13.09.2017

Mission Profi

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Ein optimal aufeinander abgestimmtes Team, bestehend aus Betreuern, Trainern, Sponsoren und der Familie, ist die Grundvoraussetzung und bestenfalls der Startschuss einer möglichen professionellen Golfkarriere. Zudem unabdingbar: Die nahezu bedingungslose Bereitschaft, Trainingspläne einzuhalten, diszipliniert zu arbeiten und dem Sport als solchem schon in jungen Jahren so ziemlich alles unterzuordnen.

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Das oft gezeichnete Bild einer elitären, verwöhnten Brut von Spitzenverdienern darf inzwischen durchaus angezweifelt werden. Mitunter ist es sogar an der Zeit, eine Lanze für all jene zu brechen, die Einsatzbereitschaft und Elan versprühen, sich und ihre Kollegen niemals aufgeben und im Falle des größtmöglichen Misserfolgs einen persönlichen Plan B in der Tasche haben.  
Es ist spannend, vor allem aber interessant, sich mit jungen Athleten über sportliche Perspektiven, ihre Wünsche und die Zukunft generell zu unterhalten. Für das Gros der Truppe – das gilt für die Mädchen und die Jungen des Golf Team Germany gleichermaßen – käme eine Profikarriere der Verwirklichung eines Traumes gleich. Dass der Weg schweißtreibend und steinig ist, stellt so gut wie keiner der jungen Athleten infrage. Die Tatsache, dass etliche Top-Amateure nahezu lautlos in der Versenkung verschwinden, fördert die harte Arbeit eher, öffnet aber ebenso gedankliche Falltüren, dem Druck der Herausforderungen eventuell nicht gewachsen zu sein. Und dieser Druck wächst.
Familie als tragende Säule
Spätestens mit der Verpflichtung, sein Geld mit dem Golfsport verdienen zu müssen. Tragende Säulen Eltern sind in puncto sportlicher Förderung ihrer Sprösslinge wahre Hochleistungsmotoren. Da werden gerne mal jährlich 30.000 Kilometer im eigenen Pkw zurückgelegt, wochenlange Hotelaufenthalte in Kauf genommen und aus privater Tasche nicht unerhebliche Summen investiert.
Auf den persönlichen Antrieb angesprochen, verweisen sie vor allem auf das Erleben einer positiven Persönlichkeitsentwicklung, das Miteinander und einen gewissen Stolz bei erfolgreichen Turnierteilnahmen und errungenen Titeln ihrer Kinder. Da der Alltag sehr nach dem golfenden Nachwuchs ausgerichtet ist, bringt meist die gesamte Familie Opfer. Insbesondere Geschwister stehen nicht selten hinten an, werden aber von etlichen Spielern oft und gerne als sehr wichtiges Glied einer langen Kette und zudem große persönliche Stütze beschrieben.
Trainerstab
„Ohne meine Freunde, meine Familie, die Trainer und alle, die mich unterstützen, wäre ich nicht hier. Gerade an schlechten Tagen oder nach schwachen Runden sprechen sie mir Mut zu und sagen, dass ich es schaffen kann“, sagt Jannik de Bruyn, Drittplatzierter bei der Allianz German Boys Open 2017 und Mitglied des Junior Team.
Verlässt man die familiäre Ebene, stehen in zweiter Reihe gleich mehrere Unterstützer parat: Ein sehr gut aufgestellter Trainerstab – verbandsseitig, aber auch in hiesigen Golfclubs – investiert viel Zeit in den Nachwuchs. Zudem ist man von der tatkräftigen Unterstützung diverser Sponsoren abhängig. Denn das Engagement – insbesondere rund um die Spieler der Nationalmannschaften – ist sehr umfangreich und damit kostspielig.



Laufende Kosten angehender Tourspieler pro Jahr (Quelle: DGV)
Alter               Laufbahn                                         €       
12-14             Landeskader                                 10.000
15-16             Junior Team                                   35.000
17-18            Amateur National Team               45.000
19-26            Elite Team, Div. Pro-Touren         70.000
Ab 27            Elite Team, European Tour        120.000

Enorme Kosten
Da ein großes Betreuerteam am Werk ist, enorme Reisekosten sowie Trainerhonorare anfallen, sind finanzstarke Partner ein wichtiger Baustein für zukünftigen Erfolg. Der Deutsche Golf Verband (DGV) übernimmt dabei im Rahmen der Förderung seiner Kaderspieler des Golf Team Germany durchschnittlich rund 40 Prozent der Kosten.
„Die Nachwuchsförderung im Golfsport ist ein zentraler Baustein unserer Verbandsarbeit, die durch Engagements wie beispielsweise die der Deka, deutlich gestärkt wird. Nur mit tatkräftiger und finanzieller Unterstützung unserer Partner werden wir die breiten- und leistungssportliche Entwicklung im Jugendgolf weiter voranbringen“, erklärt Claus M. Kobold, DGV-Präsident.
Das A und O: Trainingseifer
In Sachen Trainingsengagement macht den Kaderspielern so schnell keiner etwas vor: Fünf bis sieben Trainingstage wöchentlich, lautet das Standardprogramm. In unzähligen Einheiten auf und insbesondere neben dem Platz, gilt es, die nötige Balance zwischen Schwungtraining und kurzem Spiel zu finden. Zudem werden anhand gezielter Rundenanalysen Stärken und Schwächen aufgezeigt, anhand derer die Trainingspläne individuell erstellt werden. Mehr als 30 Wochenstunden intensiven Trainings sind demnach keine Ausnahme, sondern eher die Regel.
Das klare Bewusstsein, dass im Leistungssport nur der überlebt, der am härtesten für den Erfolg arbeitet, verbindet den Großteil der deutschen Kaderspieler und wirkt auf Außenstehende fast wie eine Art Glaubensbekenntnis. Extremes Zeitmanagement, volle Terminkalender, Reisestress und ein großer Verzicht im privaten Bereich, dies alles erinnert an Managertätigkeiten in der freien Wirtschaft. Generell werden Freizeitaktivitäten beinahe komplett zurückgefahren, möglicher Frust diesbezüglich argumentativ im Keim erstickt. Schließlich ist es lohnenswert, denn es kommt sehr viel vom Sport zurück. Es ist erstaunlich, wie selbstverständlich die Jugendlichen mit den Konsequenzen ihrer Entscheidung bzw. dem Wunsch, Profigolfer zu werden, umgehen. Keine Zeit für Zweifel.
Mentale Belastbarkeit zählt
Befragt man die jungen Athleten nach dem, was ihrer Meinung nach den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg ausmacht, ist das Gros der Meinung, dass insbesondere die mentale Komponente den Ausschlag zwischen sehr guten und den besten Golfspielern der Welt gibt. Nicht selten fällt als Vorbild der Name Tiger Woods. Für eine gesamte Golfgeneration ist der 14-fache Major-Sieger trotz, oder gerade wegen seiner aktuellen Rückschläge, Vorbild, Motivator und Ansporn zugleich.
Bereits in Jugendjahren sind aus diesem Grund Mentaltrainer stets präsent und begleiten die Nachwuchskader. Individuelle Betreuung durch erfahrene Coaches gehört beinahe zum Alltag. Und nicht immer ist golferisches Know-how gefragt. Vielmehr nutzen die Athleten den Erfahrungsschatz ihrer Mentoren und bauen darauf auf. In einer Art interaktivem Puzzle wird miteinander erarbeitet, worauf es in schwierigen Situationen auf internationaler Bühne ankommt.
Mentaltraining in jungen Jahren
So zählen mitunter Nationaltrainer aus anderen Sportarten zur festen Personaldecke. Spielsituationen aus ganz unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten, Entscheidungsfehler zu beleuchten, situationsspezifische Wege aufzuzeigen und in Drucksituationen Lösungswege zu finden – eine gesunde Grundeinstellung zum Spiel als solches ist hierbei der erste Schritt zum gemeinsamen Erfolg.
Um die Schwächen zu bekämpfen, ist es somit nicht zwingend notwendig, auf dem Platz zu stehen. Regelmäßige Gespräche mit dem Mentalcoach, beispielsweise, werden von den Kaderspielern sehr geschätzt und sind Bestandteil einer ganzheitlichen Betreuung. Das Erarbeiten einer Vertrauensbasis mit den Coaches, eine individuelle Schwungroutine, gepaart mit Fleiß und Liebe zum Spiel, sind nötige Grundzutaten, um dem Traumberuf Profigolfer einige Schritte näherzukommen. Warum es sich lohnt? Es ist die Freude an der Natur sowie die fesselnde Komplexität dieser Sportart.
Persönlichkeitsentwicklung durch Golf
Und es spielt dabei scheinbar keine Rolle, in welcher Altersklasse man sich befindet. Bisweilen klingt es gar etwas altklug, wenn junge Spieler von kreativer Entfaltung im Freien sprechen und die schönen Landstriche und Golfdestinationen weltweit hochloben.
Der Golfsport als Lehrmeister für den Alltag und das Leben generell. Die Erkenntnis einer positiven Persönlichkeitsentwicklung, dank eines „Sportkatalysators“, der Erfolg und Niederlage richtig einzuordnen lehrt und die Jugendlichen auf das Leben vorbereitet. Diese Einzigartigkeit ist Motor und Motivation und treibt sie an. Jeder bekommt eine Chance, und neben der körperlichen Verfassung wird ebenso viel mit dem Kopf gearbeitet.
Plan B fest in der Tasche
Denn, Fakt ist: Die Chancen sind für alle gleich und am nächsten Tag werden die Uhren wieder auf null zurückgedreht. Der Gegner kann vielleicht besser sein, aber er hat keinen Einfluss auf das eigene Spiel. Der Fokus liegt auf dem Platz und man hat alles selbst in der Hand. Man lernt nie aus und es ist mutig, einen Sport zu betreiben, bei dem es so gut wie keine Ausreden gibt.
Vielseitig kommt die Palette der Berufswünsche daher, vorausgesetzt, der Traum einer Profikarriere sollte nicht in Erfüllung gehen. Das Projekt „Lebensunterhalt durch Golfspielen“ findet in der Regel Begleitschutz durch einen gut durchdachten Alternativplan. Unvorbereitet auf einen möglichen Misserfolg geht keiner der Kaderspieler in die Zukunft. So finden sich Berufsfelder von der Immobilienbranche über Jurastudium bis hin zur Architektur wieder. Hoch im Kurs steht die berufliche Zukunft mit Sportbezug. Das Sportmanagement findet hierbei mit Abstand die meisten Nennungen.
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