vollendete er den Karriere-Grand-Slam – als jüngster und erst fünfter Spieler – und landete bemerkenswerterweise dabei in keinem einzigen der furchteinflößenden Topfbunker.

Sein Gesamtergebnis von 269 Schlägen war das niedrigste Open-Ergebnis aller Zeiten am berühmtesten Austragungsort des Golfsports.

Open Championship 2000: Tiger gewinnt ohne einen Schlag aus dem Bunker
Open Championship 2000: Tiger gewinnt ohne einen Schlag aus dem Bunker

PGA Championship 2000

Während Woods regelmäßig namhafte Herausforderer besiegte, hatte er manchmal Mühe, eher weniger renommierte Gegner zu schlagen. Dies war ein solcher Fall.

In einem epischen Duell, das in ein Drei-Loch-Stechen ging, schoss Bob May drei Tage hintereinander in Valhalla eine 66 und wurde am Ende trotzdem geschlagen. In typischer Manier lochte Woods wichtige Putts. Am bemerkenswertesten einen bergab laufenden Zwei-Meter-Putt am 72. Loch, um damit ins Stechen zu kommen.

„Dies war aus Spielersicht mein aufregendstes Major“, sagte Tiger. „Normalerweise kannst du einfach mit Pars nach Hause cruisen und gewinnen. Das war heute niemals der Fall.“

PGA Championship 2000: Tiger gewinnt im Stechen
PGA Championship 2000: Tiger gewinnt im Stechen

Masters 2001

An sich war dies nur ein weiterer Major-Sieg für Tiger – zu diesem Zeitpunkt sein insgesamt fünfter. Aber sein zweiter Sieg im Augusta National – diesmal mit zwei Schlägen Vorsprung vor David Duval – hatte eine viel größere Bedeutung.

Woods würde mindestens zwei Monate lang alle vier Major-Titel halten, eine Leistung, vergleichbar einzig mit Bobby Jones im Jahr 1930.

Die einzige Einschränkung war diesmal, dass der sogenannte „Tiger Slam“ nicht in einem Kalenderjahr erfüllt wurde. Egal. Niemand seit Bobby Jones hatte jemals zuvor das Kunststück geschafft, und seitdem ist es auch keinem mehr gelungen.

Masters 2001: Den "Tiger Slam" geschafft
Masters 2001: Den „Tiger Slam“ geschafft

Open Championship 2005

Bei der Open 2005 auf dem Old Course in St. Andrews unterstrich Woods erneut seine Dominanz auf dem ultimativen, strategischen Austragungsort des Golfsports mit einem Sieg und fünf Schlägen Vorsprung auf Colin Montgomerie. Vielleicht aber ebenso bedeutsam:

Es war der letzte Auftritt von Jack Nicklaus beim ältesten Turnier der Welt. Auf dem Platz, auf dem er zuvor zweimal gewonnen hatte, trat der „Golden Bear“ mit einem gelochten Fünf-Meter-Birdieputt auf dem letzten Grün würdevoll ab.

Dieser Tag gehörte ihm, die gesamte Woche jedoch wieder einmal Woods. „Wenn jemals ein Platz für ihn gebaut wurde, dann wohl dieser“, seufzte Monty im Anschluss.

Open Championship 2005: Tiger Woods gewinnt mit fünf Schlägen Vorsprung
Open Championship 2005: Tiger Woods gewinnt mit fünf Schlägen Vorsprung

Open Championship 2006

Dies war einmal mehr eine Lehrstunde für die Konkurrenz. Auf einem verbrannten, gelb schimmernden Hoylake-Course setzte Woods während der 72 Löcher nur ein einziges Mal seinen Driver ein auf dem Weg zu einem Zwei-Schläge-Vorsprung-Sieg über Landsmann Chris DiMarco.

Der mittlerweile dreimalige Open-Champion spielte langes Eisen um langes Eisen von Abschlag und Fairway – eine Reminiszenz an die Zeit, als das Spiel auf höchstem Niveau mehr flach am Boden als hoch durch die Luft gespielt wurde.

Dies war auch der nach außen gesehen emotionalste Sieg von Woods. Nur wenige Wochen nach dem Tod seines Vaters brach er in Tränen aus und fiel Caddie Steve Williams nach dem siegreichen Putt in die Arme.

U.S. Open 2008

Noch nie zuvor gewann jemand ein Major auf einem Bein spielend. Aber der damals 32-jährige Tiger war in Torrey Pines nahe daran, als er 2008 seine dritte U.S. Open gewann. Nicht einmal ein gerissenes vorderes Kreuzband im linken Knie und Ermüdungsbrüche im linken Schienbein konnten verhindern, dass der größte Golfer seiner Generation seinen 14. Major-Titel holte.

Es war wahrlich episch, was sich während der letzten Runde abspielte, mit einem gelochten, holprigen Drei-Meter-Putt auf dem 72. Grün als Höhepunkt, der ein 18-Loch-Play-Off mit Rocco Mediate am nächsten Tag bedeutete. Doch auch 18 weitere Löcher reichten nicht, um den Sieger zu ermitteln.

Bei einem Gleichstand von 71 Schlägen gingen die Kontrahenten auf das erste Extraloch, wo Woods sich mit einem Par durchsetzte.

„Das ist wahrscheinlich das größte Turnier, das ich je gespielt habe“, sagte der Champion im Anschluss. „Aber ich bin froh, dass es vorbei ist. Ich habe wirklich keine Lust mehr zu spielen.“

Und er tat es auch nicht. 2008 sowieso nicht. Zwei Tage später unterzog sich Woods einer rekonstruktiven Operation am linken Knie. Einige meinen, dass er seitdem nicht mehr ganz derselbe Mann – oder Golfer – war.

U.S. Open 2008: Tiger gewinnt episch trotz Ermüdungsbruch im linken Bein
U.S. Open 2008: Tiger gewinnt episch trotz Ermüdungsbruch im linken Bein

Masters 2019

Auf den ersten Blick sind die Zahlen nicht aufsehenerregend. An einem Tag, an dem sich das Wetter alles andere als extrem präsentierte – höchstens windig – begann Tiger Woods die letzte Runde des Masters 2019 mit zwei Schlägen Rückstand. Er spielte eine Zwei-unter-Par-Runde von 70 Schlägen und zog am Ende dennoch sein fünftes Green Jacket über.

Tiger lag am Ende 13 unter Par für die Woche. Nicht schlecht, klar. Aber auch alles andere als spektakulär. Tatsächlich ist dies das dritthöchste der fünf Siegerergebnisse von Tiger. Aber Golf ist viel mehr als bloße Statistik – insbesondere Wettkampfgolf auf Elite-Niveau.

Und für diejenigen, die sich bewusst waren, was sie da sahen, war Tigers Spiel über die letzten 18 Löcher so etwas wie ein Meisterwerk. Als andere hochkarätige Konkurrenten um ihn herum ins Stocken gerieten, ging Tiger gelassen seiner Arbeit nach und lieferte vom ersten bis zum letzten Loch die erforderlichen Schläge – und nicht mehr.

Nicht ein einziges Mal wurde er ungeduldig. Nicht ein einziges Mal wählte er den falschen Schlag zur falschen Zeit. Allein aus diesen Gründen war dies wohl einer der größten Major-Siege von Tiger, der für immer in Erinnerung bleiben wird.

Masters 2019: Tigers 15. und bislang letzter Majorsieg
Masters 2019: Tigers 15. und bislang letzter Majorsieg

Tiger Woods‘ Vermögen

Durch Siege und Ausrüster-Verträge machte Tiger Woods sein Umfeld zu Multi-Millionären – und sich selbst zum Dollar-Milliardär.

Wie viel hat Tiger Woods angesammelt, seit er 1996 Profi wurde? Die Antwort darauf kennt wohl nur Tigers Buchhalter, und die Berechnung des gesamten Vermögens des 15-fachen Major-Siegers, der sein Leben abseits des Golfplatzes so privat wie nur möglich hält, ist eine fast unmögliche Aufgabe.

Seit 1996 haben die Mitarbeiter des Forbes-Magazins in den USA ein Spezialisten-Team, das die Einnahmen von Tiger verfolgt. Auf dem Höhepunkt seiner Karriere im Jahr 2009 gab Forbes bekannt, dass Woods der erste Athlet war, der es geschafft hatte, eine Milliarde Dollar an kumulierten Einnahmen zu verdienen.

Er durchbrach diese Schallmauer damit sogar noch vor der NBA-Legende Michael Jordan. Diese Milliardensumme war jedoch eine Bruttosumme und berücksichtigte weder Steuern noch Geschäfts- und allgemeine Lebenserhaltungskosten – darunter Ausgaben von 60 Mio. US-Dollar für eine Villa auf Jupiter Island. Zudem 65 Mio. US-Dollar für einen Privatjet und 20 Mio. US-Dollar für eine Yacht.

Dazu müssen auch noch die 110 Mio. US-Dollar bedacht werden, die Tiger an seine Ex-Frau Elin Nordegren gemäß deren Scheidungsvereinbarung zahlen musste, sowie andere schwer zu erfassende Ausgaben nach der Trennung.

Die Kombination aus einem angeschlagenen Image, das sich aus seiner Scheidung ergab, und schlechter Form auf dem Golfplatz schwächte Tigers Ertragskraft in den Folgejahren.

„Tigers Jahreshöchstverdienst lag 2009 bei 125 Mio. US-Dollar, fiel aber auf 75 Mio. US-Dollar bis 2011“, bemerkte Forbes-Chefredakteur Kurt Badenhausen. „Das war nicht alles auf Sponsoring bezogen. Seine Antritts- und Preisgelder waren 2009 jenseits von Gut und Böse.“

TAG Heuer Watch Golf Tiger Woods Edition
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Während hoch lukrative Werbeverträge Tigers Einkommen immer dominierten und seine Gewinne auf dem Platz völlig in den Schatten stellten, war dies seit 2012 noch stärker der Fall, da Verletzungen und zunehmendes Alter seine Jagd nach den Majors verlangsamten und zeitweise ganz stoppten.

Forbes erklärte, dass seine Gesamteinnahmen bis 2017 auf „nur“ 37,1 Mio. US-Dollar „eingebrochen“ seien, wobei das Preisgeld lediglich 0,1 Mio. US-Dollar dieser Gesamtsumme ausmachte.

Der unerwartete Masters-Sieg im Jahr 2019 trug zu einem Aufschwung bei, wobei Woods in diesem Jahr 63,9 Mio. US-Dollar und im Jahr darauf 62,3 Mio. US-Dollar verdiente. Tigers Einnahmen von 60 Mio. US-Dollar brachten ihn 2021 immerhin wieder auf Platz zwölf der Forbes-Liste der bestbezahlten Athleten der Welt.

Doch wie sagte schon Jack Nicklaus im Jahr 2014: „Ich habe aufgehört, Wettkampfgolf zu spielen, das war nur ein Teil meines Geschäftslebens.“ Jack hat die Jahrzehnte seit seiner Pensionierung damit verbracht, sein Vermögen zu vergrößern, ebenso wie Gary Player, Greg Norman und Arnold Palmer. Tiger wird dasselbe tun, aber auf einer ganz anderen Ebene.

Der Tiger Woods-Effekt

Tigers Entrée auf der PGA Tour veränderte die Fortune des Spiels und seiner Mitbewerber, wie Analyst Roger Pielke Jr. erklärt:

„Jeder weiß, dass Tiger Woods einen immensen Einfluss auf das Golfspiel hatte. Ich habe eine Studie aufgestellt, die darauf abzielt, einen Teil dieser Auswirkungen zu quantifizieren. Insbesondere die sogenannten „Spillover-Effekte“ seines Erfolgs auf die Turnierpreisgeld-Gewinne seiner Kollegen.

Ich habe mir angesehen, wie stark das Gesamtpreisgeld der PGA Tour in den Jahren vor Tigers Eintritt und in den Jahren danach gestiegen war. Von 1990 bis 1996 stiegen die Gesamteinkünfte der PGA Tour von 82 Mio. US-Dollar auf 101 Mio. US-Dollar – etwa 3,4 Prozent pro Jahr.

Seit Tiger der Tour beigetreten ist, beliefen sich die Gelder bis 2008 auf insgesamt 292 Mio. US-Dollar, eine Steigerung von 9,3 Prozent pro Jahr. Dieser Unterschied wird als der „Tiger-Woods-Effekt“ bezeichnet.

Der Tiger Effekt
Der Tiger-Effekt

Um zu berechnen, wie stark einzelne Golfer von diesem Effekt profitierten, habe ich mir die Golfer angesehen, die 2013 einen Gehaltsscheck erhielten, und berechnet, wie viel zusätzliches Geld sie mit nach Hause genommen haben.

Etwa 50 Cent von jedem Dollar, der auf der Tour von 1997 bis 2008 gewonnen wurde, sind dem Tiger-Woods-Effekt zuzuschreiben. Die beiden Spieler, die davon am meisten profitiert haben, sind Phil Mickelson und Vijay Singh. Letzterer konnte so 36 Mio. US-Dollar zusätzlich einnehmen.“

Umsatz durch den "Tiger Effekt"
Preisgeld-Veränderungen auf der PGA Tour durch den „Tiger Effekt“

Tiger Woods – das Vermächtnis

Wenn die Verletzungen zu viel werden und das Ende wirklich nahen sollte, wie wird die Welt die Errungenschaften von Tiger Woods sehen?

Am 14. April 2019 änderte sich die gesamte Geschichte von Tiger Woods. Trotz aller Widrigkeiten und entgegen aller Erwartungen hatte er soeben sein fünftes Masters und sein 15. Major gewonnen.

Zuvor hatte er mehrere Rücken-Operationen überstanden, die den Anschein erweckten, dass der Vorhang für eine monumentale Karriere schon vorzeitig fallen würde. Aber plötzlich war die Rede wieder einmal von ‚könnte er?‘

2019 gewann Tiger Woods sein fünftes Masters
2019 gewann Tiger Woods sein fünftes Masters

Plötzlich und unerwartet ging die Jagd nach 18 Majors wieder los. Könnte er tatsächlich Jacks magische 18 erreichen und überholen und alle Zweifel darüber beseitigen, wer wirklich der „GOAT“ des Golfsports ist?

Der Crash

Aber dann kam der Crash und die Geschichte änderte sich erneut. Woods hatte Glück, überhaupt am Leben zu sein, nachdem sein SUV im Februar 2021 in Los Angeles von der Straße abkam und eine Böschung hinunterrollte. Was ihm „erhebliche orthopädische Verletzungen“ am rechten Unterschenkel bescherte und berechtigte Zweifel aufkommen ließ, ob er jemals wieder auf höchstem Niveau Golf spielen können würde.

"I believe in Tiger Woods": Die Fans stehen hinter ihrem Idol
„I believe in Tiger Woods“: Die Fans stehen hinter ihrem Idol

Jüngsten Berichten zufolge habe sich Woods „bemerkenswert erholt“ und sei „optimistisch, dass er wieder auf die Tour zurückkehren kann“.

So spielte er Ende Dezember 2021 zusammen mit seinem Sohn Charlie im Scramble-Format bei der PNC Championship. Aber es scheint selbst für Tiger zu weit hergeholt, zu erwarten, dass er drei weitere Majors holen wird. Was also, wenn er nie wieder ein Major gewinnen wird? Wie wird Tiger Woods in Erinnerung bleiben?

Tigers größte Errungenschaft

Die makellose Legende, die Nike so lange verkauft hat, wird es nicht sein. Es stellte sich heraus, dass Tiger doch auch nur ein Mensch ist.

Was mit Sicherheit gesagt werden kann, ist, dass Tiger am Ende einen Sport in besserem Zustand hinterlassen wird als bei seinem ersten Erscheinen als Profi im Jahr 1996.

In Bezug auf die Sportlichkeit, die Professionalität, die Zuschauerzahlen, die Preisgelder und wie das Spiel als Sport wahrgenommen wird, hat Tiger Woods den Golfsport für immer verändert.

Die Tage als Spieler sind jedoch nur ein kleiner Teil des Portfolios dieser Golflegende. Durch eine Reihe lukrativer Werbeverträge und ein wachsendes Platzdesign-Business wird Tiger bis weit in seinen „Ruhestand“ präsent und auch unverändert reich bleiben.

Wenn seine TGR-Stiftung weiterhin die Gesundheit, Bildung und das Wohlergehen benachteiligter Kinder verbessert, wie sie es immer schon getan hat, und seine Legende und sein Einfluss weiterhin zukünftige Generationen von Golfern, einschließlich Minderheiten, zum Golfsport bringt, dann ist das vielleicht Tigers größte Errungenschaft, sein größtes Vermächtnis.

Wann immer auch seine Karriere enden sollte, wird dies letztlich nicht das Ende bedeuten, sondern mit Sicherheit nur der Beginn des nächsten Kapitels. Und da Tiger ja bekanntlich Tiger ist, behält er sich die noch größeren Wunder ja vielleicht für die Zukunft vor.

Tiger als Präsident?

Auf die nächsten 25 Jahre des Tiger Woods!

Info Tiger Woods

Name: Eldrick Tont Woods
Geboren: 30. Dezember 1975
Geburtsort: Cypress, Kalifornien, USA
Größe: 1,85 m
Eltern: Earl Woods, Kultida Woods
Verheiratet: Elin Nordegren (2004-2010)
Kinder: Sam Alexis, Charlie Axel
Turniersiege: 108 (82 auf der PGA Tour, 25 weitere, Team: 2/2er-Team)
Majorsiege: 15
Profi seit: 1996

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